Von Corinna Horeis, Diplom- Kauffrau und Personalberaterin
Die anhaltende Corona-Situation hat die Arbeitswelt grundlegend in kürzester Zeit verändert. Was gestern noch eine Vision war, ist in nur wenigen Wochen Realität geworden. Unternehmen erfahren einen Crashkurs in Sachen Digitalisierung und Flexibilität. Das Homeoffice wurde als Arbeitsort möglich und vollends ausgestattet, Videokonferenzen haben Geschäftsreisen ersetzt, und flexible Arbeitszeiten wurden an die Bedürfnisse der Arbeitnehmer angepasst – und alles quasi über Nacht. Remote-Work (Arbeiten unabhängig vom Arbeitsort) wurde zum Standard. Die Krise hat den Prozess, Veränderungen in der Arbeitswelt voranzutreiben, beschleunigt. New Work ist vielerorts die neue Realität.
Der Begriff New Work beschreibt eine Arbeitsweise, die auf die Auswirkungen der Globalisierung und Digitalisierung auf die Arbeitswelt reagiert, und wurde bereits in den 1970er-Jahren durch den Philosophen Prof. Dr. Frithjof Bergmann geprägt.
New Work ist eine Herausforderung für Führungskräfte und Mitarbeiter. Führungskräfte müssen sich durch Transparenz, Vertrauensarbeit und Agilität an den Wandel anpassen. Mitarbeiter werden aktiv in Entscheidungsprozesse einbezogen, und eine gelebte Feedback-Kultur sorgt für bessere Kommunikation. Seitens der Mitarbeiter wird der Wunsch nach Selbstständigkeit, Gestaltungsspielräumen und Sinnhaftigkeit größer. Hierarchien und Ellenbogengesellschaften werden durch Teamgeist, Gemeinschaftssinn und den Willen zur Zusammenarbeit ersetzt. Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verwischen teilweise aufgrund der ständigen Erreichbarkeit, wodurch der Wunsch nach einer ausgewogenen Work-Life-Balance bestehen bleibt.
Die traditionellen Vorstellungen von Arbeitszeit, Anwesenheit, Urlaub und Gehalt werden in Frage gestellt. Aspekte wie Flexibilität, Zufriedenheit und Sinnhaftigkeit rangieren bei Arbeitnehmern deutlich vor klassischen Anreizsystemen wie Gehalt, Firmenwagen und Titel – insbesondere wenn es um diese Frage geht: Was ist mir im Berufsleben wichtig?
Der rasend schnelle Wettbewerb führt dazu, dass sich komplexe Unternehmen immer schwieriger durch langwierige Entscheidungswege von oben herab steuern lassen. Zu viele „Mitentscheider“ machen Entscheidungen zu langwierig und undurchsichtig. Außerdem bleiben die eigentlichen Macher/Experten dabei auf der Strecke und werden wenig wahrgenommen. Anpassungsfähiger sind autonom agierende Teams, die das Wissen, die Mittel und die Freiheit haben, Entscheidungen zu treffen und neue Ansätze zu testen. Die Teams sind in der Lage, flexibel auf die sich ständig verändernden Kunden- und Marktbedürfnisse zu reagieren. Kurzum: Der Arbeitnehmer wird mündiger werden.
New Work bietet eine Chance zur persönlichen und beruflichen Entfaltung. Gleichzeitig verlangt es von den Mitarbeitern eine unternehmerische Grundhaltung. Die Angestellten haben durch ihr Handeln die Möglichkeit, die unternehmerischen Prozesse mitzugestalten und an Entscheidungen mitzuwirken. Die Übertragung von Verantwortung und auch Entscheidungsbefugnis auf die Mitarbeiter verlangt die Bereitschaft, diese auch zu übernehmen. Der Schrei nach Mitbestimmung und Gestaltung ist häufig größer als die Bereitschaft, den Kopf für eine Entscheidung hinzuhalten.
Ziel ist es, ein besseres, zufriedeneres und letztlich glücklicheres (Arbeits-)Leben zu führen. Unter New Work wird Arbeit verstanden, „die man wirklich, wirklich tun will“ (Frithjof Bergmann); Arbeit, die erfüllt und Raum für Selbstverwirklichung zulässt.
In operativen, stark regulierten Betrieben ist agiles Arbeiten nicht immer sinnvoll. Zum Beispiel in Produktionsbetrieben, Krankenhäusern oder in der Flugraumüberwachung braucht es klare Schichtpläne und bei der Überwachung und Steuerung des Betriebs klare Hierarchien und Verantwortlichkeiten. Überall dort, wo permanent schnelle Anpassung an sich verändernde Markt-, Kundenanforderungen nötig ist (zum Beispiel in der IT), wird sich agiles Arbeiten positiv auswirken.
Die Transformation vom hierarchisch vorbestimmten zum selbstbestimmten Arbeiten ist ein langwieriger Prozess. Führungskräfte als auch Mitarbeiter müssen zunächst „entlernen“, wie bislang gearbeitet wurde, um dann neu zu erlernen, sich selbst zu organisieren. Rollen innerhalb des Teams werden definiert und gegebenfalls wieder angepasst. In der Regel braucht es Monate, bis sich ein Team optimal zusammengefunden hat.
Veränderung braucht Ausdauer und Mut – packen wir es an.
Ausführlicher wird der Wandel im Blog beschrieben:
https://www.horeis-consult.de/new-work-arbeitswelt-im-wandel