Brexit: Top-Risiko aus Sicht der Hamburger Industrie – Sorgen auch in Niedersachsen

Mehr als zwei Drittel der Hamburger Industrieunternehmen sehen in der Verschlechterung der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, befeuert durch den EU-Austritt Großbritanniens, eines der größten Geschäftsrisiken für die nächsten zwölf Monate. Damit hat sich dieser Wert bei den Befragten aus der Industrie im Vergleich zum Jahresanfang um gut 25 Prozentpunkte erhöht und liegt damit rund 17 Prozentpunkte höher als der gesamtwirtschaftliche Durchschnitt Hamburgs.

Michael Westhagemann, Vorsitzender des IVH Industrieverband Hamburg und Vizepräses der Handelskammer Hamburg, sagt zu den Ergebnissen des aktuellen Industriebarometers: „Der Brexit sorgt für noch mehr Skepsis in der Hamburger Industrie, weil hier die bestehenden Absatzregeln für einen bedeutenden Markt in Frage gestellt werden.“ Entsprechend verhalten sind die Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monate: 15,3 Prozent der Unternehmen prognostizieren einen ungünstigeren und nur
8,8 Prozent einen günstigeren Geschäftsverlauf (Negativsaldo von -6,5 Prozentpunkten). Im Vorquartal und im letzten Vorjahresquartal gab es noch positive Salden von +5,3 und +11,5 Prozentpunkten.

Der Brexit drückt auf die ansonsten gute Stimmung in der regionalen Wirtschaft in Niedersachsen. „Branchenübergreifend bewerten die Unternehmen die Geschäftslage so gut wie seit zwei Jahren nicht mehr. Viele Industriebetriebe aber sorgen sich um die Auswirkungen des Austritts Großbritanniens aus der EU. Insbesondere werden ein höherer Bürokratieaufwand und höhere Kosten befürchtet, wenn die Handelsprivilegien des gemeinsamen Binnenmarktes wegfallen“, kommentiert Hauptgeschäftsführer Michael Zeinert die aktuelle Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Lüneburg-Wolfsburg.

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Die Brexit-Sorgen der Industrie schlagen sich in den stark zurückgegangenen Erwartungen der Branche nieder: Der Indexwert fällt von 127 auf 117 Punkte. Mit den laufenden Geschäften ist die Industrie allerdings noch zufrieden: 87 Prozent bewerten die Lage als gut oder befriedigend. Alle anderen Hauptbranchen verzeichnen im Vergleich zum Vorquartal steigende Indexwerte. Besonders positiv ist die Entwicklung im Einzelhandel, dessen Indexwert von 107 auf 116 Punkte angestiegen ist. hk/ihk