Neues Personal, diverse Umbauten: So strukturiert die Helios Mariahilf Klinik Hamburg ihre Geburtshilfe neu
Sein Appell ist unüberhörbar: „Wir freuen uns über jede weitere Pflegekraft!“ Torge Koop, neuer Geschäftsführer der Helios Mariahilf Klink Hamburg, teilt das Fachkräftethema mit fast allen Kollegen seiner Branche. Das Gesundheitswesen gilt in der Riege der Suchenden als besonders gebeutelt. Umso härter traf es die Harburger Klinik Anfang des Jahres, als gleich fünf Ärzte aus dem Kernbereich Geburtshilfe ihren Hut nahmen und die ärztliche Versorgung zeitweise ins Stocken geriet. Was zu dem Desaster führte, ist Koop, der seit April die Verantwortung trägt, schleierhaft – zumal das Haus in diesem Bereich große Investitionen tätigt: „An der personellen Ausstattung lag es garantiert nicht, denn da stand die Mariahilf-Klinik zu diesem Zeitpunkt überdurchschnittlich gut da.“ Jetzt schaut die Mannschaft nach vorn und ist dabei, die Geburtenzahlen, die von Februar bis April deutlich zurückgegangen sind, wieder hochzufahren.“
Die Zahlen gehen hoch
Koop: „Seit Ende Mai verzeichnen wir einen stetigen Anstieg der Geburten. Das freut mich für die Mitarbeiter.“ Das einstige katholische Krankenhaus Mariahilf ist über Harburgs Grenzen hinaus traditionell als Geburtsklinik im Süden der Hansestadt bekannt und verfügt zudem über eine Kinderstation. Nachdem die medizinische Versorgung im Süden neu geordnet und die Geburtshilfe aus der Asklepios-Klinik im Tausch gegen die Notfallaufnahme an der Stader Straße konzentriert wurde, schossen die Geburtenzahlen 2017 steil in die Höhe. 2017 wurden 2099 Geburten (mit insgesamt 2130 Kindern) begleitet, 2018 waren es 2055 (2087 Kinder). Nach dem Einbruch im Frühjahr dürfte es 2019 nicht gelingen, die 2000er-Marke zu knacken. Dennoch ist und bleibt Mariahilf die Geburtsklinik im Hamburger Süden.
Was für Pflegekräfte gilt, gilt auch für Ärzte, wie Torge Koop sagt: „Ein neues Team mit voller Stärke baut sich auch nicht mal eben so nebenbei auf.“ Im Juni trat Dr. Mouhib Adjan als neuer Chefarzt der Abteilung für Geburtshilfe und Pränatalmedizin seinen Dienst an. Nun baut er ein neues ärztliches Geburtshilfe-Team auf. Der Klinikgeschäftsführer ist optimistisch: „Hamburg ist bei Ärzten beliebt, denn die Stadt ist attraktiv. Also werden wir das hinkriegen. Außerdem sind wir sehr gut mit Hebammen ausgestattet, das ist ein weiterer Pluspunkt bei der Personalgewinnung.“
Umbau in vier Stufen
Unterdessen sind in den Neubau an der Stader Straße wieder die Handwerker eingezogen. In mehreren Stufen wird umgebaut, um das Haus auf die neuen Erfordernisse anzupassen. Die Mariahilf-Klinik ist Perinatalzentrum Level II, darf also Neugeborene bis zu einem Mindestgewicht von 1250 Gramm beziehungsweise ab derSchwangerschaftswoche versorgen. Jetzt werden die baulichen Voraussetzungen für Level I geschaffen: Die Versorgung von Frühgeburten unter 1250 Gramm. Diese Maßnahme ist Teil einer internen Rochade. Im ersten Schritt ist die Gynäkologische Ambulanz vom ersten Stock ins Erdgeschoss gezogen. Dort wurde ebenfalls der Bereich der ehemaligen Notfallambulanz neu strukturiert und voll auf die Behandlung von Kindern, Schwangeren und gynäkologischen Patientinnen ausgerichtet. Den Umbau fördern der Krankenhausstrukturfonds und die Hansestadt je zur Hälfte mit insgesamt 5,3 Millionen Euro. Wie viel Geld am Ende tatsächlich bezahlt werden muss, ist noch offen – etwaige Mehrkosten übernimmt Helios selbst.
Flexibles Rooming-in
Doch damit nicht genug: Im ersten Obergeschoss wurde der frei gewordene Raum genutzt, um die Frühchenstation (Neonatologie) zu erweitern. Zu den Zahlen: 2017 zählte die Helios-Klinik 170 Frühgeburten, 2018 waren es 138. Künftig stehen für diese Neugeborenen mehr Intensivplätze zur Verfügung und flexibles Rooming-in wird möglich. Die Station wurde am 20. September offiziell von der Hamburger Gesundheitssenatorin, Cornelia Prüfer-Storcks, eingeweiht.
Derzeit läuft Stufe vier des Umbaus: Bis zum Jahresende wird der Kreißsaal optimiert. Dazu zählen die Einrichtung eines Überwachungsraumes für Frauen, die durch Kaiserschnitt entbunden haben, eine direkte Anbindung an den OP-Bereich und die Vergrößerung des Untersuchungsraumes für Neugeborene. Torge Koop: „Künftig können bei uns auch Drillinge das Licht der Welt erblicken.“ wb
Web: https://www.helios-gesundheit.de/kliniken/helios-mariahilf-klinik-hamburg/
Risiko und Chance zugleich
Der Wegfall der Notaufnahme stellt die Helios Mariahilf Klinik Hamburg vor eine besondere Herausforderung: Während die Kinderklinik, die Geburtshilfe und die Gynäkologie deutlich gestärkt werden, leiden die anderen Disziplinen unter einem spürbaren Patientenrückgang, da Notfälle, die früher beispielsweise in der Unfallchirurgie behandelt wurden, nun gar nicht mehr eingeliefert werden. Dazu sagt Torge Koop: „Der Wegfall der Notaufnahme ist für uns Risiko und Chance gleichermaßen. Zum einen müssen wir die Patienten auf anderen Wegen von uns überzeugen, zum anderen ist jetzt Arbeiten ohne dringende Notfälle möglich. Wir konzentrieren uns also auf das Elektivgeschäft – das heißt: planbare Eingriffe mit festen Terminen und kurzen Wartezeiten. Für die Patienten ist das ein großes Service-Plus. Und wir können die Qualitätsanforderungen noch einmal steigern.“
Helios eröffnet zwei MVZ
Konkret: Wer sich in der Orthopädie eine neue Hüfte einsetzen lässt, der kann davon ausgehen, dass der OP-Termin auch wie geplant stattfindet. Früher passierte es durchaus, dass ein eingeliefertes Unfallopfer dazwischen geschoben werden musste, was bei den Hüft-Patienten zu Wartezeiten und nicht selten auch zu einem Domino-Effekt im Kalender führen konnte. Koop: „Wir haben in jeder Fachabteilung Themen, die sich gut für eine elektive Behandlung eignen. Darauf werden wir uns konzentrieren.“
Die Neuausrichtung der Klinik wird von einer Premiere begleitet: Zum Jahresbeginn wurden gleich zwei Medizinische Versorgungszentren (MVZ) mit niedergelassenen Ärzten gegründet. Die Ärzte haben ihre Zulassungen sozusagen an Helios übertragen und sind nun Angestellte. In Neugraben ist ein MVZ in der Kombi Orthopädie/Unfallchirurgie/Anästhesie erfolgreich an den Start gegangen. Die Außenstelle „brummt“, so Koop, und führt dem Krankenhaus Patienten zu, wenn eine stationäre Behandlung erfolgen muss. Das zweite MVZ (Pädiatrie, Innere Medizin, Hausärztliche Versorgung) befindet sich auf dem Klinikgelände und wird ebenfalls gut angenommen. Torge Koop: „Das ist erst der Anfang. Diesen Weg gehen wir weiter.“ Im nächsten Schritt soll ein Kardiologe ebenfalls auf dem Klinikgelände seinen Dienst aufnehmen. wb