Sie sind schnell, flexibel, können alles Mögliche und machen häufig richtig gute Arbeit: Selbstständige Kleinhandwerker, sogenannte Allrounder, sind eine Zielgruppe, die bislang niemand so richtig auf dem Zettel hatte. Doch jetzt hat die bundesweit aktive Hagebau-Gruppe die Kampagne „mach’s mit uns“ losgetreten und wirbt mit ihren Partnerunternehmen speziell um dieses Klientel. Kurz: Der rote Teppich ist ausgerollt. Mit Umsätzen zwischen 20 000 und 200 000 im Jahr sind die „mobilen Generalisten“ offenbar eine Gruppe, die bislang eher unterschätzt wurde. Das soll sich jetzt auch im Süden Hamburgs ändern. Die bauwelt Delmes Heitmann bietet in der Zentrale an der Maldfeldstraße in Beckedorf/Seevetal sogar einen speziellen Service mit Meetingpoint (Kaffee & WLAN) und Schulungsmöglichkeiten.
Etwa 100 bis 150 Generalisten sind bereits bauwelt-Kunden. Eine Erhebung hat jedoch ergeben, dass rund um den Standort am Rande Harburgs etwa 1000 weitere Kleinunternehmer aus dem Bauhandwerksspektrum gemeldet sind – ein großes Potenzial. Viele dieser Unternehmen bieten ihren Kunden einen Leistungsquerschnitt an – bis zu fünf verschiedene Gewerke. Mit 77 Prozent sind die Fliesenleger am häufigsten zu finden. Auch der Einbau von Baufertigteilen und die Verlegung von Böden aller Art sind stark vertreten. Dasselbe gilt für den großen Bereich Raumausstattung. Dass der Fliesenleger auch tapeziert, Wände streicht, kleinere Maurerarbeiten erledigt, Hauswände trockenlegt und vielleicht auch noch ein Waschbecken im neuen Bad anschließt, ist fast selbstverständlich. Hier wird nach dem Prinzip „Kann alles, macht alles“ gearbeitet. Kritisch wird es allerdings, wenn es beispielsweise um Arbeiten im Elektro- und Sanitärbereich geht. Hier gilt nach wie vor die Meisterpflicht, denn im Zweifel geht es um die Sicherheit.
Baustoffbranche entdeckt den Kleinhandwerker – bauwelt Delmes bietet Meetingpoint mit WLAN und „Schulung 2go“
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Wegfall der Meisterpflicht
Die steigende Zahl der mobilen Generalisten ist zum einen eine Folge der 2004 gelockerten Meisterpflicht. Damals sollte im Zuge der Ich-AG-Regelung der Schritt in die Selbstständigkeit erleichtert werden – was die Handwerkskammer Hamburg bis heute kritisch sieht. Wer Fliesen verlegen wollte, brauchte fortan keinen Meisterbrief mehr. Zum anderen hat die Ost-Öffnung dazu geführt, dass innerhalb der EU selbstständige Handwerker in Deutschland unterwegs sind – viele aus Polen. Der Ruf der polnischen Betriebe ist durchaus gut, denn Deutschland startete damals eine Qualifizierungskampagne im Nachbarland.
Mit einem Jahresumsatz bis 200 000 Euro sind die mobilen Generalisten ein interessantes Klientel für den Handel. Steigt der Umsatz, geht die Betriebsentwicklung eher in Richtung eines traditionellen Handwerksunternehmens. Dann reicht der Kleintransporter als rollendes Werkstatt-Büro mit Standheizung nicht mehr aus. Weil dies so ist, sieht die bauwelt in Zeiten anhaltender Bauhochkonjunktur auch keine Konkurrenz-Konflikte.
Mehrsprachige Flyer
Laut Marketingleiterin Tanja Hütter wird als besonderer Service für die Allrounder ein Meetingpoint im Bistro angeboten, von dem aus beim Kaffee dank Internetverbindung mal eben die Mails beantwortet werden können. Auch kurze Mitmach-Schulungseinheiten beispielsweise zur Einführung neuer Techniken oder Werkzeuge („Schulung 2go“) sowie ein eigenes Kundenkonto, ein Web-Shop und das Netzwerk sollen den Allroundern die Arbeit erleichtern. Und: Die Generalisten werden mehrsprachig mit Infos versorgt. Entsprechende Flyer mit Inhalten auf Polnisch, Russisch, Tschechisch und Türkisch sind bereits gedruckt. Feste Ansprechpartnerin für die mobilen Generalisten ist Katja Cohrs: „Unser Ziel ist es, diese Kunden in ihrer Entwicklung zu unterstützen. So können aus mobilen Generalisten klassische Handwerksunternehmen werden.“ wb