Kolumne von Martin Mahn, Geschäftsführer Tutech Innovation und Hamburg Innovation
Oha, das Jahr ist schon fast wieder um. Lebkuchen und Zimtsterne in den Auslagen, LED-Kunstwerke in den Fenstern. Apropos, kennen Sie die? Die Geschichte vom Weihnachtsmann und der Physik? Die geht grob zusammengefasst so: Rund 92 Millionen Haushalte muss Santa Claus in der Heiligen Nacht besuchen, dabei rund 120 Millionen Kilometer zurücklegen. Mit einem Gewicht (Schlitten, Rentiere, Geschenke und so weiter) viermal so hoch wie das des Luxusliners „Queen Elizabeth“. Beschleunigt auf 1046 Kilometer pro Sekunde. Gegen den Luftwiderstand. Und Puff – das gesamte Gespann verdampft innerhalb von wenigen Tausendstel Sekunden. Und mit ihm der Weihnachtsmann.
In der digitalen Welt von morgen ginge das wahrscheinlich anders aus. Kein Holzschlitten, keine Rentiere, sondern Schwärme von Lieferdrohnen und autonomen Sky-Sleds, die zeitgleich ausschwärmen (gut, dass es Heiligabend inzwischen meistens nicht mehr schneit). Während Santa alles ganz gelassen vom Tablet aus steuert.
Vielleicht ist aber nicht mal das nötig. Denn Wunschzettel auf Papier sind auch out. Die werden über die Himmelspfort-Online-Plattform in die Cloud geladen. Und sofort von der KWI – der künstlichen Wichtelintelligenz – bearbeitet. Pakete sind Schnee von gestern. Die Geschenke werden direkt unter dem Weihnachtsbaum in 3D ausgedruckt. Oder der Zugang zu Online-Geschenken verschickt.
Der Weihnachtsbaum, der ist übrigens so sicher wie nie. Kerzen? Brandschutz? Überflüssig! Der Baum ist ein Hologramm. Und lässt sich stets neu konfigurieren. Kugeln und Lametta kaufen? Nie wieder und wenn, dann höchstens digital. Die klassische Rute gibt es auch nicht mehr. Böse Mädels und Buben werden vom Nikolaus über Alexa & Co. angesprochen. Die Stimme (die dann Claus oder Niko heißt) säuselt mit Glockengeläut und Kinderchor im Hintergrund: „Seid ihr denn auch alle brav gewesen . . . ?“
Nur die Weihnachtsgans, die ist noch ganz analog. Das ist gut so, auch wenn später vielleicht die Hose zwickt. Denn virtuell satt sein ist blöd. Anders beim Christ-Gebäck. Ernährungsforscher haben nachgewiesen, dass digitale Cookies nicht dick machen. Aber das ist mir sowieso egal. Mein Christmas-Avatar kann feiern ohne Ende und ist immer gut in Form. Während ich das Festgetümmel genüsslich aus der Ferne betrachte – genauso wie der Weihnachtsmann. Er lebt!
Fragen an den Autor? mahn@tutech.de