Die Unternehmer aus der Hochschule Bremerhaven

Studenten und Unternehmer: Jannik Meissner, Tim Lehner und Laura NienstädtStudenten und Unternehmer: Jannik Meissner, Tim Lehner und Laura Nienstädt gehören zu den ersten Studenten des bundesweit einmaligen Studiengangs „Gründung – Innovation – Führung“ an der Hochschule Bremerhaven. Foto: Heumer

Können Studenten gleichzeitig Unternehmer sein? Ja. Im bundesweit einmaligen Studiengang „Gründung – Innovation – Führung“ der Hochschule Bremerhaven entwickeln sie gleich in den ersten Semestern gezielt Ideen und Modelle für Start-ups.

Vom klassischen Bild einer Firmenzentrale sind die Büros im alten Bremerhavener Fährhaus weit entfernt; selbst im Vergleich zu einer dem Mitgliederkapital verpflichteten Genossenschaft sind die Räume sparsam ausgestattet. Und doch sind die Arbeitsplätze von Laura Nienstädt, Jannik Meissner und Tim Lehner eine Art Chefetage. Die drei gehören zu den 51 Studierenden des Studiengangs „Gründung – Innovation – Führung“ (GIF) der Hochschule Bremerhaven.

Wer dort lernt, muss zu Beginn des ersten Semesters Unternehmer werden. Nicht nur das macht den Studiengang einmalig – GIF ist das erste Studienangebot in Deutschland, das nach dem Vorbild der finnischen „Team-Academy“ ohne festen Lehrplan auskommt. „Das ist so super, dass ich nun in Bremerhaven statt in Wien studiere“, sagt Jannik Meissner.
„Luova“, „bluebird“ und „Startdocks“ heißen die drei Genossenschaften, die die Studierenden zu Beginn des ersten Semesters gegründet haben. Neben dem symbolischen Gründungskapital von einem Euro haben die „Genossen“ Dutzende von Geschäftsideen mitgebracht, die sie in den kommenden Semestern des Bachelorstudiengangs realisieren werden. Mit echten Gewinnerzielungsabsichten: „Wir werden tatsächlich mit unseren Ideen Geld erwirtschaften und es dann wieder in unsere Ideen investieren“, versichert Tim Lehner. Die Konstruktion der Genossenschaften ist der gesellschaftsrechtliche Rahmen; die Hochschule ist eine Art ideeller Holding, die den eigenverantwortlichen Studenten Rückhalt gibt.

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Unternehmerdasein

​Erst eine Firma gründen und dann lernen? Klassischerweise wäre der umgekehrte Weg zu erwarten. Doch das GIF-Modell entspricht dem Prinzip der in Deutschland noch unbekannten Team Academy. Für die Teams von jeweils zwei bis sechs Leuten entstehen im Rahmen ihres Unternehmerdaseins Fragen und Thematiken, zu denen sie Informationen benötigen. Zur Seite stehen ihnen Coaches und die Lehrenden der Hochschule, die ihnen zu Antworten und Input verhelfen. Das Prinzip des selbstständigen und selbstverantwortlichen Lernens ist es, dass den Studiengang so attraktiv macht. „Stur nach Lehrplan zu lernen, wäre nicht mein Ding gewesen“, sagen Jannik Meissner und Tim Lehner übereinstimmend. Beide verfolgten schon vor dem Studium Geschäftsideen, selbstständiges Denken und Handeln wollen sie nicht aufgeben und gegen einen Stunden- und Fächerplan tauschen.

Wissensbedarf erkennen und lösen

Punkte müssen die GIF-Studierenden dennoch sammeln, aber sie erreichen sie nicht durch Abfrage von gespeichertem Wissen: „Wesentlicher Maßstab ist, ob wir unseren für die Selbstständigkeit erforderlichen Wissensbedarf erkannt und wie wir ihn gelöst haben“, erläutert Jannik Meissner. Diese ungewöhnliche und selbstbestimmte Form des Lernens erfordert ein hohes Maß an Disziplin und Motivation. Laura Nienstädt hat dies überhaupt zu dem Studiengang geführt: „Ich bin in einem Familienunternehmen groß geworden. Das hat mich geprägt, ich will Unternehmerin werden. Und dieser Studiengang fördert genau das, was ich dafür brauche – Selbstständigkeit, Wissen, Ideen und Zielstrebigkeit.“

Noch in der Startphase

Die studierenden Jungunternehmer haben das erste Semester absolviert und befinden sich bei ihrer Unternehmensidee noch in der Startphase. Dass sie das Ziel verpassen könnten, ist keine Variante, mit der sie sich beschäftigen. Mancher von ihnen hat – wie Tim Lehner und Jannik Meissner – schon vorher selbstständig oder freiberuflich gearbeitet und seine eigene Idee umgesetzt. „Wir wissen, dass es geht und holen uns jetzt noch mehr Kenntnisse“, so Jannik Meissner. (heu)