25 Jahre Volvo im Autohaus Werner Bröhan: So haben die Schweden das Alte Land erobert
Ein Tag im Sommer 1995: Im Autohaus Werner Bröhan in Jork-Königreich taucht überraschend Svante Runnquist auf, ein Mann in sportlicher Hose und einem weißen Hemd mit aufgekrempelten Ärmeln. Er fragt nach dem Chef: Gerd Bröhan. Der unangemeldete Gast stellt sich als Geschäftsführer Volvo Car Germany mit Wohnsitz in Schweden vor. Er möchte einfach nur mal Hallo sagen und den Neuzugang Bröhan im Händlernetz begrüßen. Das war vor 25 Jahren und markierte den Einzug des schwedischen Family-Style ins Alte Land – locker, sympathisch und kein bisschen Nadelstreifen. Die schwedische Automarke Volvo parkte sozusagen stilsicher ein. Und so ist es bis heute geblieben.
Wenn Gerd Bröhan auf diese Begebenheit zurückblickt, ist er noch immer beeindruckt: „Ich dachte damals: Wie klasse ist das denn?“ Er war eher den bajuwarischen Stil gewohnt, denn zuvor hatte das Autohaus Werner Bröhan mehr als 30 Jahre lang BMW verkauft. Im Zuge einer „Gebietsentflechtung“ wurde dann jedoch das Händlernetz bereinigt und der kleinere, aber durchaus erfolgreiche Betrieb im Landkreis Stade verlor den Vertrag – der SuperGAU für einen Autohändler.
Doch wo eine Tür zufällt, geht eine neue auf – diese Erfahrung machte auch Gerd Bröhan, der das Autohaus von seinem Vater Werner übernommen hatte und nun einen Paradigmenwechsel erlebte. Durch die offene Tür spazierte Volvo herein. Wo eben noch Tuning und Motorsport im Vordergrund standen, ging es nun um Familie, Sicherheit und einzigartiges Design – skandinavisches Ambiente. Sozusagen Ikea auf Rädern, nur eben nicht zum Selberschrauben . Gerd Bröhan: „Der Unterschied: Ein BMW-Kunde öffnet als erstes die Motorhaube, der Volvo-Kunde als erstes die Kofferraum-Klappe.“ Besser lässt sich der Wandel wohl kaum beschreiben. Zwei Auto-Welten trafen aufeinander.
„Wollt ihr ihn fahren?“
Das galt nicht nur für die Kunden, sondern auch für die Mitarbeiter, wie sich Gerd Bröhan erinnert, denn die hatten immer noch ein Herz für BMW und schnelle Autos. Er sagt: „Von Volvo hieß es dagegen: Diese Autos hat der liebe Gott mit der Motorsäge aus einem Baumstamm geschnitzt.“ Svante Runnquist hatte vor seinem Besuch in Jork-Königreich wohl so etwas geahnt, denn er fuhr mit einem Volvo 850 T5 R vor: Fünf-Zylinder-Motor mit 250 PS. Kaum angekommen, umringten die Bröhan-Monteure das Kraftpaket made in Sweden. Gerd Bröhan: „Und dann passierte etwas Unerwartetes: Mein Gast legte den Schlüssel auf den Tisch und sagte: Wollt ihr ihn fahren? Bitteschön . . .“ Vertrauen first – so lassen sich Menschen überzeugen.
Volvo gehört seit 2010 zur chinesischen Geely-Gruppe, hat sich den schwedischen Stil aber bewahrt und macht in der Branche vieles anders. Catharina Bröhan: „Als irgendwann beschlossen wurde, dass Volvo nur noch Vier-Zylinder-Motoren auf den Markt bringt, hatten wir schon Bedenken, aber heute können wir sagen: Volvo hat richtungsweisende Vorbereitungen getroffen und wurde dafür belohnt: Alle Emissionswerte erfüllen schon lange die aktuellen EU-Verordnungen. Volvo hat damit den aktuellen Zeitgeist getroffen.“ Mittlerweile setzt Volvo strikt auf E-Mobilität (alle neuen Modelle sind in unterschiedlicher Intensität elektrifiziert) und hat sich ein Tempolimit von 180 Stundenkilometern verordnet. Ebenfalls ein Novum in der Autobranche. Hintergrund sind die ambitionierten EU-Vorgaben zum CO2-Ausstoß der Fahrzeugflotten, die alle Hersteller extrem herausfordern. Die Öko-Challenge ist in vollem Gange. Und Gerd Bröhan sagt: „Volvo ist bereit.“
Durchgängig attraktiv
Dass neue Wege durchaus zum Erfolg führen, zeigen die Zulassungszahlen. Mitte der 90er-Jahre verkauften die Schweden in Deutschland rund 20 000 Fahrzeuge pro Jahr, 2019 waren es bereits 53 400. Auch die Kundenstruktur hat sich verändert. Früher zählten eher Lehrer, Ärzte und Anwälte dazu, heute ist Volvo mit dem aktuellen Design durchgängig attraktiv. Gerd Bröhan: „Wir verkaufen an unseren beiden Standorten in Jork-Königreich und Stade-Wiepenkathen mehr als 200 Volvo-Modelle pro Jahr. Damit sind wir sehr zufrieden.“ Als zweite Marke bietet Bröhan seit 2003 übrigens Hyundai an – etwa in derselben Größenordnung. „Ein idealer Mix“, wie Catharina Bröhan betont, da sich die Modellreihen ergänzen und Kunden auf ganz unterschiedliche Weise „abholen“.
Was die Geschäftsführer Gerd Bröhan und Catharina Bröhan besonders beeindruckt, ist das partnerschaftliche und allürenfreie Verhältnis zwischen den Volvo-Händlern und dem Hersteller. Auch wenn die Volldigitalisierung mittlerweile das Familiäre ein bisschen in den Hintergrund drängt, sagt der Senior: „Hier spricht jeder mit jedem. Wir haben zudem einen großartigen Händlerverband, der für kurze Wege und einen guten Draht zum Hersteller sorgt. Die Markenpolitik ist transparent, und wir werden gehört. Das ist ein ganz großes Plus.“ wb