Am „Hug-Point“ in Helsinki – Hier umarmen sich Wirtschaft und Wissenschaft

Über den Tellerrand schauen – zum Beispiel in Helsinki: Christoph Birkel (rechts) und Prof. Dr. Christian Lüthje (links) mit Gastgebern der Aalto Design Factory, die Wissenschaft und Wirtschaft unter einem Dach vereint. Foto: hit-Technopark

TUHH-Professor Christian Lüthje und Unternehmer Christoph Birkel in der Aalto Design Factory

Auf den ersten Blick sieht dieser Ort so aus, als wäre der Name Programm. Wer die Aalto Design Factory betritt, steht in einer großen Halle mit hohen Decken, an denen sich Lüftungsrohre entlangschlängeln. Ein Fabrikgebäude, so hat es den Anschein. Doch der Schein trügt. Die Aalto Design Factory auf dem Campus der Aalto University in Helsinki ist eine Fabrik, aber weniger eine, in der Maschinen Lärm und Staub erzeugen, sondern viel mehr eine Denkwerkstatt, in der gelernt und an Projekten getüftelt wird.

Statt Industriearbeitern im Blaumann begegnen sich Studenten, Doktoranden, Professoren und Unternehmen. Die Aalto Design Factory vereint diese Player unter einem Dach und bietet ihnen eine Plattform für Innovation. Prof. Dr. Christian Lüthje, der das Institut für Innovationsmarketing an der Technischen Universität Hamburg (TUHH) leitet, und Christoph Birkel, Geschäftsführer des hit-Technopark, haben diesen Ort besucht, an dem Wissenschaft und Wirtschaft so geschickt verbunden werden, wie sonst selten auf der Welt. „Vernetzung und interdisziplinäres Zusammenarbeiten sind Dinge, die auch wir gemeinsam forcieren wollen“, sagt Birkel. Lüthje ergänzt: „In der Aalto Design Factory soll die Innovationskraft genutzt werden, die aus der interdisziplinären Zusammenarbeit von Studierenden sowie kleinen und mittelständischen Unternehmen verschiedener Branchen entsteht. Am Ende kommt dann etwas Greifbares dabei heraus.“ Die Aalto Design Factory sei in allem ein gutes Vorbild, eine Art Blaupause für die Partnerschaft zwischen TUHH und hit-Technopark.

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Das Zusammenspiel zwischen Wissenschaft und Wirtschaft beginnt in der Aalto Design Factory bereits an der Kaffeemaschine. Wer sich dort anstellt, muss schon ein wenig Geduld mitbringen: Es gibt nur einen Automaten – für rund 80 Personen. Nicht selten bildet sich dort eine Schlange. Darin steckt der Sinn: Die Küche ist, wie die gesamte Fabrik, ein riesiger Ort der Begegnungen. Auch ein „Hug-Point“ gehört dazu. Begegnen sich an diesem Punkt zwei Personen, so die Hausregel, sollen sie sich in den Arm nehmen – und miteinander reden.

Die eigentliche Verzahnung findet jedoch in Projekten statt. Was in der Theorie etwas abstrakt klingt, funktioniert in der Praxis sehr konkret. Studenten und Partnerunternehmen entwickeln ein gemeinsames Projekt – von der Idee über das Produktdesign bis zur Produktion von Prototypen in der eigenen Werkstatt. Die Studententeams arbeiten interdisziplinär, das heißt: Hier treffen nicht nur Produktdesigner und -entwickler zusammen, sondern auch Juristen, Informatiker, Ingenieure und Betriebswirte, die allesamt einen eigenen Blick auf das Projekt haben.

Bis zu zehn solcher Projekte, finanziert unter anderem durch einen 15 000-Euro-Zuschuss der Partnerunternehmen, werden jedes Jahr durchgeführt. Am Ende profitieren alle Seiten von der gemeinsamen Arbeit. Die Unternehmen erhalten außer neuen Ideen auch gleich den passenden Prototypen. Die Studenten lernen anhand der eigenen Erfahrung, an interdisziplinären Projekten zu arbeiten. as