„Für eine Entwarnung ist es noch zu früh“

Foto: Süderelbe AGDr. Olaf Krüger || Foto: Süderelbe AG

Süderelbe AG: Netzwerken im Corona-Modus

Dr. Olaf Krüger, Vorstand der Süderelbe AG, über die Auswirkungen und die offenen Fragen

Für Gesellschaften wie die Süderelbe AG ist die Corona-Krise ein Angriff auf einen Lebensnerv. „Als Wirtschafts- und Regionalentwicklungsgesellschaft im Hamburger Süden leben wir nicht zuletzt vom Netzwerken. Das funktioniert zwar auch online, aber eben nur begrenzt. Gerade die Gespräche, die sich am Rande von Veranstaltungen ergeben, setzen oftmals wichtige Impulse. Da entstehen Themen, an die man vorher gar nicht gedacht hat. Das fällt jetzt fast völlig unter den Tisch“, kommentiert Dr. Olaf Krüger die Situation im Rahmen einer Videoschaltung mit B&P. Trotz allem hat sich gerade die Süderelbe AG mit Elan auf den Weg der Digitalisierung begeben und neue Formate ausprobiert.

Dass Veranstaltungen, Info-Abende und Diskussionsrunden im Real-Modus nur eingeschränkt bis gar nicht möglich sind, ist die eine Seite. Die andere: Auch Projekte, die nach wie vor durchgeführt werden, starten ein wenig stiller, weil geplante Informationsveranstaltungen und Arbeitstreffen derzeit nicht möglich sind. Ein Beispiel ist der „Shuttle-On-Demand Verkehr“, dessen Start in der B&P-September-Ausgabe bereits angekündigt wurde. Das Shuttle-On-Demand Projekt in der Elbmarsch und in Winsen/Luhe zählt zu den Positivposten der SAG-Bilanz 2020. Krüger: „Auch wenn die für Mitte November geplanten Auftaktveranstaltungen aufgrund des erneuten Lockdowns nicht stattfinden konnten, wird der Shuttle-Betrieb planmäßig mit dem Fahrplanwechsel am 13. Dezember gestartet. Den Öffentlichen Personennahverkehr stellen wir ja auch nicht ein, auch wenn nach Aussage der Beteiligten rund 70 Prozent weniger Menschen ihn derzeit nutzen. Nach Aussage der ioki GmbH, die bereits einige Shuttle-On-Demand Verkehre in Hamburg betreibt, liegt der Fahrgastrückgang dort nur bei 50 Prozent. Offensichtlich bevorzugen die Menschen in Corona-Zeiten einen kleinteiligeren Öffentlichen Nahverkehr.“

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Insgesamt führt Corona allerdings dazu, dass die politisch forcierte Abkehr vom Individualverkehr ins Stocken geraten ist. Wer kann, fährt mit dem eigenen Auto, und dann nicht selten mal wieder in den Stau. Der gilt vielen Pendlern jedoch als weniger bedrohlich als eine Fahrt in der vollbesetzten S-Bahn. Vor diesem Hintergrund muss man die Ergebnisse des Feldversuchs „Shuttle-On-Demand“ in der Corona-Pandemie laut Krüger sicher anders bewerten als in normalen Zeiten. Das Projekt in der Elbmarsch gehört zu einem ganzen Strauß von Maßnahmen, deren Ergebnisse in den ITS-Weltkongress einfließen, der im Herbst 2021 in Hamburg stattfinden wird und Experten, Fachpublikum und Interessierte aus der ganzen Welt nach Hamburg locken soll.

Ein anderes Thema der Süderelbe AG: der Fachkräftemangel. Krüger: „Die durch Corona ausgelöste Arbeitslosigkeit ist eher branchenspezifisch. Im Bereich IT und Handwerk werden Fachkräfte nach wie vor gesucht.“ Die Marktlage könne sich allerdings ändern, wenn Unternehmen wie zum Beispiel Airbus – derzeit sind 70 Prozent der Belegschaft in Kurzarbeit – nicht schnell genug Tritt fassen. Das könne noch zu einer Entlassungswelle führen. Krüger: „Dann haben wir eine neue Lage.“ Sein Fazit nach fast neun Monaten akuter Pandemie: „Für eine Entwarnung ist es noch zu früh.“ wb

>> Web: www.suederelbe.de