Wie die nordische Eiche auf dem Hof des Großvaters …
Auf den ersten Eindruck kommt es an. Und der beginnt nicht erst bei der Begrüßung, sondern schon beim Aussteigen aus dem Auto. Aufrechter Gang, klare Haltung, klarer Blick und die Wertschätzung des anderen. Clemens von Ramin, Vorleser, Schauspieler und Coach, zeigte bei seinem Vortrag am Kaminabend im hit-Technopark gleich klare Kante. Wer nicht die goldene Regel beachte, andere nur so zu behandeln, wie man selbst behandelt werden möchte, habe schon verloren. Hängende Arme oder Hände in den Hosentaschen zu vergraben, gehe gar nicht. „Nehmen Sie besser etwas in die Hand, das strafft die Erscheinung“, sagte von Ramin, „wie die nordische Eiche auf dem Hof meines Großvaters.“
Fast alle Gäste, die an diesem Abend im Restaurant des hit-Technopark teilnahmen, führen Unternehmen und halten ab und an Reden – nicht wenige macht so eine Aufgabe nervös. Lange ausatmen, empfiehlt der Coach, mit einer Pause beginnen. „Denken Sie sich den Einstieg Wort für Wort aus und üben ihn vorher“, sagte von Ramin, „das gibt Sicherheit.“ Klare Stimme, klarer Blick, keine Angst. Auch das Ende der Rede sollte man Wort für Wort festlegen. Sein Tipp für den nächsten Auftritt als Redner: „Nehmen Sie einen Zettel mit dem Redemanuskript auf das Podest, das stört keinen.“ Außerdem könne man sich daran gut festhalten, was wiederum die aufrechte Körperhaltung unterstütze.
Ähnlich seien die Vorgaben für eine Präsentation oder einen Pitch. Man könne dabei nicht nur mit Fakten überzeugen. Das monotone Vortragen mit Folien und Abbildungen auf einer Leinwand nenne er gern „aktive, leise Sterbehilfe“. Eine Präsentation müsse lebendig wie die Idee sein, die man an den Mann bringen möchte. Von Ramins Vorschlag: „Möglichst wenig Text, dafür viele Bilder.“ Von Ramin erzählte von seinen Erlebnissen mit einer großen Agentur, die eine wichtige Präsentation von ihren Praktikanten ausarbeiten ließ. Die Chefs wollten dann nur vortragen. Man müsse wissen, ob man die Hauptrolle oder nur eine Nebenrolle spielen möchte. „Beschäftigen Sie sich mit dem Thema. Üben lohnt sich. Sprechen Sie in Ihr iPhone oder suchen Sie sich einen Zuhörer. Ein Schauspieler übt seine Rolle auch 200 Mal.“
Clemens von Ramin machte klar, dass man nur eine Haltung, eine Einstellung und ein Benehmen habe, im Beruf und gleichermaßen auch privat. Seine Frau amüsiere es immer köstlich, wenn er beim Einkaufen im Supermarkt jede Verkäuferin freundlich mit Namen anspreche und eine nette Unterhaltung führe. „Wenn Sie morgens beim Zähneputzen über die Wertschätzung nachdenken, wäre die Welt ein besserer Ort.“