„Gutes Wetter ist, wenn das Geschäft läuft“

Foto: Torben WeißBild: Wünscht den neuen Lizenzpartnern Erfolg – die Konkurrenz in der Seestadt sei groß, sagt Jürgen Gosch über Bremerhaven. || Foto: Torben Weiß

Interview mit dem Sylter Gastronom Jürgen Gosch über den Standort Bremerhaven.

Von Maike Wessolowski

Mit Bremerhaven hat Unternehmer Jürgen Gosch (79) bislang nur den Firmensitz eines langjährigen Geschäftspartners verbunden. Seit kurzem prangen Schilder der Fischrestaurantkette Gosch auch in den Havenwelten. Die Filiale wird durch Lizenzpartner geführt. Warum der Unternehmer neue Partner inkognito testet, wie er am liebsten verreist und was sein einziges Hobby ist, hat er Reporterin Maike Wessolowski am Telefon verraten.

Moin, Herr Gosch. Ich habe gehört, dass Sie in diesem Jahr schon inkognito in Bremerhaven unterwegs waren… Ja, wenn es Anfragen für eine Partnerschaft gibt, dann schaue ich mir das ohne Vorwarnung an. Ob die Leute einen guten Eindruck machen. Und auch den Standort natürlich.

Anzeige

Da das neue Gosch-Restaurant geöffnet hat, hat Bremerhaven wohl Ihren Test bestanden? Ja, das sind gute Leute. Der Standort ist gut und die Partner erfahrene Gastronomen. Ich hab denen gesagt, die Konkurrenz ist groß, in Bremerhaven gibt es sehr gute Fischgastronomie, da müssen die (Lizenzpartner, Anm. d. Red.) sich anstrengen. Aber die sind jung und haben viel Power.

Also kennen Sie Bremerhaven? Ich würde nicht sagen, dass ich Bremerhaven kenne, aber ich habe dort einen langjährigen Geschäftspartner, den ich schon besucht habe, die Firma Schich Ladenbau. Wir haben schon viel zusammengearbeitet. Er hat auch das Bremerhavener Restaurant eingerichtet. Das Team hat mir schon Fotos geschickt und ich muss sagen: Kompliment. Schich gibt sich immer viel Mühe.

Als Gastronom auf See dürfte Ihnen Bremerhaven aber auch ein Begriff sein? Sie haben doch Restaurants auf „Mein Schiff“? Auf fünf Schiffen, ja. Also mit der Branche habe ich wirklich Mitleid, bis die wieder Luft holen können, wird es dauern. Ich bin vor einigen Jahren ab Bremerhaven nach Irland gefahren. Für mich ist die Kreuzfahrt die schönste Art zu reisen, denn ich bin ein fauler Urlauber, lasse mich gerne bedienen. So kann ich vom Schiff den Bus nehmen, sehe alles auf einer Rundfahrt und werde zurück zum Schiff gebracht. Meine Lebensgefährtin habe ich mittlerweile auch dafür begeistern können.

Sie haben mal gesagt, ich habe nur ein Hobby: das Wetter. Kennen Sie denn das Klimahaus Acht Grad Ost in Bremerhaven mit Wetterstudio? Ja, ich interessiere mich schon seit meiner Kindheit für Meteorologie und für Wetterphänomene. Mein Sohn, der Meeresbiologe in Australien ist, hat das übernommen. Den könnte ich jetzt anrufen und er wüsste, was in Hamburg für Wetter ist. Im Klimahaus war ich noch nicht. Ist das nicht so ähnlich wie das Erlebniszentrum Naturgewalten auf Sylt?

Nein, ganz anders. Hier wird auch gerade eine Extremwetterausstellung geplant. Müssen Sie wirklich mal anschauen. Sie besuchen doch das neue Restaurant bestimmt bald? Da wir wegen Corona keine große Eröffnung feiern können, komme ich erst in ein paar Wochen vorbei. Bis dahin kann sich alles einspielen. Das Team ist ja auch ein bisschen nervös, weil wir einen hohen Anspruch haben. Vier Wochen haben sie auf List schon mitgearbeitet, das hat gut geklappt.

Anzeige

Corona ist ein Stichwort: Sie sind im vergangenen Jahr in Bremen zum Gastronomen 2020 gekürt worden. Ausgerechnet ein Jahr, das für die Gastronomie wegen der Pandemie so schwer werden sollte… Das hat keiner geahnt. Aber an der Küste lässt es sich doch gut aushalten, wir haben das Weite und die frische Luft, anders als in Städten im Binnenland, wo es manchmal eng ist. Und wir (bei Gosch, Anm. d. Red.) haben auch gut zu tun. Die Leute kommen, der sonnige September hat uns gutgetan. Wenn der Oktober läuft, stehen wir einigermaßen da, wo wir vor einem Jahr auch standen.

Sie haben ein Imperium nicht nur mit Fischbrötchen aufgebaut, sondern mit einem Lebensgefühl: nah am Meer, Inselliebe, Küstensehnsucht. Was Touristen immer wieder anlockt, reizt ja Einheimische manchmal nicht mehr… Ich bin ein Seehund, ich muss immer dahin, wo Wasser ist. Ich mag keine Berge, das erschlägt mich. Und die Sonnenuntergänge im Norden. Das lieben die Menschen. Es ist romantisch. Manche mögen aber auch Sprühregen, das kann auch schön sein. Und gesund.

Und was ist Ihr Lieblingswetter? Ich bin nicht romantisch. Mein Lieblingswetter ist, wenn das Geschäft läuft.

In Bremerhaven gründen Agnieszka Joost und ihr Partner trotz Corona-Krise. Auch andere Gastronomien haben eröffnet. Können Sie der Branche Mut machen? Na ja, man muss sich anstrengen, das muss man immer. Das gilt auch für die neuen Partner. Das wird nicht leicht, aber jammern nützt nicht. Ich finde, wir sollten uns an die Regeln halten, Abstand halten und Maske tragen. Aber uns dann auch nicht so viel um Corona kümmern. Viele Menschen konzentrieren sich so darauf, das macht müde und das belastet. Man muss die Dinge positiv sehen und anpacken.

Zur Person:

Jürgen Gosch (*15. Mai 1941 in Tönning) ist ein deutscher Gastwirt, Fischhändler und Unternehmer. Er ist Gründer und Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Gosch, die auf der Insel Sylt und in weiteren Städten Fischrestaurants betreibt und 35 weitere im Franchisesystem betreiben lässt. Gestartet ist der gelernte Maurer 1967 als mobiler Ein-Mann-Bauchladen. 2019 setzte Gosch laut Foodservice Top 100 Ranking 87,5 Millionen Euro um. Er wurde 2019 in Bremen zum „Gastronomen des Jahrs 2020“ gewählt.