„Die Referendumskampagne hat die britische Gesellschaft gespalten“

BREXIT Wirtschaftlicher Einbruch in Great Britain – Airbus-Produktion droht Verteuerung – Rosinenpickerei darf es nicht geben.

Acht Fragen an David McAllister.

David McAllisterEr ist ein Berliner. David James McAllister, Landesvorsitzender der CDU in Niedersachsen, ehemaliger Ministerpräsident und seit 2014 Europaabgeordneter, wurde 1971 in West-Berlin geboren. Seine Mutter: eine deutsche Musiklehrerin. Sein Vater: ein britischer Militärbeamter. Er ist durch und durch ein politischer Mensch – und muss nun erleben, wie das Land aus der EU auszubrechen gedenkt, dem er persönlich so stark verbunden ist. B&P-Redakteur Wolfgang Becker beantwortete er acht Fragen zum Thema Brexit.

Im Internet kursiert ein Witz: „Drei Dinge habe ich für unmöglich gehalten – das Votum der Hamburger gegen Olympia, den Austritt Großbritanniens aus der EU und die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten. Jetzt bekomme ich Angst!“ Haben Sie mit einer Mehrheit für den Brexit gerechnet?

Am 23. Juni haben sich die Abstimmungsberechtigten im Vereinigten Königreich in einem Referendum mit einer knappen Mehrheit von 51,9 Prozent zu 48,1 Prozent für ein Verlassen der EU entschieden. Mir war von Anfang an klar, dass es eine sehr knappe Entscheidung werden würde. Dieses Ergebnis bedauere ich sehr. Gleichwohl gilt es, diese freie und demokratische Entscheidung zu respektieren.

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Hamburg hat traditionell enge Wirtschaftsbeziehungen zu London. Sogar das Hamburger U-Bahn-Netz ist damals nach Londoner Vorbild konzipiert worden. Wie wird sich der Brexit Ihrer Meinung nach auf das Verhältnis von Unternehmer zu Unternehmer auswirken?

Unternehmer, die mit dem Vereinigten Königreich Handel treiben, müssen sich natürlich auf die neue Situation einstellen. Sobald die Regierung in London Artikel 50 des EU-Vertrages aktiviert, beginnen die Austrittsverhandlungen, deren Auswirkungen auf die Handelsbeziehungen mit den anderen EU-Staaten noch nicht absehbar sind. Es hängt davon ab, wie das neue Verhältnis zum EU-Binnenmarkt aussehen wird.

Was raten Sie jetzt einem Im- und Export-Unternehmer, der vorzugsweise Handelsbeziehungen mit britischen Partnern unterhält: Abwarten und Tee trinken?

Das Referendum hat – wie befürchtet – zu einem wirtschaftlichen Einbruch geführt. Allein am Tag nach der Abstimmung beliefen sich die Verluste an den britischen Märkten auf 350 Milliarden Euro, weltweit wurden Verluste von zwei Billionen Euro verzeichnet. Wie sich der „Brexit“ konkret in den einzelnen Geschäftsfeldern auswirken wird, hängt vom Ergebnis der Verhandlungen über die künftigen Beziehungen zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich ab. Das kann jetzt noch nicht seriös beurteilt werden.

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