So verändert der 3D-Druck den Maschinenbau

Mirco Schulz, Geschäftsführer und Inhaber der ProTec GmbH Foto: ProTec GmbH

Buxtehude: ProTec GmbH steigt in die neuen Technologien ein – 3D-Scan und 3D-Druck vor Ort

Die technische Entwicklung im Zuge der Digitalisierung wirkt sich jetzt auch verstärkt auf die klassischen Maschinenbauer aus. Viele Bauteile, die gedreht, gefräst und gebohrt werden mussten, können heute im 3D-Druck produziert werden. Noch ist diese Technologie vergleichsweise teuer, aber für die Branche ist klar: Es muss gehandelt werden. Die ProTec GmbH ist ein Spezialdienstleister in Buxtehude, der sich derzeit neu aufstellt. Das Unternehmen kommt aus dem Bereich Konstruktion/Planung/NC-Programmierung und ist nun in das 3D-Business eingestiegen. Mit 3D-Scan und 3D-Druck baut Inhaber und Geschäftsführer Mirco Schulz ein neues Geschäftsfeld auf und schafft so zwei weitere Standbeine. Mit Kooperationen knüpft er derzeit ein Netzwerk, um sich gemeinsam mit Partnerunternehmen aus dem Maschinenbau auf die neue Zeit einzustellen.

Schulz: „ProTec ist auf die Programmierung von NC-Maschinen spezialisiert. Mein Vater arbeitete früher bei MBB (Vorläufer von Airbus, d. Red.) in Finkenwerder, und bekam die Entwicklung von der traditionellen handgeführten Zerspanung an der Fräs- oder Drehbank zur Programmierung hautnah mit. Er arbeitete sich in die neue Technologie ein und machte sich 1984 mit zwei Kollegen als Dienstleister für NC-Programmierung selbstständig.“ Seit vielen Jahren ist ProTec als Dienstleister im Flugzeugbau aktiv. So kam auch Mirco Schulz dazu und ist nun seit 2015 alleiniger Gesellschafter und Chef von einem Dutzend Mitarbeitern, darunter zehn NC-Programmierer.

Mit dem 3D-Druck ist es mittlerweile möglich, filigrane Strukturen zu produzieren, die sich so nicht fräsen lassen. Und: Komplexe Bauteile, die normalerweise aus mehreren Einzelteilen zusammengesetzt werden, lassen sich in einem Arbeitsgang einfach ausdrucken. Schulz: „Für uns war klar: Wir müssen uns mit diesem Thema intensiv befassen.“ Mittlerweile sind 3D-Scanner im Einsatz, mit denen sich die Koordinaten auch komplizierter Körper erfassen lassen. Am Rechner können diese „Punktwolken“ so bearbeitet werden, dass damit ein 3D-Drucker gesteuert werden kann.

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ProTec versteht sich weiterhin als technischer Dienstleister. Im ersten Schritt hat Schulz zwei 3D-Drucker angeschafft, die mit Kunststoff-Filament bestückt werden, also Modelle ausdrucken können. Über Kooperationen kann ProTec auch metallische Bauteile beispielsweise aus Titan fertigen lassen. Mittlerweile schreitet auch hier die Entwicklung voran. Sogar Kunststoffe mit feinen Carbonfasern sind druckbar, sagt Schulz.

Mirco Schulz: „Wir haben zwei handgeführte Scanner im Einsatz, können Objekte mit einer Genauigkeit von fünf Hundertsteln Millimeter erfassen. Bei größeren Objekten liegen wir dann bei einem Zehntel – das hat etwas mit den Datenmengen zu tun, die mit der Größe des Objektes einfach riesig werden. Ein Beispiel: Wenn in einer alten Vorrichtung oder Maschine ein Bauteil kaputtgeht, für das es kein Ersatzteil und auch keine Zeichnung mehr gibt, dann können wir es scannen, eine neue Datei anfertigen und einen 3D-Drucker steuern. Über Reverse-Engineering ist es auch möglich, diese Dateien so anzupassen und zu programmieren, dass sie eine NC-Maschine steuern.“

Handgeführte Scanner im Einsatz

Ein anderes Beispiel: Wenn bei einem Oldtimer ein Bauteil defekt ist, kann es über dieses Verfahren digital rekonstruiert und ausgedruckt werden. Mirco Schulz: „Das gilt auch für den historischen Knauf eines antiken Schrankes.“ Gleichwohl ist die privat initiierte Einzelstückfertigung nicht sein Hauptziel. Für das Kunsthaus Stade hat er allerdings gerade eine auf 67 Stück limitierte Auflage einer Kunstfigur produziert, die Jonathan Meese kreiert hat. 3D-Druck ist ein Anwendungsverfahren, das quasi keine Grenzen kennt. wb

Web: www.nc-protec.de

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Stichwort NC-Programmierung: NC steht für Numerical Control, also für nummerische Steuerung. Im Wesentlichen geht es darum, den über mehrere Achsen beweglichen Kopf einer Maschine so zu steuern und mit Werkzeugen zu bestücken, dass aus einem Metallkörper das gewünschte Bauteil herausgearbeitet wird. NC-Maschinen greifen auf ein Werkzeugmagazin zu und wechseln je nach Arbeitsgang und Vorgabe selbstständig das Werkzeug. Einmal programmiert, können auf diesem Weg exakt baugleiche Serien gefertigt werden. Je mehr Drehbewegungen der Werkzeugkopf ausführen kann (Stichwort Achsen), desto komplexer ist die Programmierung.