The show must go on! – Das Modell StreamMax

Live und in Farbe: Die Neu Wulmstorfer Band Whale in the Desert wurde von der Stadtjugendhilfe Buxtehude gesponsert und kam so zu einem professionellen Auftritt inklusive Video. Fotos: Wolfgang Becker

Das Buchholzer Unternehmen Groh-PA bietet Bands und Sponsoren aus der Region einen Online-Live-Auftritt in Profi-Qualität

Von Wolfgang Becker
Kaum eine Branche ist von den Auswirkungen der Corona-Krise so stark betroffen worden wie die Veranstaltungstechnik. Ausgangssperre und Lockdown führten im März zu einem kompletten Erliegen des Geschäfts, denn die Beschallung und Beleuchtung von Hallen, Festplätzen, Clubs und Sommerbühnen war von einem zum anderen Tag nicht mehr gefragt. So erlebte es auch Jan Grohmann-Falke, Meister für Veranstaltungstechnik und Inhaber des Buchholzer Unternehmens Groh-PA: „Ich habe meine Mannschaft, immerhin 30 Mitarbeiter, auf Kurzarbeit gesetzt, aber auf 100 Prozent aufgestockt. Meine Leute leben ihren Job und sind immer für das Unternehmen da, wenn sie gefordert sind. Jetzt ist es an der Zeit, etwas zurückzugeben.“ Grohmann-Falke und sein Team stürzten zwar in ein tiefes Loch des Nichtstuns, aber der Schock währte nicht lange: Sie haben mit StreamMax eine Plattform für Online-Konzerte geschaffen und geben Künstlern die Chance, nicht nur Geld zu verdienen, sondern sogar in Kontakt mit ihren Fans zu treten – kontaktlos, versteht sich.

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„Unsere Antwort auf Corona“
Grohmann-Falke: „Wir haben uns zusammengesetzt und überlegt, was wir nun machen können. Was ist unsere Antwort auf Corona. Dabei ist das ‚virtuelle Veranstaltungszentrum StreamMax‘ herausgekommen. Durch die Initiative StreamMax, die übrigens in Zusammenarbeit mit Buchholz Connect umgesetzt wird, können wir unsere Mitarbeiter sogar teilweise aus der Kurzarbeit zurückholen“ Kurz erklärt: Bands aus der Region bekommen die Möglichkeit, täglich von 19 bis 20 Uhr ein einstündiges Live-Konzert ins Netz zu übertragen. Dazu hat Groh-PA die Probenhalle auf dem Firmengelände an der Brauerstraße mit dem eigenen Technik-Equipment in ein Studio der Superklasse verwandelt. Der Chef: „Wir haben alles aufgebaut, was geht. Normalerweise proben hier professionelle Bands ihre Bühnen-Show, bevor sie auf Tournee gehen. Da geht es viel um Programmierung der Lichttechnik und solche Themen. Diese Technik ist sehr teuer und wäre normalerweise für Amateurbands unbezahlbar. Wir stellen das alles den regionalen Bands zur Verfügung, produzieren dazu einen kostenlosen Video-Mitschnitt und geben die Möglichkeit, dass die Musiker, die ja häufig auch keine Einnahmen mehr haben, Online-Tickets verkaufen – auf freiwilliger Basis für die Zuschauer.“
Bereits im Mai gingen die ersten StreamMax-Konzerte über die Bühne. Groh-PA stellte die Mannschaft für Licht, Soundmix und Video-Mitschnitt sowie die gesamte Technik kostenlos zur Verfügung, animierte jedoch dazu, einen Sponsor zu finden, der dann werbetechnisch als Präsentator des Konzerts hervorgehoben wurde. Kostenpunkt: 750 Euro. Jan Grohmann-Falke: „Das gelang am Anfang nur vereinzelt, mittlerweile müssen wir aber nun doch irgendwie Einnahmen erzielen, deshalb ermutigen wir die Bands, sich konkret um Sponsoren zu bemühen – was in der Regel auch klappt.“

Fans bezahlen für Online-Tickets
Manche Interpreten sind bereits zum wiederholten Male auf der StreamMax-Bühne, denn die Erfahrung zeigt: Es gibt viele Menschen, die bereit sind, für ein Online-Konzert zu bezahlen, obwohl sie das Konzert auch kostenlos sehen könnten. Grohmann-Falke: „Die sind dann überrascht, dass das richtig Spaß macht. Und sie können nach dem Konzert über Zoom mit den Musikern in Kontakt treten. Das kommt auf beiden Seiten richtig gut an.“
Alle Versuche, in Buchholz Live-Konzerte oder andere Bühnenveranstaltungen beispielsweise im Autokino oder vor der Empore anzubieten, sind bislang gescheitert, weil die Nachfrage weit hinter den Erwartungen zurückblieb. Die Erklärung von Grohmann-Falke: „Die Leute sind einfach verunsichert und trauen sich nicht auf Veranstaltungen mit vielen Menschen. Und ein Konzert über das Autoradio, was ja eine Alternative im Autokino wäre, ist eben doch nicht so attraktiv. Die Online-Konzertschiene ist meines Erachtens das einzige, was recht gut funktioniert.“

Fünf Kameras im Einsatz
Und dafür legt sich die GrohPA-Mannschaft mächtig ins Zeug. Allein für die Video-Aufzeichnung sind fünf Kameras im Einsatz – inklusive eines Kamerakrans, der von zwei Mitarbeitern bedient wird. Dort, wo normalerweise das Publikum stünde, sieht es auch wie im Kontrollraum einer Raketenbasis: Überall Bildschirme, diverse Mischpulte, kilometerweise Kabel, Netzwerktechnik und mittendrin konzentrierte Experten, die dafür sorgen, dass die Live-Musik auf der Bühne perfekt ins Netz übertragen wird. Alles ist in Echtzeit – jeder Fehler auf der Bühne ist unkorrigierbar. Aber: Für viele Bands ist es auch eine Premiere, dermaßen bunt und professionell in Szene gesetzt zu werden. Andere, wie Versengold oder Lalelu, sind durch die Zusammenarbeit mit Groh-PA bereits routiniert am Werk. Sie nutzen die Plattform für einen kostenpflichtigen Konzertabend und konnten damit eine angemessene Gage erzielen.
Aufgrund der nach wie vor ungeklärten Situation auf dem Veranstaltungssektor, aber auch der großen Nachfrage der Bands hat Jan Grohmann-Falke das Projekt StreamMax bis Jahresende ausgedehnt. Mehr noch: „Ich rechne damit, dass wir das auch noch im Januar und Februar anbieten werden.“ StreamMax ist damit zu einer virtuellen Veranstaltungshalle geworden, die übrigens auch von Unternehmen für professionelle Online-Formate gebucht werden kann.

Lust auf eine Firmenpräsentation?
Wer eine Talkshow oder eine Produktpräsentation übertragen möchte, kann sich an Groh-PA werden. „Wir können hier alles machen – beispielsweise auch eine Neuwagenvorstellung, ein Nacht-Café, Kochshow oder einen Business-Talk. Mein Team ist da sehr kreativ und hilft bei der Umsetzung“, sagt der Unternehmer.
Kleiner Tipp: Vom 6. bis 9. August findet der vom Hamburger Magazin „Oxmox“ kreierte Hamburger Band-Contest mit 40 Bands online über StreamMax in Buchholz statt. Tickets können direkt über die Streammax Seite gebucht werden. Am 03.10. findet dann das große Finale mit prominenter Jury ähnlich einer DSDS Show statt. In den Tagen der Vorentscheidung bietet Groh-PA zusammen mit den Partnern Yamaha und Shure auch kostenlose Online-Seminare im Rahmen eines virtuellen Open Day an. Alle Konzerte, die bislang über die StreamMax-Bühne gegangen sind und kostenlos angeboten wurden, sind permanent im Internet zu finden und können jederzeit angesehen werden: streammax.de
Web: www.groh-pa.de
Kontakt: 0 41 81/92 88 30

Jan Grohmann-Falke erklärt Besuchern des ISI Zentrum für Gründung, Business & Innovation (WLH) das StreamMax-Modell.
Ein Teil der bis zu achtköpfigen Groh-PA-Mannschaft im StreamMax-Einsatz: Hier wird der Kamerakran in Stellung gebracht.
Eine Stunde live auf der Bühne: Whale in the Desert aus Neu Wulmstorf.


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