HC Hagemann sorgt gemeinsam mit den Arge-Partnern Bögl und Heijmanns für den sicheren Stand der neuen Kattwyk-Brücke.
In dieser Dimension ist das sogenannte Druckluft-Senkkasten-Verfahren in Deutschland bislang nicht angewendet worden. Mit immensem technischen Aufwand sind die Arbeiten an den beiden Strompfeilern für die „Neue Bahnbrücke Kattwyk“ vorbereitet worden. Jetzt ist die heiße Phase erreicht. Der Bau zweier elfstöckiger „Hochhäuser“ beginnt – sie werden während des Betonierens an jeweils 24 Gewindestangen in die Süderelbe hinunterlassen und nach Erreichen des Grundes 20 Meter tief ins Erdreich abgesenkt, genau genommen eingespült. Bis Weihnachten sollen die beiden Senkkästen Bodenberührung haben.Nächstes Jahr im Herbst, so der Plan, sollen die „Hochhäuser“ auf minus 30 Meter unter Normalnull angekommen sein. Die höchstsensible Absenkphase ist akribisch vorbereitet worden, doch Komplikationen sind nicht ausgeschlossen. Holländische Spezialfirmen, die ähnliche Bauten schon realisiert haben, sind involviert – auf diese Spezialisten kommen Bergbauähnliche Arbeitseinsätze unter Druckluft zu.
Die beiden Strompfeiler werden nach Abschluss der Arbeiten mitten in der Süderelbe stehen, sind also Ebbe und Flut ausgeliefert. Um sie zu bauen, musste dafür gesorgt werden, dass die Arbeiten nicht in der teils starken Strömung stattfinden. Das Harburger Bauunternehmen HC Hagemann, spezialisiert unter anderem auf den Bau von Kai- und Hafenanlagen, wurde im ersten Schritt von der HPA beauftragt, Spundwände in den Elbgrund zu rammen und quasi einen Kasten zu bauen, in dem das Betonbauwerk von einer Stahlkonstruktion nach und nach abgesenkt wird. Im zweiten Schritt baute HC Hagemann zwei 400 Quadratmeter große Bodenplatten aus Stahlbeton. Sie sind rundum mit einer scharfen Kante ausgestattet, der sogenannten Schneide. Die Bodenplatten wurden mit Pontons in die noch offenen Stahlkästen transportiert und an jeweils
24 Gewindestangen (75 Millimeter stark) aufgehängt. Dann erst wurden die Stahlkästen verschlossen. Mittlerweile sind die ersten Wände auf den Bodenplatten betoniert, sodass das Bauwerk nun bis Weihnachten langsam zunächst bis zum Grund der Süderelbe hinuntergelassen werden kann – etwa zehn Meter tief unter Wasser.
In den stählernen Baugruben steht Wasser, darüber hängen die Bodenplatten. HCH-Bauleiter Heiko Harring: „Wir brauchen innen einen Gegendruck zur Süderelbe, die außen vorbeifließt. Die Außenhülle ist starken Kräften ausgeliefert. Sowohl Ebbe als auch Flut wirken auf die Spundwände. Die Konstruktion ist dadurch ständig in beiden Richtungen leicht in Bewegung, das ist ein dynamischer Stahlkasten.“ Bei normalen Verhältnissen liegt die Bewegungspanne zwischen Ebbe und Flut an den obersten Eckpunkten etwa bei fünf Zentimetern. Doch was ist, wenn die ersten Herbststürme aufkommen oder Eisgang auf der Elbe gegen die Wände drückt? Außerdem wird die aufgehängte Last ständig schwerer und drückt von oben. Thorsten Saefkow, Prokurist Ingenieurbau/Wasser- und Hafenbau bei HC Hagemann: „Wir haben ein Messsystem installiert. Bei einem Ausschlag von mehr als 15 Zentimetern wird Alarm gegeben – dann wird die Baustelle sofort geräumt.“
„Alter Schwede“ – was nun?
Hat die Schneide den Grund erreicht, dringt sie langsam ins Erdreich ein. In dem luftgefüllten Hohlraum unter der Platte sind Wasserkanonen und Kameras installiert. Per Wasserstrahl wird der Boden gelöst und abgepumpt. Mittels Computer wird die Betonkonstruktion synchron über die motorbetriebenen Gewindestangen weiter abgesenkt. Maximal hängen an der Tragkonstruktion bis zu 4000 Tonnen Stahl und Beton. Insgesamt wiegt jedes Bauwerk zuletzt tatsächlich 16 000 Tonnen, aber durch den Auftrieb und das anschließende Aufsetzen im Elbgrund kommt diese Last an den Gewindestangen nicht eins zu eins an.