Die unterschätzte Personalfrage: Passen wir eigentlich zusammen?

Von Corinna Horeis, Diplom-
Kauffrau und Personal­beraterin

Stellen Sie sich vor, Sie haben eine vielversprechende Verabredung mit einem – auf den ersten Blick – äußerst attraktiven Partner: Er hat ein sympathisches Auftreten, hat einen spannenden Job, spricht viele Sprachen und hat die Welt gesehen. Ihr Gegenüber zeigt sich insgesamt konventionell, konservativ und routiniert. Im Gegensatz dazu sind Sie eher neugierig, kreativ und offen für Unbekanntes. Es wird schnell klar: Der Funke springt nicht über.

Im Privatleben ist die Persönlichkeit ausschlaggebend dafür, ob wir uns mögen oder nicht. Im Arbeitsumfeld gelten dieselben Gesetze, dennoch wird die Frage der persönlichen Passgenauigkeit bisher eher stiefmütterlich behandelt. Zunehmend wird bei der Personalauswahl zwar die Hinzunahme von Persönlichkeitsanalysen registriert. Die Persönlichkeitsmerkmale werden im Hinblick auf das Anforderungsprofil ausgewertet. Es wird aber in den meisten Fällen nicht betrachtet, welche Persönlichkeitsmerkmale den Arbeitgeber auszeichnen.

Positionieren Sie sich als Arbeitgeber eher extrovertiert, enthusiastisch und „hipp“ oder eher stetig, traditionell und gewissenhaft? Der Kreative würde sich wohl eher im erstgenannten Profil wiederfinden, und der Genaue würde sich mit den anderen Eigenschaften identifizieren. So wie der Bewerber sich durch eine ganz eigene Persönlichkeit auszeichnet, verkörpert auch das Unternehmen bestimmte Charakteristika. Je höher die Übereinstimmung zwischen den Persönlichkeiten von Arbeitgeber und Arbeitnehmer sind, desto positiver sind die Auswirkungen auf die Arbeitszufriedenheit, auf das Vertrauen sowie auf die Bindung zu dem Arbeitgeber.
Das heißt, je ähnlicher Arbeitergeber und Arbeitnehmer sind, desto besser passen sie zusammen, desto erfolgreicher gestaltet sich die Zusammenarbeit und desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Mitarbeiter bei diesem Unternehmen (langfristig) bleiben. Gerade im Zeitalter des Fachkräftemangels schaffen sich insbesondere mittelständisch geprägte Unternehmen einen herausragenden Wettbewerbsvorteil durch ein „Matching“ zwischen Unternehmen und Personal. Eine Randnotiz: Der Mangel an geeigneten Mitarbeitern führt im Mittelstand zu Umsatzeinbußen von jährlich etwa 50 Milliarden Euro (Mittelstandsbarometer 2017).

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Die Personalauswahl wird sich zukünftig hinsichtlich der Passgenauigkeit potenzieller Kandidaten verändern. Es wird vornehmlich die Aufgabe sein, Mitarbeiter zu identifizieren, die in zentralen Punkten zu der Kultur des Unternehmens passen, als vielmehr einen optimalen Mitarbeiter für eine bestimmte Aufgabe zu finden. Mit Ihrer Arbeitgebermarke, die für Ihre zentralen Werte steht, ziehen Sie zum einen potenzielle Kandidaten an. Zum anderen erhöhen Sie die Voraussetzungen für eine langfriste Bindung dieser Kandidaten an Ihr Unternehmen. Genau wie im Privatleben sollten beide Seiten im Wesen zusammenpassen, wenn die Beziehung halten soll.

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