Die Botschaft an die Unternehmen – Sorgt für ein gutes Image!

Spricht sich für ein deutsches Einwanderungsgesetz aus: Volker Tschirch, Hauptgeschäftsführer des AGA Norddeutscher Unternehmensverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistung e.V. Foto: AGA

AGA-Hauptgeschäftsführer Volker Tschirch zum Thema Fachkräftemangel im Groß- und Außenhandel – Jede zweite Firma sucht Mitarbeiter.

Die Zeiten, als der Fachkräftemangel ein Alleinstellungsmerkmal des Handwerks und der Technologieunternehmen war, scheinen vorüber. Längst hat er alle Bereiche erfasst – auch den durchaus attraktiven Groß- und Außenhandel. Über die Situation in diesem Berufsfeld sprach B&P-Redakteur Wolfgang Becker mit Volker Tschirch, Hauptgeschäftsführer des AGA Unternehmensverbands in Hamburg. Im AGA sind 3500 Unternehmen aus Norddeutschland organisiert. Diese beschäftigen rund 150 000 Mitarbeiter.

Das Thema Fachkräftemangel ist zurzeit allgegenwärtig – gilt das auch für den Groß- und Außenhandel im Norden Deutschlands?
Wir haben mit rund 44 Millionen Arbeitnehmern in sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung einen sensationellen Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosigkeit ist von fünf Millionen im Jahre 2005 auf die Hälfte gesunken. Allein bei der Arbeitsagentur hatten wir im Sommer mehr als eine Million offener Stellen. In vielen Regionen Deutschlands haben wir faktische Vollbeschäftigung. Dies führt bei Stellenausschreibungen speziell im Groß- und Außenhandel dazu, dass die Dauer bis zur Neubesetzung sukzessive zunimmt. Wir brauchen heute erheblich länger.

Gilt das für den ausgebildeten Kaufmann im selben Maße wie bei der Suche nach Auszubildenden?
Wir bilden in etwa 40 Ausbildungsberufen aus, da ist die Situation sehr unterschiedlich. In unserem Kernberuf, dem Groß- und Außenhandelskaufmann, ist es noch relativ gut möglich, passgenau zu besetzen. Aber schon heute ist es durchaus so, dass man einen zweiten Blick wagt, auch wenn die Papierform eigentlich nicht den Anforderungen genügt. Wenn die Schulnoten nicht so gut sind, kann jemand ja trotzdem ein Ass im Vertrieb werden. Wir geben unseren Mitgliedsfirmen dazu einen Azubi-Check als Hilfsmittel an die Hand. Da werden online die weichen Faktoren getestet. Aber es gibt eben auch die Bereiche, in denen wir schwerer Bewerber finden – das ist insbesondere dort der Fall, wo die Arbeitszeiten nicht so komfortabel sind.

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Was raten Sie den Unternehmen, die bereits ausgebildete Mitarbeiter suchen?
Jedes zweite norddeutsche Unternehmen im Groß- und Außenhandel sucht Fachkräfte. Die Besetzung einer freien Stelle dauert zurzeit im Schnitt zehn Wochen. Das ist relativ lang. Besonders wenn es um Stellenbesetzungen außerhalb der Metropolen und Unterzentren geht, müssen die Unternehmen ein gutes Arbeitgeber-Image entwickeln. Kleine und mittlere Firmen performen dadurch, dass es überschaubarere Prozesse gibt, in denen Mitarbeiter eigenverantwortlich arbeiten können. Schnelle Entscheidungswege tragen zu einer höheren Arbeitszufriedenheit bei. Aber anders als Konzerne können kleinere Unternehmen eben keine großen Marketingkonzepte auflegen. Wir werben dafür, dass kleine und mittlere Unternehmen stärker trommeln, dass sie ihre eigenen Arbeitgeberqualitäten erlebbar und messbar machen.

Raten Sie dazu, sich Kununu und Co. nutzbar zu machen? Sich bewerten zu lassen?
Ja klar, als Unternehmen kann ich mich dagegen gar nicht wehren. Daher sollte jeder das positiv nutzen. Wenn ich als Unternehmer Relevanz erzeugen möchte, muss ich mich dem Thema Social Media und Internet-Markting stellen, um die Generation der 16- bis 40-Jährigen zu erreichen.

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