BLG in Bremerhaven: Spezialisten für schwere Fälle

Mammutprojekt: Auf der ABC-Halbinsel in Bremerhaven montiert ThyssenKrupp eine Sieb- und Brecheranlage für ein Bergwerk. Foto: Heumer

Vom Kaffeebecher bis zum Spezialfahrzeug: Die Schwergutlogistiker der BLG sorgen auf der ABC-Halbinsel dafür, dass ThyssenKrupp sein bislang größtes Montageprojekt unter freiem Himmel reibungslos abwickeln kann.

Den Umgang mit schweren und zugleich großen Brocken ist Johann Steffens durchaus gewöhnt. Als Projektmanager der BLG Windenergy Logistics hat er unter anderem dafür gesorgt, das über hundert riesige Tripod-Fundamente für die Offshore-Windparks in der Nordsee in Bremerhaven verschifft werden konnten. „Das waren beeindruckende Größenordnungen“, erinnert er sich an den „Wald“ voll gelber Dreibeine auf der ABC-Halbinsel im Kaiserhafen. „Aber das Projekt, das wir im Moment hier haben, ist schon etwas Besonderes“, betont er.

Seit Februar lässt der Stahl- und Maschinenbaukonzern ThyssenKrupp dort einen riesigen Steinbrecher und eine nicht minder große Siebanlage für einen Kunden in Kanada zusammenbauen. Gemeinsam mit den High-and-heavy-Fachleuten und den Projektlogistikern sorgt die BLG Windenergy Logistics dafür, dass die Maschinenbauer ihr Vorhaben reibungslos abwickeln können. Steffens ist der Projektleiter auf Seiten der BLG. Dass Kunden die Endmontage großer Maschinenbauteile direkt im Hafen und unmittelbar vor dem Verschiffen vornehmen, ist für die BLG an sich nicht ungewöhnlich. Ein großer süddeutscher Entwickler und Hersteller von Industrieanlagen für die Gas- und petrochemische Industrie lässt seine Großbauteile bereits seit Jahren im Neustädter Hafen in Bremen zusammensetzen. „Das Projekt von ThyssenKrupp hat aber eine ganz andere Dimension“, erläutert Steffens: „Schließlich werden hier zwei mehr als 30 Meter hohe Maschinen komplett zusammengebaut.“ Rund zehn Monate sind für die Montage vorgesehen, anschließend sollen die Anlagen ihren Probebetrieb in Bremerhaven absolvieren, bevor sie im Sommer dann zum Kunden verschifft werden.

Anzeige

Endmontage der Tripods

Die ABC-Halbinsel ist der ideale Ort für solche Vorhaben. Bevor die Offshore-Industrie dort gemeinsam mit der BLG die Endmontage der Tripods und Maschinengehäuse sowie der Plattform für eine Konverteranlage begann, war das Gelände entsprechend für besonders schwere Lasten ausgerüstet worden. Über die Kaiserschleuse kann der Montage- und Umschlagplatz auch von Spezialschiffen wie den riesigen Arbeitsbühnen der Windkraftindustrie direkt angesteuert werden. „Und für die ganzen Abläufe und Organisationsaufgaben rund um die eigentliche Montage und Verladung gibt es ja uns“, sagt Steffens. Für solche Großprojekte arbeiten die Experten der verschiedenen Schwerlastbereiche der BLG Logistics abteilungsübergreifend eng zusammen: „Mit unseren unterschiedlichen Kompetenzen ergänzen wir uns bestens“, bestätigt Windenergie-Experte Steffens.

Vom Kaffeebecher bis zum Spezialfahrzeug

Das Können der BLG-Experten dürfte einer der Gründe sein, warum sich ThyssenKrupp für Bremerhaven als Location für das auch für den Großkonzern ungewöhnliche Projekt entschieden hat. Die Planer des Maschinenbau-Unternehmens hatten bundesweit und im europäischen Ausland nach Bauplätzen am Seeschiff-tiefen Wasser gesucht. „Wenn man die Logistik rund um den Bauplatz gewährleisten will, muss man mehr können, als sich mit Schwergut auszukennen“, betont Steffens: „Wir kümmern uns um alles, was nicht mit der eigentlichen Montage zu tun hat, gewissermaßen vom Kaffeebecher bis zum Spezialfahrzeug.“ Um nur drei Beispiele aus dem umfangreichen Aufgabenkatalog zu nennen: Mit seinem Team sorgte Steffens dafür, dass die ABC-Halbinsel rechtzeitig zum Baubeginn hergerichtet war. Er ließ das Containerdorf für die Montagemannschaften errichten, und schließlich sorgt er auch dafür, dass rechtzeitig zur Fertigstellung die selbst fahrenden Transportplattformen der BLG – so genannte SPMT – zusätzlich zu den Plattformen des Kunden bereitstehen. Und auch eine Waage hat Steffens im Angebot: „Die kann bis zu 4800 Tonnen Gewicht auf 0,5 Prozent genau messen.“

Verladung im Sommer 2019

Anzeige

Insgesamt hat sich die BLG eineinhalb Jahre auf das Vorhaben vorbereitet. „Bislang hat alles geklappt“, freut sich der Projektmanager. Damit es so bleibt, steht dem Kunden jederzeit ein direkter BLG-Ansprechpartner auf der ABC-Halbinsel zur Verfügung. Im nächsten Sommer sollen die beiden Riesenmaschinen dann mit den selbstfahrenden Transportplattformen auf ein Spezialschiff verladen und nach Kanada gebracht werden. Steffens glaubt aber nicht, dass die ABC-Halbinsel danach für lange Zeit leer stehen wird. „Solche Großmontagen sind ein wachsender Markt“, sagt er, „und mit unserer Erfahrung sind wir dafür gut gerüstet.“ (heu)

Maschinenbau mit Wasseranschluss

Den Umgang mit schweren Brocken ist Johann Steffens als Projektmanager der BLG Windenergy Logistics gewöhnt. Foto: Heumer

Auf Seiten der BLG betreut Johann Steffens das bislang größte Einzelprojekt von ThyssenKrupp Industrial Solutions, für das sich die ABC-Halbinsel im Kaiserhafen in eine riesige Open-Air-Werkstatt verwandelt hat. Seit mehreren Monaten lässt der Maschinen- und Stahlbaukonzern dort zwei 1500 bzw. 1800 Tonnen schwere Spezialmaschinen für einen nicht näher bezeichneten Kunden aus der Bergwerkbranche in Kanada zusammenbauen. Der Steinbrecher und die Sieb- und Sortieranlage sollen im kommenden Sommer mit einem Spezialschiff zum Empfänger gebracht und dort an Land gesetzt werden. Bis zu 150 Beschäftigte arbeiten an den beiden Maschinen.

Die Einzelteile stammen aus aller Welt und werden per Schiff oder Lkw nach Bremerhaven gebracht. Die eigentliche Montage soll Ende des Jahres bereits beendet sein. Weil es dann in Kanada aber zu kalt ist, können die Anlagen dort erst im Sommer aufgestellt werden. Üblicherweise bringt Thyssen-Krupp die einzelnen Teile solcher Maschinen direkt zum Kunden, um sie direkt vor Ort zusammenzubauen. In diesem Fall schienen den Verantwortlichen die äußeren Rahmenbedingungen am Bestimmungsort aber offenbar so rau, dass sie fürchteten, nicht einmal die Rostschutzfarbe auf die Metallgerüste zu bekommen. Immerhin könnte es sein, dass die fertig montierten Maschinen ihren ersten Kältetest bereits in Deutschland absolvieren: Anfang des Jahres sollen die ersten Probeläufe noch auf der Kaje vorgenommen werden.