Schallwellen erzeugen Bilder und Töne

Dr. med. Thomas Leineweber

Von Dr. med. Thomas Leineweber, Chefarzt der Abteilung für Gastro­ente­ro­­logie und Allgemeine Innere Medizin an der HELIOS Mariahilf Klinik Hamburg

„Kunst kommt von Können und nicht von Wollen, sonst hieße es ja Wunst.“ Nach diesem Zitat lebe ich in meinem Beruf als leidenschaftlicher Endoskopiker und Endosonographiker und auch bei meiner liebsten Freizeitbeschäftigung, dem Trompetenspiel. Musik und Ultraschall sind sich sehr ähnlich – in beiden Disziplinen geht es um Schallwellen, und es kommt sowohl auf den Teamgeist als auch die handwerkliche Kunstfertigkeit an.

Täglich streite ich mit meinen radiologischen Kollegen der Computer- und Kernspintomographie um die besten Bilder, denn wer die besten Bilder macht, bestimmt das Schicksal des Patienten. Mein Vorteil: Die Sonographie und vor allem die Endosonographie haben die höchste Auflösung aller bildgebenden Verfahren in der Medizin. Mittlerweile sind sie eine echte Konkurrenz für die radiologischen Verfahren oder liefern zumindest entscheidende Zusatzinformationen.

Besonders interessieren mich seit vielen Jahren Veränderungen an der Bauchspeicheldrüse (Pankreas), einem Organ in unserer Körpermitte, das von den radiologischen Verfahren (Computertomographie und Kernspintomographie) nur klein und in geringer Auflösung dargestellt werden kann. In der Endosonographie sieht man dagegen Befunde bis in den Submillimeterbereich. Dabei geht es nicht nur um den Bauchspeicheldrüsenkrebs, der ja meist zu spät erkannt wird, sondern auch um viele andere Erkrankungen dieses Organs.

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Denn durch die Bauchspeicheldrüse zieht beispielsweise auch der Gallengang. Selbst wenn die Gallenblase aufgrund von Steinen schon lange entfernt wurde, können sich im Gallengang wieder Steine bilden und zu Bauchschmerzen führen. Die Laborwerte können dabei völlig normal sein. Diese Gallengangssteine können wir mit der Endosonographie darstellen und dann mit einer weiteren Endoskopie entfernen.

Der „real time“-Aspekt

Besonders faszinierend ist für mich, dass man mittlerweile krankhafte Veränderungen auch mit Kontrastmitteln und im Elastogramm – also über die Bestimmung der Gewebehärte – darstellen kann. Zusätzlich bieten sonographische Verfahren einen „real time“-Aspekt, den radiologische Bildgebungsverfahren nicht haben. Wir Endosonographiker sehen live, was wir tun, wie sich etwas im Körper bewegt, wie etwas durchblutet ist oder wo man gerade seine Nadel positioniert hat.

Trotz großer Fortschritte in der therapeutischen Endoskopie bleibt die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit unseren Bauchchirurgen unerlässlich. Insbesondere bei großen Darmpolypen, deren Abtragung eine sehr hohe Expertise erfordert und die sehr lange dauern kann, ist oft die Operation der schonendere und sichere Weg, der dem Patienten eine vollständige Entfernung garantiert. Um wirklich gut zu sein, muss man eben auch die Grenzen eines Verfahrens und der eigenen Expertise kennen, um dem Patienten individuell den besten Weg aufzuzeigen.

Mein Appell an meine ärztlichen Kolleginnen und Kollegen ist daher, die Sonographie und vor allem auch die Endosonographie häufiger für ihre Patienten in Betracht zu ziehen. Der Aufwand ist kaum größer als der einer Magenspiegelung, der diagnostische Gewinn kann aber beträchtlich sein.

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