. . . und abends abgestellt“: IHK, MIT und Wirtschaftsrunde ebnen den Weg in Richtung „Kulturwandel in der Arbeitswelt“.
Zusammenarbeit, Wertschätzung, gemeinsame Ziele – alles Werte, die sich unter dem Begriff „Kulturwandel in der Arbeitswelt“ zusammenfassen lassen. Was es damit auf sich hat und wie dieser Wandel konkret gelebt werden kann, das demonstrierten die Buchholzer Wirtschaftsrunde, die MIT Mittelstands- und Wirtschaftsunion Harburg-Land und die IHK Lüneburg-Wolfsburg im Rahmen einer gemeinsamen (!) Veranstaltung unter eben jenem Titel und ernteten mit dieser Premiere auch sofort einen Riesenerfolg: 250 Anmeldungen für einen Abend in der Buchholzer Empore, der mit dem Film „Die stille Revolution“ begann und den Mann in den Mittelpunkt stellte, der in Deutschland als Personifizierung des Kulturwandels in den Unternehmen gilt: Bodo Janssen, Geschäftsführer der Hotelkette Upstalsboom (https://www.business-people-magazin.de/business/ich-war-king-loui-24186/).
Wer Bodo Janssen live erlebt hat, wird bestätigen: Der Mann hat Charisma. Im Film wird seine Wandlung vom selbstverliebten und verblendeten Direktor zum Förderer und Entwickler seiner Mitarbeiter beschrieben und von Wegbegleitern kommentiert. Da kommt es zu so treffenden Sätzen wie „Ein Angestellter wird morgens angestellt und abends abgestellt. Zwischendurch wird aufgepasst, dass er nichts anstellt“. Oder: „Wir müssen aufhören zu glänzen und anfangen zu leuchten. Glänzen ist nur äußerlich, leuchten kommt von innen.“ Auch schön: „Es geht uns immer ums Know-how – wir brauchen aber das Know-why.“ Die zugegebenermaßen aus dem Zusammenhang gerissenen Fragmente des Films erzeugen dennoch ein innerliches Durchatmen, denn das Erledigen von Arbeit wird in der Gesellschaft zunehmend nicht mehr als sinnstiftend angesehen – es kommt auf die Aufgabe selbst an und auf die Haltung dazu.
Das Beispiel Bodo Janssen
Dass der Weg in den Kulturwandel manchmal steinig ist (nicht jeder Mitarbeiter ist begeistert), vor allem aber Zeit braucht, das erläuterte Michael Tietz vom Buchholzer Unternehmen Terra. Er hat sich auf den Weg von Bodo Janssen begeben. Sonja Bausch (IHK) und Frank Thöle-Pries (MIT, siehe auch Seite 29) moderierten im Anschluss an den Film eine Gesprächsrunde mit dem Unternehmer, seinen Mitarbeiterinnen Tari van Noy und Lucia Vooth sowie Dr. Oliver Haas (Corporate Happiness) und der blendend aufgelegten „Upstalsboomerin“ Marie Koch („Das ist meine Berufsbezeichnung“), die in der Hotelkette unter anderem die Azubis betreut. Sie ließ keinen Zweifel daran, dass Kulturwandel im Unternehmen einer Achterbahnfahrt gleicht.
„Wir beschäftigen uns gerade mit Gehältern. Für alle, die das vorhaben: Viel Spaß dabei . . .“
„Upstalsboomerin“ Marie Koch
Wie Bodo Janssen war auch Michael Tietz im Kloster und wurde unter Anleitung von Anselm Grün mit dem Thema Stille konfrontiert. Unter dem Strich geht es darum, Mitarbeiter in eine befriedigende und erfüllende Arbeitssituation zu führen. Dies geht unter Anleitung beispielsweise der Leute von Corporate Happiness, die den Ansatz der positiven Psychologie vertreten.
Frage aus dem Publikum: „Wie nehme ich die Mitarbeiter mit, die vorher gar nicht wussten, dass sie sich der Sinnfrage stellen sollen? Wie wird aus der ersten Idee ein Flächenbrand?“ Antwort von Dr. Haas: „Das lässt sich nicht verordnen. Am Anfang gab es viele Hürden, dann haben wir die Freiwilligkeit entdeckt. Sie müssen die grünen Mitarbeiter finden und stärken. Damit fängt alles an. Mit zehn Prozent der Belegschaft können sie etwas verändern.“
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Mit „grün“ sind die Personen im Unternehmen gemeint, die eine positive Grundhaltung zu ihrem Job haben. Rot sind die Nörgler, Besserwisser und Verweigerer.
Am Ende fragte Sonja Bausch direkt: „Herr Tietz, nun mal Futter bei die Fische: Wirkt sich der Kulturwandel positiv auf den Ertrag von Terra aus?“ Dazu der Terra-Chef: „Hand aufs Herz: Diesen Weg muss man aus Überzeugung gehen; nicht mit dem Ziel, den Erfolg zu steigern.“ Terra ist noch ganz am Anfang. Selbst bei Upstalsboom ist der Kulturwandel noch im vollen Gange. Eine Folge dort: Die Krankheitsrate ist von zehn auf zwei Prozent gesunken . . . wb