Wirtschaft 4.0 – Lernen und arbeiten in einer digitalen Welt

Gastgeber und Gäste des AV-Forums Wirtschaft 4.0: Wiebke Krohn, Bernd Wiechel (beide AV), Dr. Michael Zibrowius (IdW), Jörgen Rösing (Arconic), Renate Peters (AV) und Tobias Lohmann (BNW).Gastgeber und Gäste des AV-Forums Wirtschaft 4.0: Wiebke Krohn, Bernd Wiechel (beide AV), Dr. Michael Zibrowius (IdW), Jörgen Rösing (Arconic), Renate Peters (AV) und Tobias Lohmann (BNW).

Die Digitalisierung verändert die Berufswelt. Daran hegt wohl niemand mehr ernsthaft Zweifel. Aber wie reagieren Unternehmen und Mitarbeiter auf diese Entwicklung? Und vor allem: Wie können die Schulen mit der digitalen Herausforderung Schritt halten? Denn das steht nicht nur für Bernd Wiechel, Hauptgeschäftsführer des Lüneburger Arbeitgeberverbandes, außer Frage: „Im Kontext der fortschreitenden Digitalisierung werden sich auch die Anforderungen an die Schulen und Betriebe verändern.“ Doch wie müssen sich Unternehmen aufstellen, um auch in Zukunft konkurrenzfähig zu bleiben? Um Antworten auf diese Frage zu finden, hatte jetzt der Arbeitgeberverband Lüneburg Nordostniedersachsen (AV) zusammen mit dem Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft (BNW) zu einer Veranstaltung unter dem Titel „Wirtschaft 4.0 braucht Bildung 4.0 – Lernen und Arbeiten in einer digitalen Welt“ eingeladen.

Dass dieses Thema gleichermaßen Arbeitgeber, Bildungspolitiker und Pädagogen umtreibt, zeigte die große Resonanz. Mehr als 150 Gäste hatten sich im Kunstsaal Lüneburg in der Marie-Curie-Straße eingefunden. Referenten waren Dr. Michael Zibrowius vom Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln sowie Dr. Jürgen Rösing vom Arconic-Konzern aus Hildesheim. Das Unternehmen ist einer der weltweit größten Hersteller von hochfesten Verbindungselementen für die Luft- und Raumfahrtindustrie.

Zibrowius weiß, dass die fortschreitende Digitalisierung der Arbeitswelt von vielen Menschen mit Argwohn beobachtet wird: „Viele haben Angst um ihren Arbeitsplatz, sehen die Digitalisierung als Jobkiller“, sagt der Wissenschaftler. Doch diese Sorge hält er für unbegründet: „Qualifizierte Mitarbeiter werden auch in der Zukunft gesucht.“ Wobei die Betonung auf „qualifiziert“ liege. Wer sich nicht fort- und weiterbilde, werde es künftig auf dem Arbeitsmarkt noch schwerer haben. Der Referent belegte seine These mit Zahlen: Laut aktuellen Studien sind bis zu 25 Prozent der Arbeitsplätze in Deutschland potenziell durch Roboter und Software ersetzbar.

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Als Beispiel nannte er den Beruf des Kaufmanns im Einzelhandel. In diesem Fall für Schuhe: Der Arbeitsalltag dieses Berufsbildes bestehe im Wesentlichen aus 14 verschiedenen Tätigkeiten. „Elf davon, also 79 Prozent, könnten heute schon potenziell durch digitale Lösungen ersetzt werden“, so Zibrowius. Das gelte beispielsweise für die Auszeichnung der Ware über Einkauf und Beschaffung bis hin zum Kassieren. Allerdings betont er auch: Die Hauptaufgabe, nämlich das Präsentieren der Ware und der Verkauf sind nach wie vor nicht von Maschinen zu übernehmen. Der menschliche Faktor bleibt also im Mittelpunkt, auch wenn sich die Tätigkeitsschwerpunkte verschieben.

Ähnlich beurteilt auch Dr. Jürgen Rösing die Entwicklung: „Arbeit 4.0 bedeutet weniger Monotonie für die Mitarbeiter in der Fertigung, weil die Systeme immer komplexer werden. Wird heute beispielsweise noch ein Zerspanungsmechniker gesucht, könnte es schon bald heißen: ‚Gesucht wird ein Spezialist mit Fachkenntnissen sowohl im Bereich der Zerspanung, der Automation (SPS- und Maschinensteuerung) und dem am Standort verwendeten MES‘.“ Auch Rösing kommt daher zu dem Schluss: Wirtschaft 4.0 wird die Betriebe substanziell verändern, die Beschäftigen massiv fordern, aber auch unterstützen. Vor allem aber: „Arbeit 4.0 wird nur gelingen mit einer veränderten Lern,- Führungs- und Organisationskultur.“ In den anschließenden Foren ging es dann auch um die Fragen, wie Fachkräfte für die künftige digitale Arbeitswelt gewonnen werden können und wie die Digitalisierung in der Bildung umgesetzt werden kann. Wiebke Krohn vom Arbeitgeberverband zeigte auf, wie ein modernes Arbeitgebermarketing über Instagram und WhatsUp aussieht.