Jahresauftakt der Sparkasse Lüneburg: Spannende Diskussion
über Disruption und Unternehmenskultur.
Schon der Begriff Innovation weckt hier und da Nachfragen, denn ab wann liegt eigentlich eine Innovation vor? Und wenn sie vorliegt, ist sie eventuell sogar disruptiv? Damit wäre der nächste Begriff genannt, der seit einigen Jahren vor allem im Zusammenhang mit der Digitalisierung fällt und landläufig als Verdrängung tradierter Verfahren und Prozesse durch neue Ideen und Methoden verstanden wird. Noch ein Beispiel: Netzwerk-Ökonomie. Auch dieser Begriff steht für die neuen Zeiten, die besonders für mittelständische Unternehmen zu einer diffusen, aber dennoch sehr konkreten Herausforderung von existenziellem Ausmaß werden kann. Diffus, weil häufig schwer vorhersehbar. Ist der ökonomische Angriff aus dem Off erstmal erfolgt, wird es dann schnell sehr konkret. Um diese Themen ging es beim Jahresauftakt der Sparkasse Lüneburg, zu dem rund 300 Gäste ins Castanea Forum in Adendorf kamen.
Herkulesaufgabe für Banken und Sparkassen
Was beispielsweise aus Sparkassensicht disruptiv ist, benannte der Vorstandsvorsitzende Torsten Schrell: die mittlerweile eingetretene Minuszinsphase. Wenn ein Unternehmen damit Geld verdient, dass es für verliehenes Geld Zinsen kassiert, wird es schwierig, wenn diese plötzlich bei Null oder noch darunter sind. Damit steht ein ganzes Geschäftsmodell auf dem Prüfstand – eine Herkulesaufgabe für alle Banken und Sparkassen, aber übrigens auch für die Versicherungsbranche. Seine Vorstandskollegin Sabine Schölzel erläuterte, was es bedeutet, die Mitarbeiter auf dem Weg mitzunehmen. Schrell: „Dennoch sind wir gut durch das Jahr 2019 gekommen und mit dem Ergebnis sehr zufrieden.“
Prof. Dr. Sascha Spoun, Präsident der Leuphana-Universität, widmete sich in seinem Impulsreferat dem Begriff der Innovation. Sein Intro: „Denken Sie an einen Affen!“ Gelinge es einer Affenhorde, Knochen als Werkzeug oder gar Waffe einzusetzen, sei sie allen Konkurrenten überlegen, die das noch nicht erlernt hätten. Heute würde es vielleicht „Vorsprung durch Forschung“ heißen.
Als Beispiel für Netzwerk-Ökonomie beschrieb Wiebke Krohn, Unternehmensberaterin im Auftrag des Arbeitgeberverbands Lüneburg, den Selbstversuch beim Bestellen eines Paares individuell gestalteter Sportschuhe im Internet („Wir nähern uns der Losgröße eins.“). So viel zur Digitalisierung. Ihr Fokus lag jedoch auf einem anderen Aspekt: der Unternehmenskultur.
Krohn: „Mehr als 50 Prozent der Arbeitsplätze in deutschen Unternehmen sind hochkomplex und die Aufgaben nicht dadurch zu bewältigen, dass der Chef Anweisungen gibt. Das sind heute die drei wichtigsten Mitarbeiterkompetenzen: das Lösen komplexer Problemstellungen, das kritische Denkvermögen und Kreativität. Hinzu kommt noch die Fähigkeit, unter unsicheren Bedingungen eigene Entscheidungen zu treffen.“
Daraus ergäben sich neue Anforderungen an die Führungskräfte. Wiebke Krohn: „Sie müssen cool sein und den Sinn erklären können.“ Kurzformel: Aus Chef wird Coach. Gefordert sei nicht Wissensmanagement, sondern eine Wissenskultur. Ihr Appell: „Transferieren Sie das Wissen der Babyboomer, die in den nächsten Jahren aus dem Berufsleben ausscheiden, auf die nächste Generation. Oder anders ausgedrückt: Sorgen Sie dafür, dass Ihre Leute mal zusammen ein Bier trinken . . .“ wb
>> Web: www.sparkasse-lueneburg.de