Chemie-Handelshaus trägt das neue AGA-Siegel „Anerkannt Guter Ausbilder“.
Zwei Ergebnisse haben Jens Engel besonders gefreut: 93 Prozent „seiner“ Auszubildenden haben noch nie über einen Abbruch nachgedacht, 98 Prozent können sich vorstellen, im Unternehmen zu bleiben. Engel ist Ausbildungsleiter bei der Helm AG in Hamburg und hat sich um das Siegel „Anerkannt Guter Ausbilder“ beworben, das der AGA Unternehmensverband neuerdings anbietet.
Die Helm AG ist ein weltweit aktives Handelshaus für Chemikalien aller Art. Allein in der Zentrale an der Nordkanalstraße arbeiten 650 der insgesamt rund 1500 Mitarbeiter. Darüber hinaus ist das Unternehmen mit weltweit 50 Standorten in 35 Ländern vertreten. Jahresumsatz 2016: fast sieben Milliarden Euro. Jens Engel ist seit 1996 dabei und leitet seitdem die Ausbildung. 60 Auszubildende betreut er – vom Koch bis zum Dualen Studenten. „Wir bilden überwiegend Groß- und Außenhandelskaufleute und Kaufleute für Büromanagement sowie Fachkräfte für Lagerlogistik und Köche aus – ausschließlich für den eigenen Bedarf. Duale Studenten haben wir in den Fachrichtungen BWL und Wirtschaftsinformatik.“ Für die 20 Ausbildungsstellen, die pro Jahr besetzt werden, gehen bei Engel 1000 bis 1200 Bewerbungen ein – die meisten für ein Duales Studium.
Als der AGA das neue Siegel herausbrachte, war Jens Engel gleich dabei: „Das ist eine gute Methode zur eigenen Standortbestimmung. Wie nehme ich die Stimmung der Auszubildenden wahr, wie schätzen die Auszubildenden das Unternehmen und die Ausbildung ein?“ Mittlerweile hängt die Urkunde mit dem Siegel an der Wand im Büro des Ausbildungsleiters. Insgesamt stellten die angehenden Nachwuchskräfte ihrem Unternehmen anonymisiert ein gutes Zeugnis aus: hohe Übernahmequote, keine ausbildungsfernen Tätigkeiten, ein hohes Maß an Zufriedenheit. Engel: „Das hat uns sehr gefreut.“ Mit 80 Prozent gab es zudem eine vergleichsweise hohe Rücklaufquote. Die Azubis nehmen an der Befragung online teil.
Parallel dazu werden die Ausbilder im Umfeld befragt, beispielsweise um Unterschiede in der Leistungsbewertung und in der Leistungswahrnehmung aufzudecken. Jens Engel: „Der Druck während der Ausbildung ist durchaus hoch, zugleich scheint die Belastungsgrenze der jungen Menschen zu sinken. Viele haben es nicht gelernt, mit Misserfolgen umzugehen. Oder sie sind es nicht gewohnt, korrigiert zu werden. Ich habe den Eindruck, dass die junge Generation das Leben zunehmend als schwer empfindet. Das ist ein Trend. So eine Ausbildung ist aber kein Feinwaschgang. Da muss man sich im Zweifel auch mal durchbeißen – was mancher erst lernen muss.“ wb
Sie möchten „Anerkannt Guter Ausbilder“ werden?
Die Befragung besteht aus einem Unternehmensfragebogen und einer anonymen onlinebasierten Befragung der eigenen Auszubildenden. Voraussetzung ist die Beteiligung von mindestens fünf Personen (Duale Auszubildende, Duale Studenten, ehemalige Auszubildende/Studenten), um die Anonymität der Ergebnisse zu gewährleisten. Die Auswertung erfolgt durch Europanozert, einem unabhängigen Zertifizierungsinstitut. Auf Basis der Ergebnisse erhalten die Unternehmen Hinweise über ihre Stärken und Potenziale als Ausbildungsbetrieb.
Auskünfte gibt es zu den folgenden Themenbereichen:
- Qualifikationsvoraussetzungen & Auswahl
- Ausbildung
- Arbeitgeberbedingungen
- Arbeitszeiten & Flexibilität
- Motivation & Kooperation
- Arbeitssicherheit
Das Siegel „Anerkannt Guter Ausbilder“ steht für eine hohe Qualität der betrieblichen Ausbildung, eine hohe Zufriedenheit der Auszubildenden mit der Ausbildung sowie für ein großes Engagement des Ausbildungsunternehmens.
Die Befragung liefert Antworten auf folgende Fragen (auszugsweise):
- Fühlen sich die Auszubildenden über- oder unterfordert?
- Wie zufrieden sind die Auszubildenden mit der Ausbildung und den unternehmensinternen Angeboten?
- Wie hoch ist die Weiterempfehlungsrate als Ausbildungsunternehmen?
- Im Auswertungsprozess wird nach wissenschaftlich festgelegten Qualitätskriterien ermittelt, ob das Unternehmen den Maßgaben für das Siegel entspricht oder ob es einzelne Punkte gibt, an denen nachgebessert werden kann. Mit dem Siegel „Anerkannt Guter Ausbilder“ können Unternehmen ihre Ausbildungsqualität öffentlich machen. Der AGA Unternehmensverband stellt alle relevanten Unterlagen und Informationen zur Verfügung. Das Siegel wird in dem Jahr der Befragung ausgestellt und hat eine Gültigkeit von zwei Jahren. Danach ist eine Re-Zertifizierung im Rahmen eines internen Audits möglich. Die Kosten: AGA-Mitglieder zahlen 1250 Euro, alle anderen Unternehmen zahlen 1550 Euro – jeweils zuzüglich Mehrwertsteuer.