Entwurf von Schenk + Waiblinger bekommt den Zuschlag – Baustart: frühestens 2019.
So richtig viel Spielraum hatten die Architekten nicht, denn das Grundstück ist relativ klein, liegt mitten in der Harburger Innenstadt und ist seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, ein Politikum: Die AVW Immobilien AG aus Hamburg will auf der ehemaligen Blumenmarktfläche am Sand ein Wohn- und Geschäftshaus mit 60 bis 80 Seniorenwohnungen, einem Supermarkt mit 1200 bis 1400 Quadratmetern Verkaufsfläche im Untergeschoss, einer Gas-tronomie und – aus bezirkspolitischer Sicht ganz wichtig – einer öffentlichen Toilettenanlage bauen. Jetzt wurden die fünf Architekten-Entwürfe begutachtet. Den ersten Preis erhielt das Hamburger Büro Schenk + Waiblinger, das mit nuancierten architektonischen Details überzeugte.
Wer sich in Harburg auskennt, der kennt auch das „Bolero“ – ein durchaus beliebtes Harburger Szenerestaurant, das auf dem Dach einer maroden Ladenfläche am Sand steht. Die Ladenzeile liegt auf Höhe der Marktfläche, die obere Ebene grenzt an die Neue Straße. Einst war hier Harburgs erstes McDonald’s-Restaurant. Seit vielen Jahren wurde darüber diskutiert, wie sich diese prägende Fläche neu gestalten ließe. Doch verschiedene Vorstöße scheiterten an den Eigentumsverhältnissen und den langfristigen Mietverträgen.
Endlich Bewegung
Mittlerweile hat die AVW das Grundstück gekauft. Der Bezirk ist hellerfreut, dass endlich Bewegung in die Angelegenheit kommt, und will bis 2018 einen Bebauungsplan auflegen, wie Baudezernent Jörg Penner bestätigte. Er erhofft sich eine deutliche Aufwertung der in weiten Teilen sanierungsbedürftigen Marktsituation. Immerhin findet auf dem Sand seit Urzeiten der Wochenmarkt statt. Sechs Mal in der Woche – ein Versorgungstatus, der sich in ganz Hamburg nur ein weiteres Mal findet.
Hier am Markt, mitten im Geschehen, will die AVW anstelle der ursprünglich geplanten Studentenwohnungen seniorengerechte Wohnungen bauen und bekommt für dieses Vorhaben Unterstützung von Hamburgs Oberbaudirektor Jörn Walter, der in der Jury saß, die den Entwurf prämierte. Er sagt: „Studentenwohnungen haben den Nachteil, dass sie in der Regel sehr klein sind. Jetzt haben wir einen Anteil mit größeren Wohnungseinheiten – damit sind wir in der Nutzung langfristig flexibler.“ Und: „Der Platz ist einfach nicht schön genug. Jetzt haben wir die Chance, dass sich etwas verbessert.“ Der Lärm der Marktbeschicker, die bereits in den ganz frühen Morgenstunden ihre Stände aufbauen, der Autofahrer, die nachmittags auf dem Sand parken, und der Gastronomie, die im Sommer bis in die späten Abendstunden auch die Außenflächen bespielen will, ist aus seiner Sicht kein Widerspruch zum Seniorenwohnen. Im Gegenteil: Gerade Ältere – gemeint sind in diesem Fall die jungen Alten der Ü60-Klasse – schätzten es, mitten im Leben zu stehen und Anteil zu nehmen.
Der Abriss der Altgebäude mit anschließendem Baustart wird nach derzeitigem Stand 2019 stattfinden. Ab 2020 soll das Gebäude bezugsfertig sein. Zu dem Investment wollten sich die AVW-Vorstände Dr. Dirk Lammerskötter und Edward T. Martens nicht äußern. wb