Corona-Pandemie stellt Netze vor Belastungsprobe – IHKLW fordert nachhaltige Finanzierung und Beschleunigung von Ausbauvorhaben
Corona wirkt auf die digitale Infrastruktur wie ein Brennglas. Alle schauen auf die Leistungsfähigkeit unserer Internetleitungen – und die Krise hat die Defizite für jeden sichtbar werden lassen“, sagt Michael Zeinert, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer
Lüneburg-Wolfsburg (IHKLW). „Wenn Homeoffice und Videokonferenzen an zu langsamen Leitungen scheitern, fehlt es an der Grundlage für eine erfolgreiche Digitalisierung. Modernes und agiles Arbeiten bleibt für viele Unternehmen und Arbeitnehmer dann ein ferner Traum.“
Wie bedeutend eine leistungsfähige digitale Infrastruktur für Unternehmen und Betriebe in der Region ist, wurde mit der Digitalisierungs-Umfrage der IHK Lüneburg-Wolfsburg zu Jahresbeginn erneut deutlich: Den Ergebnissen zufolge treten dabei große regionale Unterschiede auf. Während im Heidekreis fast
63 Prozent der Unternehmen ihre Breitbandverfügbarkeit mit „sehr gut“ oder zumindest mit „zufriedenstellend“ bewerten, ist die Einschätzung für den Landkreis Lüchow-Dannenberg deutlich schlechter. Mehr als
55 Prozent der Unternehmen erachten dort die Breitbandanbindung als „ungenügend“, noch einmal knapp 26 Prozent als „ausbaufähig“. Die Landkreise Harburg, Lüneburg und Celle liegen im Mittelfeld eng beieinander und zeigen ein zweigeteiltes Bild mit je rund
50 Prozent zufriedenen und unzufriedenen Unternehmen. Der Landkreis Gifhorn hingegen liegt mit gut
57 Prozent „sehr gut“/„zufriedenstellend“ auf dem zweiten Platz. Zeinert: „Der Breitbandausbau ist nach wie vor die entscheidende Frage für die Digitalisierung unserer Unternehmen und Betriebe in der Region. Rund die Hälfte der Unternehmen zeigt sich bis heute unzufrieden mit der Leistungsfähigkeit ihrer Anschlüsse.“
Aus Sicht der IHKLW stehen verschiedene Faktoren einem beschleunigten Breitbandausbau entgegen: ein hoher Personalbedarf auf Seiten der Landkreise, die Unverbindlichkeit von Ausbauzusagen privater Netzbetreiber und die Länge der Vergabeverfahren zur Auswahl von Providern, Planern und Bauunternehmen.
„Der Glasfaserausbau konzentriert sich auf den ländlichen Raum. Das ist richtig so, denn hier liegt das größte Aufholpotenzial. Gleichzeitig dürfen wir unsere Städte aber nicht in eine Sackgasse laufen lassen. Bandbreiten von 100 bis 250 Mbit/s sind heute gut, aber morgen schon zu langsam, wenn das Gigabit-Zeitalter richtig Fahrt aufnimmt. Deswegen gehört die Aufgreifschwelle abgeschafft“, so Michael Zeinert. „Als IHKLW sehen wir aber auch die Landesregierung in der Pflicht, ihre Förderbedingungen inklusive der finanziellen Ressourcen für den Breitbandausbau zu überarbeiten – und damit insbesondere strukturschwache Landkreise beim Breitbandausbau zu unterstützen.“