IHKLW-Chef Zeinert fordert Stundungen bei Rückzahlung von Hilfen
Trotz weiterer Lockerungen in den vergangenen Wochen hat die regionale Wirtschaft weiterhin mit den finanziellen Folgen der Coronakrise zu kämpfen: Rund 53 Prozent der Unternehmen leiden unter Liquiditätsengpässen, 58 Prozent verzeichnen einen Eigenkapitalrückgang. Das zeigt die vierte Corona-Blitzumfrage der Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg (IHKLW), an der sich rund 550 Unternehmen aus dem IHKLW-Bezirk beteiligt haben. Rund 34 Prozent der befragten Unternehmen befürchten einen Rückgang des Gesamtumsatzes 2020 um mehr als 50 Prozent — der Wert hat sich seit der IHKLW-Umfrage Anfang Mai nicht verändert.
„Noch haben die Lockerungen also keinen deutlich positiven Effekt, ein Ende der Corona-Krise ist für viele Unternehmen nicht in Sicht. Mit rund 45 Prozent rechnet fast die Hälfte der Befragten erst im Verlauf des Jahres 2021 mit einer Rückkehr zur Normalität“, sagt IHKLW-Hauptgeschäftsführer Michael Zeinert und fordert: „Die Unternehmen, die Hilfen von Bund und Land erhalten haben, bereits jetzt mit Rückzahlungsforderungen zu konfrontieren, setzt das völlig falsche Signal. Wir fordern Bund und Land auf, hier mit Augenmaß zu agieren, um die Betriebe durch den kurzfristigen Entzug von Liquidität nicht zusätzlich zu gefährden.” Rückzahlungen sollten später oder gar nicht erforderlich werden und maximal anteilig berechnet werden für die Monate, in denen die Unternehmen nicht durch Auflagen in ihrer Geschäftstätigkeit eingeschränkt waren.
Die Ergebnisse der IHKLW-Blitzumfrage unterstreichen die Forderung: Aktuell bezeichnen 59 Prozent der regionalen Unternehmen ihre Geschäftslage als schlecht, insbesondere die Nachfrage im Inland ist bei rund 91 Prozent der Befragten zurückgegangen. Als besorgniserregend wertet Zeinert, dass 28 Prozent der Unternehmen davon ausgehen, in den nächsten zwölf Monaten Personal abzubauen. „Hier muss es von der Politik noch mehr Unterstützung geben. Die kürzlich beschlossene Ausbildungsprämie ist ein erster richtiger Schritt dazu“, sagt Zeinert.
Auf die Lieferketten der Unternehmen dagegen scheint die Coronakrise nur einen geringen Einfluss zu haben. 89 Prozent gaben an, die eigenen Lieferketten aufgrund der Coronavirus-Pandemie nicht umgestellt zu haben.
Die IHKLW-Blitzumfrage ist Teil einer bundesweiten Befragung, an der sich rund 8.500 Unternehmen aus ganz Deutschland beteiligt haben. Die Ergebnisse sollen über den Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) unmittelbar in die Beratung der Bundesregierung einfließen.