Das Team um Geschäftsführer Wilfried Seyer verkauft 2017 so viele Flächen wie noch nie.
Wirtschaftsförderung ist ein Geheimnis an sich, denn sie funktioniert nach unterschiedlichen Regeln. Nicht jeder Wirtschaftsförderer hat so komfortable Rahmenbedingungen wie Wilfried Seyer, Geschäftsführer der WLH. Die Wirtschaftsförderung im Landkreis Harburg GmbH darf eigene Flächen erwerben und zu Gewerbegebieten entwickeln. Und das tut sie mit großem Erfolg. 2017 ist laut Seyer das erfolgreichste Jahr in der WLH-Geschichte. Da trifft es sich gut, dass er gemeinsam mit den Bürgermeistern der A7-Gemeinden soeben die „Wirtschaftsregion Nordheide“ ins Leben gerufen hat. Sie vereint sechs Gewerbegebiete entlang der Autobahn vor den Toren der Hansestadt und stellt sich innerhalb der Metropolregion Hamburg Süd als eigene Marke dar.
Das Seyer-Konzept geht voll auf. Er sagt: „Die Metropolregion Hamburg ist mittlerweile so groß, dass sie eigentlich nur noch international wirkt. Wenn Unternehmen von außerhalb Flächen angeboten werden, wissen die im Zweifel nicht, ob sie in Buchholz, Wilhelmsburg, Norderstedt, Pinneberg oder in Schwerin landen. Deshalb haben wir mit der Wirtschaftsregion Nordheide einen geografisch klar definierten Raum geschaffen – mit dem Wissen, dass Flächen vor den Toren Hamburgs und noch dazu an der Autobahn absolut attraktiv sind.“
Ziel: Neue Arbeitsplätze
In der Wirtschaftsregion Nordheide haben sich die Gemeinden Salzhausen, Hanstedt, Seevetal, Marxen, Egestorf und Bispingen zusammengeschlossen – allesamt vergleichsweise kleine Standorte auf der nationalen Wirtschaftslandkarte. Die Heide ist indes ein Begriff. Und die Nordheide macht deutlich: Hier geht es direkt nach Hamburg, ins wirtschaftliche Zentrum Norddeutschlands. Ein geschickter Schachzug also, den die WLH da unternommen hat. Und der Erfolg gibt Seyer und seinem Team in Buchholz Recht: „Wir werden in diesem Jahr etwa 20 Unternehmen ansiedeln. Alles Mittelständler, die im Durchschnitt 3 000 Quadratmeter Fläche gekauft haben. Das Spektrum reicht von der Tischlerei bis zum vorindustriellen Lebensmittelproduzenten.“
Ziel der WLH ist es, pro 1000 Quadratmeter etwa fünf neue Jobs zu schaffen. Das klappt mal besser, mal nicht so gut, da flächenintensive Bestandsentwicklungen nicht zwangsläufig auch viele Arbeitsplätze bedeuten. Das wird dann an anderer Stelle wieder ausgeglichen. Mittlerweile sind in den sechs Gebieten 650 bis 700 Jobs konzentriert, wobei Bispingen ganz neu am Start und folglich noch nicht so stark belegt ist. Wilfried Seyer sagt: „Tatsächlich haben wir extrem viele Bestandsbetriebe, die sich erweitern.“ Was gar nicht so einfach ist, wie das Beispiel Hanstedt zeigt: Dort will sich das ansässige Tierkrematorium erweitern, weil künftig auch Pferde nach ihrem Ableben verbrannt werden können – eine Vorstellung, die Haltern offenbar angenehmer ist als der Weg zum Abdecker. Prompt hat sich in der Nachbarschaft eine Anti-Feinstaub-Bürgerinitiative gegründet, die Stimmung gegen das Vorhaben macht. Nun heißt es für die WLH und den Unternehmer erstmal abwarten.
Von den angesiedelten Unternehmen stammt jedes fünfte aus Hamburg. 50 Prozent entfällt auf Bestandsentwicklungen in den Gemeinden vor Ort, 20 Prozent der Käufer kommen aus der Metropolregion und zehn Prozent aus „dem Rest der Welt“, wie Seyer sagt und damit eher Deutschland meint. Der Blick auf die Flurkarten der Gewerbegebiete zeigt, welche Flächen noch verfügbar sind. Allerdings gibt es Unterschiede. Während das Hamburg-nahe Hittfeld in der Gemeinde Seevetal quasi sofort ausverkauft war, sind etwa
30 Kilometer weiter entfernt in Salzhausen noch Gewerbegrundstücke zu haben. Unter dem Strich erreicht die Wirtschaftsregion Nordheide laut Seyer bereits in ihrem ersten Jahr das erklärte Ziel: Ranrücken an Hamburg! wb
Landkreis Harburg: Cima-Studie liefert Top-Daten
Jetzt liegt es schwarz auf weiß vor: Beim Datenmonitoring 2017 zeigt sich die führende Position des Landkreises Harburg in Niedersachsen. In vielen Bereichen weist die Statistik eine Entwicklung auf, die weit über dem Landes- und Bundesdurchschnitt liegt. Die Studie wurde von der Cima durchgeführt und liegt seit wenigen Tagen vor. In den vergangenen Jahren konnte der Kreis eine überdurchschnittliche Wachstumsdynamik mit deutlichen Zuwächsen in den Bereichen Bevölkerung, Bruttoinlandsprodukt, Erwerbstätige und sozialversicherungspflichtig Beschäftigte erzielen. Der wirtschaftliche Schwerpunkt liegt auf dem Dienstleistungssektor. Im Gegenzug ist das produzierende Gewerbe schwächer vertreten, holt aber auf. Unterdurchschnittlich stark ist zudem der Anteil der Hochqualifizierten an der Gesamtbeschäftigung.
Bei den Unternehmensgründungen zählt der Landkreis Harburg bundesweit zu den Top Ten. Diese Entwicklung ist stabil und betrifft auch den Bereich der „höherwertigen Technik“. Insgesamt, so das Ergebnis der Studie, ist die Innovationskraft der Wirtschaft im Landkreis Harburg jedoch vergleichsweise schwach ausgeprägt – was nicht zuletzt daran liegt, dass es bislang keinen Wissenschafts- beziehungsweise Forschungsstandort gibt.
Die Ergebnisse des „Datenmonitoring Landkreis Harburg 2017“ sind in einem knapp 100-seitigen Heft zusammengefasst. Die Broschüre ist auf Nachfrage bei der Wirtschaftsförderung im Landkreis Harburg GmbH erhältlich. Kontakt unter Telefon 0 41 81/92360.
TIP – Der Technologie- und Innovationspark
Für den geplanten Technologie- und Innovationspark der WLH GmbH in Buchholz liegt bereits ein zweiter abgestimmter Entwurf vor. Wie berichtet (B&P-Ausgabe Juni 2017), sollen südlich der Ortsumgehung Dibbersen 25 Hektar Fläche entwickelt werden. Kernpunkt ist die Schaffung eines Campus‘. Die dazu eingeleiteten Gespräche mit Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen sind mittlerweile auf fruchtbaren Boden gefallen, wie WLH-Geschäftsführer Wilfried Seyer sagt: „Wir haben ein extrem hohes Interesse geweckt und sind mit verschiedenen Akteuren in konkreten Gesprächen; darunter zum Beispiel die bundesweit tätige Steinbeis GmbH, eine Transfergesellschaft im klassischen Sinne.“ Weitere Kontakte gibt es zum Campus Suderburg (Ostfalia Hochschule), zur hochschule 21 in Buxtehude, zur Leuphana Universität in Lüneburg und zur Hochschule Osnabrück. Letztere könnte einen studentischen Gestaltungswettbewerb für die TIP-Außenanlagen durchführen. Den Hochbau-Part sollen Studenten der hs21 beisteuern. Das Bebauungsplanverfahren ist angeschoben. wb