Bremen hat ein neues „Tor zur Innenstadt“ bekommen. Das City Gate Bremen soll den Platz vor dem Hauptbahnhof deutlich aufwerten.
Beinahe wäre das Vorhaben schon kurz nach seinem Start auf Nimmerwiedersehen in der Versenkung verschwunden. Denn kaum war die drei Stockwerke tiefe Baugrube für das City Gate Bremen zwischen dem Bremer Hauptbahnhof und der Hochstraße ausgehoben worden, tat sich an ihrer Stelle das bis heute berüchtigte Bremer Loch auf. Warum die Grubenwände einknickten und sogar die Hochstraße und ein Straßenbahngleis in Schieflage brachten, müssen noch die Gerichte klären. Die Investoren und Projektentwickler Achim Griese und Ulf Wachholtz können sich derweil entspannt zurücklehnen. Sieben Jahre nach Planungsbeginn ist ihr 100-Millionen-Euro-Projekt nahezu fertig und offiziell eingeweiht.
Ein Gewinn für die Hansestadt
Seit Anfang Mai können sich die Bremer und ihre Besucher ein eigenes Bild davon machen, ob die beiden dreieckigen und jeweils siebengeschossigen Gebäude ein Gewinn für die Hansestadt sind oder nicht. Jahrelang war über den Entwurf des Schweizer Architekten Max Dudler gestritten worden. Kritikern war der von Schweizer Minimalismus und durchaus norddeutschem Rationalismus geprägte Entwurf zu mächtig. Er werde den Eingang in die Innenstadt nicht beleben, sondern eher versperren, lautete der Vorwurf. Die Kritik ignorierte die vorherigen Verhältnisse auf dem Bahnhofsvorplatz. Seit dem Abriss des im Weltkrieg weitgehend zerstörten Breitenwegbades in den 1950er Jahren erstreckte sich eine riesige freie Fläche vor dem Hauptbahnhof. Der Blick auf die City war aber seit 1968 wieder versperrt – seinerzeit wurde die Hochstraße quer durch die Bahnhofsvorstadt gebaut. Nicht alles, was sich anschließend auf dem Vorplatz entwickelte, diente dem positiven Image der Hansestadt – noch heute gilt das Areal zwischen den zahlreichen Straßenbahn- und Bushaltestellen und dem Bahnhof als ein Gebiet, auf das die Polizei ein besonderes Augenmerk richten muss.
Blick auf den Hauptbahnhof
Durch einen Kunstgriff hat Max Dudler den beiden Gebäuden die optische Schwere genommen – von unten nach oben springen die Stockwerke jeweils um ein paar Dezimeter zurück. Das entspannt das Bild der Fassade, die nicht mehr einen monolithischen Block bildet. Anders als von den Kritikern gefürchtet, gibt der Komplex von der Stadt aus gesehen den Blick auf den Hauptbahnhof frei – in einer durchaus reizvollen Weise. Zwischen beiden Häusern erstreckt sich eine 60 Meter lange und zehn Meter breite Passage, die als Verbindungsachse zwischen City und Bahnhof konzipiert ist. In dieser Passage sowie in den Erdgeschossen der beiden Häuser konzentrieren sich die von außen nutzbaren Geschäftsaktivitäten. Dort sind Lebensmittelgeschäfte, eine Drogerie, eine Kaufhausfiliale sowie Gastronomie untergebracht. In den Gewerbeimmobilien selbst sind Büros genauso untergebracht wie Arztpraxen. Für das Ärztezentrum werben die Projektentwickler mit der zentralen Lage. Es sei der perfekte Standort und für Patienten aus einem Umkreis von fast 100 Kilometern optimal erreichbar.
Bremen hat nun den wahrscheinlich besten Bahnhofsvorplatz der Republik und stellt sich an dieser zentralen Kreuzung aller Verkehrsmittel großstädtisch und modern dar.
Ulf Wachholtz, Investor und Projektentwickler
Im Zusammenspiel mit der übrigen Bebauung rundherum geben die beiden Neubauten dem Gelände vor dem Bahnhof jetzt einen richtigen Platzcharakter. „Bremen hat nun den wahrscheinlich besten Bahnhofsvorplatz der Republik und stellt sich an dieser zentralen Kreuzung aller Verkehrsmittel großstädtisch und modern dar“, ist Ulf Wachholtz überzeugt. Und auch bei den Kritikern macht sich langsam die Erkenntnis breit: Die eigentliche Bausünde in der Bahnhofsvorstadt ist die Hochstraße. Sie versperrt tatsächlich den Blick auf Bremens Skyline.