LRD Umweltdienste aus Harsefeld will Recyclingsystem aufbauen
Die Firma LRD Umweltdienste aus Harsefeld entsorgt Feuerlöscher und produziert aus dem Inhalt Düngemittel. Nun hat Inhaber Gerhard Naujoks eine neue Idee: Er möchte Einwegfeuerzeuge recyceln. Als Partner hat er die Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften in Wolfsburg gewonnen und im Duo bereits eine Förderung von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt bekommen.
Eine mühevolle Aufgabe, wie es scheint. Die Feuerzeuge sind klein und bieten nicht viel Material. Aber dieses ist trotz des geringen Preises hochwertig, schließlich muss der Kunststoff dem Druck des Gases standhalten. Hinter dem Vorhaben von Gerhard Naujoks steckt ein Umweltgedanke: „Warum sollen wertvolle Rohstoffe aus alten Feuerzeugen beim Wegwerfen verloren gehen und nicht gesammelt und aufbereitet werden?“, sagt er. Diese Frage stellte er sich schon vor knapp 20 Jahren, als er als Dienstleister für Feuerlöscherverkauf und deren Wartung deutschlandweit tätig war und sich Gedanken um die Wiederverwertung von ausgedienten Feuerlöschern machte.
Seitdem zerlegt und entsorgt Gerhard Naujoks mit inzwischen 45 Mitarbeitern in die Jahre gekommene Feuerlöscher und verwertet die darin enthaltenen Löschmittel zu Düngemitteln. „Feuerlöscherpulver besteht hauptsächlich aus Stickstoff und Phosphat – grundlegende Nährstoffe für das Pflanzenwachstum“, erklärt der gelernte Landschaftsgärtner. Er wollte daraus einen ökologischen Dünger machen und hat in mühsamer Pionierarbeit ein Verfahren entwickelt, das die dafür nötigen Bestandteile aus dem Löschmittel herauslöst. Kauft man im Frühjahr oder Herbst bei Aldi oder Lidl Rhododendrondünger, ist darin garantiert anteilig der Harsefelder Dünger enthalten. Für die Maisdüngung pelletiert er seinen Dünger, der in dieser Form direkt mit dem Maiskorn eingesät wird. Heute holt die LRD Löschmittel-Recycling und Umweltdienste GmbH mit acht Großfahrzeugen europaweit die Feuerlöscher ab und verwertet nicht nur die Löschmittel, sondern auch die anderen Bestandteile wie Gummi, Kunststoff, Aluminium und Messing. Für diese Idee ist Gerhard Naujoks 2017 mit dem Strategiepreis ausgezeichnet worden. Nun brennt er für die neue Idee, auch aus Feuerzeugen das Beste herauszuholen und dafür ein Verfahren zum Sammeln und Aufbereiten zu entwickeln.
Wie kommen die Feuerzeuge nach Harsefeld?
Dafür nahm er Kontakt zur Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften in Wolfsburg auf und warb beharrlich für seine Idee. Das Ergebnis: Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) hat im April 2020 mitgeteilt, dass ein entsprechendes Projekt zwischen der Hochschule und LRD mit 391 000 Euro gefördert wird. Vorausgegangen war wieder akribische Pionierarbeit, die vor allem aus Produkt- und Marktanalysen bestand. Die wichtigste Frage, wie die Feuerzeuge für das Recycling nach Harsefeld gelangen, war dabei schon geklärt. Die Logistik ist ja bereits vorhanden. Auf die Sattelschlepper mit den Feuerlöschern passen auch noch die Feuerzeuge . . .
Die Förderung ist ein Anfang. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt sieht offensichtlich Potenzial für ein Projekt, das nachhaltig die Umwelt entlastet. Nun geht die Arbeit für Gerhard Naujoks und sein Team weiter: „Wir sind im Gespräch mit Einzelhandels- und Drogerieketten, um ein System aufzubauen, das wie bei Batterien auf Sammelboxen beruht.“ Er hofft, dass auch alle anderen Marktteilnehmer für dieses Projekt so brennen wie er.bal
Butan ist klimaschädlich
In Deutschland werden jedes Jahr etwa 160 Millionen Einwegfeuerzeuge verkauft. Würde man sie hintereinanderlegen, würde das etwa dem Durchmesser der Erde entsprechen. Hinzu kommen jährlich etwa zwei Tonnen Einwegfeuerzeuge aus China, die nicht CE-geprüft sind und entsorgt werden müssen. Eine unsachgemäße Entsorgung birgt die Gefahr, dass das klimaschädliche Brenngas Butan unkontrolliert austritt. Immerhin sind dies 60 000 Liter, was etwa dem Inhalt von 333 Badewannen entspricht.