Neu in Buchholz: Das Logistik-Unternehmen In-Time setzt neue Maßstäbe für eine ganze Branche

Sylvia Gienow vor der Kommissionierungsfläche und den Gefahrgut-Zellen. Das Foto entstand während der Umzugsphase von Stelle nach Buchholz – Sackware, Bigbags, Gebinde aller Art und die sogenannten IBCs für Flüssigkeitstransporte sind mittlerweile in den Regalen verstaut. Foto: Wolfgang Becker

Gespräch mit Sylvia und Christoph Gienow.

Die bunte Fassade an der Bundesstraße 75 fällt auf. Und sie sendet eine unmissverständliche Botschaft: Logistikhallen müssen nicht grau sein – das Leben ist bunt, mindestens so bunt wie die Vielzahl der Produkte, die sich auf den insgesamt 40 000 Palettenstellplätzen hinter der ungewöhnlichen Wand auf dem Trelder Berg finden. Hier hat sich das ursprünglich Hamburger Unternehmen IN-TIME Transport GmbH neu aufgestellt, nachdem es im Gewerbegebiet Stelle (1994 bis 2018) zu eng wurde. Die IN-TIME-InhaberSylvia und Christoph Gienow haben sich mit ihrem Investment selbst verwirklicht: „Wir wollten einen Standort haben, der so ist, wie wir sind – anders.“

Porzellan an dünnen Drähten
Auf dem sechseinhalb Hektar großen Gelände an der Ritscherstraße ist so ziemlich alles anders, als es der Besucher in einem Unternehmen für Transport- und Distributionsdienstleistungen sowie Lagerei erwarten würde. Soeben sind die Außenanlagen fertiggestellt. Christoph Gienow hat exakt geplant, welche Pflanzen wo gesetzt werden. Rosen, Büsche, solitäre Bäume – alles an seinem Platz. Der Bürotrakt wurde architektonisch nach Süden aus dem Komplex herausgerückt, sodass die Räume von drei Seiten volles Licht bekommen. An den Wänden hängen Gemälde und Grafiken, das Thema Kunst ist allgegenwärtig. Sylvia Gienow: „Wir wollten es hell und luftig haben, denn hier sollen sich alle wohlfühlen.“

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Das besondere Auge fürs Design hat Christoph Gienow. Der In-Time-Gründer, der sich in den 80er-Jahren mit einem Pkw als Kurierfahrer selbstständig machte, hat mittlerweile 115 Mitarbeiter, eine Fahrzeugflotte mit 60 Transportern (darunter 30 Sattelzüge) und ein Faible für ausgefallene Ideen. So ließ er für den Bürotrakt über drei Etagen eine Treppe bauen, die weltweit einzigartig ist. Von der Decke senden Strahler Licht auf einzeln gebrannte Porzellan-Blätter, die an dünnen Drähten aufgehängt bis fast ins Erdgeschoss zu fallen scheinen. Zweifellos: Diese Lampe könnte ebenso gut auch in der Hamburger Galerie der Gegenwart hängen.

Fortschrittliches Arbeiten
Sylvia Gienow räumt ein, dass derlei Aktivitäten in Logistik-Kreisen die Ausnahme sein dürften. Sie sagt: „Alles, was wir hier investiert haben, wurde über Jahre hinweg erwirtschaftet. Wir sind ein Familienunternehmen, haben ein enges Team und eine flache Hierarchie. Und das, was wir im Bürotrakt umgesetzt haben, zieht sich durchs ganze Unternehmen. Die fünf Sozialräume unserer Mitarbeiter sind genauso gut ausgestattet. Das sind die Früchte unseres gemeinsamen Erfolgs.“ Und: „Wir sind an die Kosten durchaus konservativ herangegangen, aber wir wollten auch Dinge realisieren, an denen wir Freude haben.“

Das scheint zu wirken. Im Gegensatz zum grassierenden Fachkräftemangel gehen bei In-Time allein aufgrund des öffentlichen Erscheinungsbildes wöchentlich Initiativbewerbungen ein. Das Wehklagen einer ganzen Branche angesichts des leergefegten Arbeitsmarktes findet in diesem Vorzeigeprojekt eine ungewöhnliche Antwort. Sylvia Gienow: „Wir wollen nicht nur schön sein, sondern Trends für fortschrittliches Arbeiten setzen.“ Trotzdem sucht auch IN-TIME weitere Mitarbeiter – Kommissionierer, Staplerfahrer, Lagerlogistiker.

Trends setzen gilt auch für den Fahrzeugpark. Zu Testzwecken baut der Fahrzeughersteller MAN derzeit 15 elektrisch betriebene 18-Tonner. Zwei dieser Fahrzeuge werden in Hamburg eingesetzt, eines davon ab Ende November bei In-Time. Von Buchholz aus wird es im norddeutschen Raum unterwegs sein. Vorgesorgt haben die Gienows: Auf dem Dach der neuen Halle wird bis 2020 eine Photovoltaik-Anlage mit 1,5 Megawatt Leistung aufgebaut – die Hälfte ist bereits installiert und produziert Strom. Sylvia Gienow: „Unsere Vision ist es, unsere Lkw-Flotte eines Tages auf E-Mobilität und autarke Stromversorgung umzustellen.“ wb

Web: www.intime.info

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