Europäischer Wettbewerb Europan entschieden.
Der Wettbewerb unter dem Motto „Die produktive Stadt“ hatte das Ziel, Grenzen zwischen Wohnen, Handel und Gewerbe aufzuheben und Ideen für ein qualitätsvolles Miteinander der Funktionen zu entwickeln. Er war im Februar 2017 in 13 europäischen Ländern mit 44 Wettbewerbsgebieten ausgelobt worden. Europaweit beteiligten sich 1223 Teams aus Architekten und Stadtplanern, Landschaftsarchitekten und Ingenieuren sowie Künstlern und Designern am Wettbewerb. Für die fünf deutschen Standorte Aschaffenburg, Hamburg, München, Neu-Ulm und Zwickau wurden insgesamt 99 Projekte eingereicht. Eine international besetzte Jury unter dem Vorsitz des Kölner Stadtplaners Prof. Markus Neppl hat für den Standort in Wilhelmsburg einen Siegerentwurf sowie einen Ankauf gekürt.
Der Siegerentwurf „Between the lines“ von dem deutsch-britischen Architektenteam Janna Hohn (DE) und Josh Yates (GB) zielt darauf ab, trotz Neugestaltung bezahlbare Gewerbeflächen zu erhalten und eine breite Nutzungsmischung zu realisieren. Ein Ensemble aus mehrgeschossigen Typologien mit verschiedenen Produktionszweigen bildet einen zentralen öffentlichen Raum. Auf den nordöstlichen Flächen entlang des Jaffe-Davids-Kanals befindet sich eine doppelgeschossige Produktionshalle mit darüber liegenden Büroflächen. Im Entwurf sind Räume für kleine lokale Gewerbebetriebe wie beispielsweise eine Bootsbauwerkstatt, eine Brauerei oder eine Zimmerei vorgesehen.
Zugleich hat sich die Jury für einen Ankauf ausgesprochen: im Entwurf „Darin, Darum, Darunter, Dazwischen“ von den drei deutschen Architekten Robert Schnell, Paul Raphael Schägner und Tobias Herr werden vier unterschiedliche Modelle entwickelt, um Wohnen, Arbeiten und kulturelle Angebote verschmelzen zu lassen. Der Wohnblock besteht unter anderem aus drei- bis viergeschossigen Townhouses. Der nördlichste Block „Dazwischen“ grenzt unmittelbar an den Jaffe-Davids-Kanal und sieht im Erdgeschoss urbane Produktion vor. Darüber befinden sich zum Teil Maisonette-Wohnungen. Die zentrale Hoffläche soll unter der Woche als Erweiterung der Werkstätten und Zufahrt dienen, am Wochenende als Spiel- und Freizeitbereich. Die Planer schlagen für die Produktion in diesem Block wasserbezogenes Gewerbe vor. Karen Pein, Geschäftsführerin IBA Hamburg GmbH:
„Eine produktive Stadt braucht innovative Projekte, die Wohnen und Arbeiten im Quartier ermöglichen. Die prämierten Entwürfe liefern realistische Konzepte, die für Hamburg Pilotcharakter haben können.“
Die Jaffestraße und die angrenzenden Grundstücke sind bereits heute produktiv. Hier finden sich durch Lagerhaltung geprägte Höfe, produzierende Betriebe, gemischt genutzte Immobilien mit Gewerbeateliers und der moderne Gewerbehof Jaffe12. Nach Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße werden diese gemischten Strukturen ausgebaut und erweitert. Bei der Entscheidung der Jury wurden die Realisierungschancen berücksichtigt. Der Bebauungsplan für das Elbinselquartier wird derzeit erstellt. Deswegen ist zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar, in welcher Form die beiden Entwürfe weiter geführt werden können.
Nach Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße Ende 2019 können die ersten Bauarbeiten für das neue Elbinselquartier beginnen. Hier sollen neben neuem Wohnraum auch attraktive Strukturen für kleine bis mittlere Produktions- und Gewerbebetriebe entstehen. Bereits heute ist ein erster Blick in die Zukunft möglich: 26 interdisziplinäre Teams haben im Rahmen eines europäischen Nachwuchs-Wettbewerbs einen architektonischen Entwurf mit möglichen Nutzungsstrukturen für ein zwei Hektar großes Teilgebiet am Jaffe-Davids Kanal erarbeitet. Dort, wo heute noch Container lagern, können in einigen Jahren attraktive Wohnungen neben modernen Gewebebetrieben und kulturellen Angeboten entstehen.