Unterstützung für Wachtelkönig & Co. Auswertung nach Natur-Inventur:

VR-HuhnDiese Art ist bislang nur im Museum für Kunst und Gewerbe gesichtet worden: ein Huhn mit VR-Brille. Virtuelle Realität für Hühner in Legebetrieben hat sich allerdings noch nicht wirklich durchgesetzt ..

Seltene Arten erstmals in Hamburg entdeckt – Sammler finden Käfer, Schrecken, Zittergras und mehr.

Die Artenvielfalt in Hamburg ist noch größer als bislang bekannt: Zum Beispiel die Rüsselkäferart Pselactus spadix, die Westliche Beißschrecke und das Gewöhnliche Zittergras hatten sich bislang gut getarnt, sind aber jetzt entdeckt worden. Das ist das Ergebnis einer der größten Arten-Inventuren, die Wissenschaftler der Uni zusammen mit Naturfreunden und Fachleuten im Juni durchgeführt haben. Gerade in Kreisen von Investoren und Projektentwicklern ist die Artenvielfalt allerdings häufig ein rotes Tuch, denn Wachtelkönig und Tellerschnecke haben durchaus das Potenzial, große Vorhaben zum Erliegen zu erbringen.

Beim Bau der A26 Ost (Hafenquerspange) könnte beispielsweise ein Biotop inmitten der Hafennutzung betroffen sein – es wurde eingerichtet, um den Bestand der streng geschützten Feuersalamander zu sichern, wie aus Baukreisen berichtet wird. Oder: Bevor die ersten Abschnitte für den Bau des Hub+ Neuland mit Sand aufgefüllt wurden, mussten Pflanzen und Tiere, darunter auch seltene Fische wie die „Furzgrundel“ (siehe Bericht im B&P-Immobilien-Spezial 2017) eingesammelt und umgesiedelt werden. Nun stellt sich heraus: Das Biotop Hamburg ist vielfältiger als gedacht. Das Centrum für Naturkunde (CeNak) der Universität Hamburg hat jetzt entsprechende Ergebnisse vorgelegt. Insgesamt hatten die 500 Bürger im Rahmen des GEO-Tages der Natur und des Langen Tages der StadtNatur am 17. und 18. Juni 2017 mehr als 2400 Tiere und Pflanzen in Hamburg gesammelt und dokumentiert, die 1522 unterschiedlichen Arten angehören – manche wurden erstmals gesichtet.

„Die Anzahl der erfassten Tier- und Pflanzen-arten hat unsere Erwartungen bei weitem übertroffen“, sagt Martin Kubiak, Insektenforscher am CeNak. „Dieser Erfolg ist auf das ehrenamtliche Engagement zahlreicher Spezialisten, aber auch auf den Einsatz naturinteressierter Hamburger zurückzuführen. Es wird deutlich, wie vielfältig die Natur in der Stadt sein kann. Dies verdanken wir insbesondere einem abwechslungsreichen Lebensraummosaik auf vergleichsweise kleiner Fläche.“

Anzeige

Besonders groß war der Tierartenreichtum beispielsweise auf der unter Naturschutz stehenden Elbinsel Neßsand, die von Hamburg verwaltet wird. Die sonnenexponierten, vegetationsarmen Magerrasen-Standorte bieten offenbar zahlreichen wärmeliebenden Insektenarten ideale Lebensbedingungen. Allein hier konnten 366 Tierarten (allein 332 Käferarten) nachgewiesen werden, darunter einige bedrohte Arten wie die Scheinbockkäferart Oedemera nobilis (auch Blaugrüner Schenkelkäfer genannt), die Wildbienenart Lasioglossum sexnotatum und die stark gefährdete Zauneidechse Lacerta agilis. Ein Exemplar der winzigen Kurzflügelkäferart Carpelimus punctatellus wurde zum ersten Mal im nordwestdeutschen Raum gefunden.

Im Mittelpunkt der Sammelaktion zum GEO-Tag der Natur stand zudem der Energieberg Georgswerder, eine ehemalige Deponie für industriellen Sondermüll und Haushaltsabfälle auf der Elbinsel. Auf dem für gewöhnlich nicht frei zugänglichen und durch die Behörde für Umwelt und Energie (BUE) verwalteten Gelände überraschte Botanikerinnen und Botaniker der Fund des Gewöhnlichen Zittergrases (Briza media); bisher waren in Hamburg nur drei Fundorte dieser Pflanzenart bekannt, die auf ungedüngten Wiesen wächst. „Der Fund unterstreicht eindrucksvoll, welche große Bedeutung sekundär geschaffene Stadtlebensräume mitunter für den Erhalt von seltenen und gefährdeten Arten haben können“, betont Kolja Dudas, Master-Student am Biozentrum Klein Flottbek der Universität Hamburg. Neben der bislang wenig erforschten Nitrophilen Kleinsporflechte (Acarospora nitrophila) wurde auf Findlingen des Energieberges außerdem die Gewöhnliche Dotterflechte (Candelariella vitellina) gesichtet. Auffällig war die Farbe, die auf die Anreicherung von Schwermetallen hinweist. Auch bei den Tieren konnten auf dem Gelände des Energieberges Georgswerder seltene und in Hamburg gefährdete Tierarten wie etwa die in Norddeutschland seltene Westliche Beißschrecke, (Platycleis albopunctata) nachgewiesen werden.