Schwer zu realisieren: Wohnen auf dem Wasser Schwimmende Häuser und Hausboote bleiben oft nur die geduldete Ausnahme.
Wenn Werner Pfeifer auf seiner Sonnenterrasse sitzt, hört er leises Schnattern einer Entenfamilie und Plätschern von Wasser, aber auch lautes Schleifen und Hämmern von der nahe gelegenen Jöhnk Werft und dem Wasserbauunternehmen Hirdes Boskalis. Güterwagons auf den Elbbrücken verursachen anhaltendes dumpfes Rumpeln. Es ist eine besondere Idylle, die Werner Pfeifer umgibt. Der 57-Jährige lebt im Harburger Binnenhafen auf der „Stader Sand“, einer zum Wohnschiff umgebauten Hafenfähre. Er habe auch noch eine Wohnung an Land, aber dort sei er immer seltener, sagt der Musiker und Journalist. „Hier fühle ich mich am wohlsten.“
Dabei ist der Komfort genauso wenig perfekt wie die Umgebung. Das 27 Meter lange Schiff hat 26 einfach verglaste Scheiben, was enorme Heizkosten bedeutet. Und die Fähre, Baujahr 1955, muss wie alle Hausboote zur Dichtigkeitsprüfung alle paar Jahre ins Dock. Dorthin muss sie geschleppt werden, weil sie keinen eigenen Antrieb mehr hat. Dazu kommen regelmäßig Entrostungs- und Malerarbeiten, die Befüllung beziehungsweise Entleerung der Frischwasser- und Fäkaltanks. Kurz: Billig ist das Wohnen auf der „Stader Sand“ nicht, auch wenn Pfeifer als Besitzer der Steganlage am Harburger Hauptdeich keine Liegegebühr zahlen muss. Um die Kosten zu stemmen, vermietet der „Hafenbarde“ das Schiff für Feiern und Events. Allerdings fährt er dieses Angebot deutlich zurück, seit er die „Fischhalle“ betreibt, das neue Veranstaltungszentrum am Kanalplatz.
Die Kosten sind hoch
Ob alt oder neu: Die Anschaffungs-, Erschließungs- und Unterhaltungskosten eines schwimmenden Hauses sind hoch. Ein modernes
„Floating Home“, wie es in Hammerbrook am Victoriakai-Ufer liegt, kostet mit zwei Zimmern und 117 Quadratmetern Wohnfläche 589 000 Euro. Ein Wohnschiff Marke Eigenbau ist für den Durchschnittsverdiener ebenfalls kaum zu realisieren, weil seit einigen Jahren strenge Auflagen zu erfüllen sind. In Hamburg-Mitte wurde ein Genehmigungs-Leitfaden entwickelt, der festlegt, wie Hausboote ans Strom-, Wasser- sowie Abwassernetz angeschlossen und gegen wechselnde Wasserstände gesichert werden müssen. Solche rechtlichen Vorgaben gibt es übrigens nicht nur an der Elbe. Auch in Amsterdam, dem Mekka der Hausbootfans, gelten inzwischen verschärfte Umwelt- und Statik-Auflagen.
Viele Romantiker müssen ihre Projekte wegen Geldmangels und falscher Finanzierungsvorstellungen aufgeben – zumal potenzielle Hausbootbesitzer von Banken oft keinen Kredit erhalten. Denn Wasserflächen können in Hamburg nicht erworben werden. Liegeplätze werden nur verpachtet. Das bedeutet, dass dem Hausboot kein Grundstück zugeordnet werden kann und somit keine Beleihungsmöglichkeit gegeben ist.