hit-Technopark stellt Signale auf Zukunft – Ein Ziel: Wir bauen eine Community auf
Digitalisierung, disruptive Geschäftsmodelle, Innovationsdruck, Geldflucht in die Immobilie – zurzeit stellen sich zahllose Fragen in allen Bereichen der Wirtschaft. Die exorbitante Geschwindigkeit, mit der sich selbst tradierte Geschäftsmodelle verändern, ist atemberaubend und führt nicht selten auch zu heftigen Kurskorrekturen. Ein Thema, das Harburg beschäftigt: die Schaffung eines Innovations-Parks (siehe auch Seiten 3 und 28 sowie den Titel der B&P-September-Ausgabe). Harburgs Techno-Achse beflügelt die Phantasie – und der hit-Technopark liegt mittendrin. Christoph Birkel, geschäftsführender Gesellschafter, ist stets in der vordersten Linie zu finden, wenn es um Innovationen geht. Jetzt hat er einen Innovationsmanager eingestellt, um das Alleinstellungsmerkmal des Technologieparks in die Zukunft zu transportieren. Unter anderem soll Mark Behr eine hit-Community aufbauen.
Was hat das Silicon Valley, was wir nicht haben? Diese theoretische Frage könnte am Anfang aller Überlegungen gestanden haben. Eine Antwort: Kommunikation quer durch alle Branchen und die Bereitschaft, Innovationen als Gemeinschaftsleistung zu verstehen. Diese vielbeschriebene Kultur geht deutschen Unternehmern in der Regel völlig ab. Hier heißt es eher: Mach dein Ding und lass dir nicht in die Karten gucken. In Kalifornien hieße das Pendant im bildlichen Sinne etwa so: Schau mal mein Blatt – was können wir daraus gemeinsam machen?
Mark Behr: „Natürlich müssen wir uns fragen, wie sich ein Technologiepark in diesen Zeiten aufstellen muss, wenn er attraktiv für Mieter bleiben will. Immerhin fließt viel Geld in Immobilien, und auf die Idee, Büroräume zu vermieten, kommen andere auch. Also: Wer bestehen will, muss mehr bieten. Das ist unser Thema.“
Da Christoph Birkel zudem ganz konkrete Erweiterungspläne umtreiben und die Ausweitung des Technoparks auf der benachbarten Pferdekoppel in Bostelbek in den kommenden Jahren noch einmal einen ordentlichen Flächenzuwachs verheißt, stellte sich umso mehr die Frage, ob nicht bei mehr Fläche vor allem ein Konzept gefordert ist. Diese Frage wurde mit Ja beantwortet. Mark Behr, langjähriger Wegbegleiter von Birkel und wie er gelernter Banker, hat nach 26 Jahren seinen Job bei der Haspa aufgegeben und einen Seitenwechsel riskiert. Er tritt unter anderem an, den Kulturwandel einzuleiten und eine hit-Community ins Leben zu rufen.
Wer bestehen will, muss mehr bieten
Mark Behr ist gebürtiger Ohlendorfer (Landkreis Harburg) und wohnt mit seiner Familie in Vierhöfen. Für ihn war die Anfrage von Birkel, innovatives Neuland zu betreten, Herausforderung und Chance zugleich. Er sagt: „Ich fand es immer total spannend, etwas Neues aufzubauen. Deshalb habe ich Ja gesagt.“ Seine Aufgabe: Aufbau eines Technologie-Netzwerks im hit-Technopark. Behr: „Die Unternehmen hier im Quartier sind ziemlich heterogen. Es gibt wenig Kollisionspunkte, aber eben auch nur wenig Netzwerk. Meine Frage: Wie können wir als hit-Technopark Angebote schaffen, die Unternehmen in der Wachstumsphase unterstützen?“
Eben noch Innovator, plötzlich Orga-Manager
Die Wachstumsphase hat es in sich: Gründer, die beispielsweise als Ingenieure eine tolle Geschäftsidee haben und ein erfolgreiches Produkt entwickeln, kommen irgendwann an den Punkt, wo sie Mitarbeiter einstellen müssen und als Unternehmer plötzlich ganz andere Themen auf dem Schreibtisch haben. Plötzlich dominieren Personal- und Organisationsfragen den Alltag, der Kontakt zum Produkt geht verloren. Und damit nicht selten auch die Expertise. Kurz: Eben noch Innovator, plötzlich Orga-Manager.
Behr: „Im hit-Technopark haben wir 110 Unternehmen, die meisten mit fünf bis acht Mitarbeitern. Unsere Idee ist es, diese Unternehmen im Wachstum zu unterstützen – zum Beispiel durch einen zentralen IT-Service. Vielleicht gibt es Firmen, die noch freie Kapazitäten in der Buchhaltung oder in der Kommunikation haben und diese anderen anbieten können. Anfang November haben wir im ersten Schritt eine Kooperation mit einem IT-Systemhaus vor Ort gestartet, das Service on demand liefern kann.“
„Du hast ein Thema? Schreib ne Mail an Behr!“
Frei übersetzt hieße das am Ende so: „Du hast ein Thema, mit dem Du Dich nicht gern beschäftigen willst – schreib ne Mail an Behr!“ Der Innovationsmanager: „Dann schauen wir, ob wir eine kritische Masse hinbekommen, um das Problem gemeinschaftlich zu lösen. Ich bin sicher: Ein Problem, das in meiner Firma auftritt und mich zeitlich belastet, das haben andere auch gehabt – und längst gelöst.“ Seine Devise lautet schlicht: Keiner ist so schlau wie alle zusammen. Auf dieser Basis soll die hit-Community wachsen.
Künftig will der hit-Technopark verstärkt Workshops für seine Mieter anbieten und eine Campus-Atmosphäre schaffen. Behr: „Voraussetzung dafür ist die Bereitschaft der Unternehmen, sich auf einen Kulturwandel einzulassen. Was wir hier vorhaben, ist eine Laborsituation. Es wird vermutlich einige Zeit dauern, bis wir soweit sind, aber wir fangen jetzt damit an.“ Der 45-Jährige ist es als Banker gewohnt, mit Menschen zu sprechen und zuzuhören. Er sieht sich als Vertrauensmann, denn in Deutschland ist es bekanntlich nicht üblich, offen über Probleme zu sprechen. Ein dickes Brett also, aber Christoph Birkel hat den Bohrer angesetzt: Mark Behr.