Interview Alexander Freiherr von Spoercken, Vorstandsvorsitzer der der Clubhaus AG in Lüdersburg bei Lüneburg und einer der einflussreichsten Golf-Unternehmer Europas, über Crowdinvesting im Golf, Jürgen Klopp beim Ryder Cup und ein neues Anlagenkonzept für Hamburg und Umgebung.
Ihr Unternehmen gilt als Innovationsführer im deutschen Golf. Vor kurzem haben Sie den Bau einer neuen Golfanlage sogar über ein Crowdinvesting finanziert . . .
Ja, und das hat es im Golf in Deutschland zuvor noch nie gegeben. Das Projekt war also mit einer gewissen Unwägbarkeit behaftet, aber wir haben an das Konzept geglaubt und gewonnen. Innerhalb kürzester Zeit hatten wir das Ziel von 750 000 Euro zusammen. Damit haben wir Crowdinvesting für das deutsche Golf hoffähig gemacht. Darauf sind wir stolz.
Werden Sie noch weitere Kampagnen aufsetzen?
Warum nicht? Wir wollen unsere Anlage in München noch weiter ausbauen, in Köln einen zweiten Platz errichten, und wenn es in Hamburg und Umgebung die Möglichkeit gibt, unser erfolgreiches Konzept GolfCity neben unserer 40-Loch-Anlage bei Lüneburg auch im Norden etablieren.
Was zeichnet das etwas andere Anlagenkonzept GolfCity aus?
Sie sagen es: Zuallererst ist es anders. Das Freizeitverhalten der Menschen ändert sich. Sie wollen nicht mehr fünf Stunden ihres freien Tages in eine Runde Golf investieren und dafür auch noch zwei Stunden mit dem Auto fahren. GolfCity bringt Golf in die Stadt. Es wird schneller, moderner und lifestyliger. Schnell hin, schnell weg. Golf einfach anders – das ist unser Motto.
Wann kommt GolfCity in die Region Hamburg?
Sobald wie möglich, aber es ist schwierig, an geeignete Flächen in Metropolregionen und ihrer Umgebung zu kommen. Dabei sind wir für viele Eigentümer fast wie ein Messias.
Wie meinen Sie das?
Nehmen Sie das Beispiel unserer GolfCity in München. Dort haben wir auf einer ehemaligen Müllkippe gebaut. Wir haben das belastete Grundstück saniert, versiegelt und zu einer hochwertigen und ökologisch einwandfreien Freizeitfläche gemacht. So etwas wäre problemlos auch im Raum Hamburg möglich.
Der Deutsche Golf Verband sieht die Entwicklung des Golfsports auf einem „All-Time-High“. Ist Golf tatsächlich der neue Boomsport in Deutschland?
Für mich sind solche Aussagen nicht mehr als ein Pfeifen im Walde – aus Angst vor dem Wolf. Golf ist eine wunderbare Sportart, aber die Zahlen sagen etwas anderes. Das Wachstum im Golf tendiert gegen Null. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: die Regulierungswut des Verbandes, zu hohe Einstiegshürden und ein immer noch negatives Image. Daran müssten alle gemeinsam arbeiten. Aber wir fühlen uns oft sehr allein bei der Modernisierung unseres Sports.
Was tun Sie, um Golf zeitgemäßer zu machen?
Wir ermöglichen vielen Menschen, sich ein Bild vom Golfsport zu machen, indem wir schnelle Platzreifekurse an einem Wochenende anbieten. Wir entwickeln permanent neue Strategien, Golf einfacher zu machen. In den vergangenen Jahren haben wir gleich zweimal den „Grow the Game“-Award für das beste europäische Zukunftskonzept im Golf gewonnen: einmal für GolfCity und einmal für unser Konzept „Rabbits & Rookies“, bei dem wir – auf unserer Anlage Schloss Lüdersburg – Einsteiger in einer Community besonders gut betreuen – mit Trainerstunden, einer Spielpartnerbörse und vielem mehr.
In diesem Jahr war Golf bei den Sommerspielen in Rio de Janeiro erstmals nach mehr als 100 Jahren wieder olympische Sportart. Hilft so etwas nicht bei der Popularisierung?
Kaum. Olympia gehört den Schwimmern und Leichtathleten, den Fechtern und Beach- Volleyballern. Golf ist da, im übrigen genau wie Fußball und Tennis, nur eine Rand-erscheinung. Das Beste für Golf in Deutschland wäre, wenn Jürgen Klopp tatsächlich als Mentalberater beim Ryder Cup Team anheuern würde, wie es sich der Kapitän Darren Clarke wünscht. Ein Fußballtrainer beim Golf – das wär’s. ae