Neun Unternehmen sind die „Ausbildungspartner Süderelbe“ – Sie werben erfolgreich um Nachwuchs für Berufskraftfahrer und Logistiker
Kaum eine Branche spürt den Nachwuchsmangel so stark wie die Logistik. Junge Menschen für einen Ausbildungsplatz als Berufskraftfahrer oder Lagerlogistiker zu interessieren, ist nicht einfach – in der Folge können viele Unternehmen ihre Stellen nicht mehr ausreichend besetzen. Im Süden Hamburgs haben findige Unternehmer vorgebaut – und ernten jetzt die Früchte. Sie gründeten 2011 einen Ausbildungsverbund unter dem Namen „ProLkw Süderelbe“. Nach einer Namensänderung treten die aktuellen Mitglieder als „Ausbildungspartner Süderelbe“ auf. Beim Tag der Logistik, der gemeinsam auf dem Betriebsgelände der STS – Seevetaler Transport Service GmbH in Beckedorf auf die Beine gestellt wurde, kamen über den Tag verteilt rund 450 Besucher. Ergebnis: Von zehn angebotenen Ausbildungsplätzen für Berufskraftfahrer sind mittlerweile sechs besetzt. „Und die restlichen Stellen schaffen wir auch noch“, sagt STS-Inhaber Detlev Dose zuversichtlich.
Breite Unterstützung
Insgesamt hatten die neun Unternehmen 20 Ausbildungsplätze angeboten, außer Kraftfahrern sollen auch Fachlageristen, Fachkräfte für Lagerlogistik, Bürokaufleute, Speditionskaufleute und Groß- und Außenhandelskaufleute im Verbund ausgebildet werden. Dr. Oliver Brandt, Logistikexperte der Süderelbe AG, betreut die Initiative von Beginn an. Er bestätigt: „Die Situation in der Branche ist wirklich schwierig. Aber was die Unternehmen hier im Süden Hamburgs auf die Beine gestellt haben, ist außergewöhnlich. Es gibt zwar noch weitere Ausbildungsverbünde in Niedersachsen, aber so intensiv wie dieser hier arbeitet keiner.“
Dabei hatte alles ganz klein angefangen. Dose: „2011 machten wir unsere erste Veranstaltung – einen Tag der Berufskraftfahrer am Seevetaler Warenhotel. Es kamen ganze sieben Bewerber. Aber am Ende hatten wir sieben Ausbildungsverträge. Keine schlechte Quote.“ Dose, der die Idee des Verbundes hatte, ließ sich nicht entmutigen. Heute haben die Ausbildungspartner einen blendenden Ruf. Und großen Zulauf. Unterstützt werden die Unternehmer von der IHK Lüneburg, vom Gesamtverband Verkehrsgewerbe Niedersachsen Stade, von der SVG Straßen- und Verkehrsgenossenschaft, von der AOK, der Arbeitsagentur und der staatlichen Gewerbeschule Kraftfahrzeugtechnik Hamburg.
Dose: „Wir bekommen von diesen Institutionen Beratung, beispielsweise wie am besten Ausbildungspläne zu gestalten sind, wie Fördergelder zu beantragen sind und wie es sich mit dem Arbeitsrecht verhält. Wir hatten damals zwar alle Ideen, aber brauchten auch jemanden, der uns begleitet.“ Dieser „Jemand“ ist Dr. Oliver Brandt von der Süderelbe AG, der selbst heute noch mit Rat und Tat zur Seite steht – obwohl das auf drei Jahre begrenzte Förderprojekt vom Land Niedersachsen längst abgeschlossen ist.
Logistik ist Zukunft
Mittlerweile haben die Ausbildungspartner zum vierten Mal am bundesweit stattfindenden „Tag der Logistik“ teilgenommen. Das Programm mit Lastwagen zum Anfassen, Fahrsimulator, ferngesteuerten Modellen (Lkw + Stapler), Beratungsständen und vielem mehr hat sich zu einem regelrechten Event entwickelt und stößt bei den umlie-genden Schulen auf großes Interesse.
Dose: „Mir ist der Slogan ‚Logistik ist Zukunft‘, kurz LiZ, sehr wichtig. Wir bieten eine 99-prozentige Übernahmewahrscheinlichkeit. Das heißt: Wer bei uns ausgebildet wird, hat anschließend einen Job.“
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Der Unternehmer hat sich gleich noch etwas einfallen lassen, um die Bewerbungshürden möglichst tief zu legen: die Schnell-Bewerbung. Dose: „Eine vernünftige Bewerbung aufzusetzen, mag manchen potenziellen Bewerber abschrecken. Aber auf Facebook einen Kommentar posten, das können sie alle. Deshalb die Schnell-Bewerbung auf der neuen Homepage www.ausbildung-suederelbe.de. Das ist absolut einfach und schnell gemacht. Es sollten lediglich ein pdf mit dem Lebenslauf und ein Foto hochgeladen werden.“
Wer macht mit!?
Alle Partner haben die Eignung zum Ausbildungsbetrieb. Der Vertrag wird auch nicht mit dem Verbund, sondern mit einem Mitgliedsunternehmen unterzeichnet. Da nicht alle Unternehmen das komplette Spektrum anbieten, das auf dem Ausbildungsplan gefordert ist, werden die Azubis phasenweise ausgetauscht. Dose: „So haben nur drei von uns eine Werkstatt. Wir haben keine, sind dafür aber der Spezialist für die Ladungssicherung. So helfen wir uns gegenseitig.“ Es gibt übrigens keinen Vertrag unter uns Partnern. Dose: „Das geht hier per Handschlag.“
Oliver Brandt betont den Nutzen, denn heute zähle Qualität – auch wenn die Billigkonkurrenz aus manchen EU-Ländern und den osteuropäischen Ländern für bestimmte Auftraggeber verlockend sei. Er sagt: „Themen wie Auftreten beim Kunden, Gefahrgut, Ladungssicherung, Bedienung des Lkw und EU-Fahrerqualifikation sollten in der Ausbildung präsent sein. Die Ausbildungspartner leisten das.“
Neun Partner machen heute gemeinsame Sache: die Gründungsmitglieder Deuse Transporte, Rolf Eichhorn Spedition, Johs. Martens RS-Trans Roland Schruth, Rudolf Sievers und STS – Seevetaler Transport Service sowie neu bauwelt Delmes Heitmann, Dietrich Dittmer GmbH und August Ernst GmbH. Dose: „Unser Ziel ist es, zehn bis 15 Unternehmen in den Verbund zu holen und jedes Jahr 15 neue Berufskraftfahrer auszubilden – was übrigens nur ein Drittel des Bedarfs ist. Unsere Mitglieder beschäftigen rund 500 Fahrer.“ Kurz: Wer dabei sein möchte, bitte melden . . . wb
Kontakt: Detlev Dose 0 41 05/68 26 66 www.ausbildungspartner-suederelbe.de