HC Hagemann baut neue Brücke am Östlichen Bahnhofskanal in Harburg – Markante Klappkonstruktion bleibt optisch erhalten.
Sie zählt zu den markantesten Harburger Baudenkmälern – zumindest wenn es um Brücken geht: Die Klappbücke am Östlichen Bahnhofskanal wird derzeit von HC Hagemann saniert beziehungsweise erneuert. Die Baumaßnahme ist schon allein aus Gründen des Denkmalschutzes etwas Besonderes. Und sie wirkt sich auf den Straßenverkehr in Harburg aus: Da die Durchfahrt durch den Binnenhafen an der Baustelle abrupt endet, bilden sich auf den Ausweichstrecken lästige Staus. Bauleiter Hennig Kielholz und seine Mannschaft tun alles, um die neue Brücke schnell fertigzustellen.
Der Auftrag für HC Hagemann: Demontage, Sanierung und Korrosionsschutz des Aufbaus sowie Erstellung einer neuen Brücke. Danach: Wiederherstellung der gewohnten Optik – eine Vorgabe des Amtes für Denkmalschutz. Die neue Brücke wird zwar wie eine Klappbrücke aussehen, ist aber fest – so wie bereits seit 2000, als der alte Elektroantrieb immer mehr Probleme bereitete. Ebenfalls aus Denkmalschutzgründen soll die Mechanik im Maschinenraum jedoch erhalten und von außen sichtbar bleiben.
Die erste Überraschung erlebten Polier Norbert Bornier und sein Bautrupp bei der Demontage des Gegengewichts, das rund 370 Tonnen wog. Der blaue Stahlkasten war gefüllt mit verschachtelten Abschnitten von Eisenbahnschienen – das Ganze mit Beton vergossen. Mit Bohrhämmern wurde der Kasten Stück für Stück geleert. Bornier: „Ganz unten stießen wir auf eine Stahlplatte und dachten, das sei es gewesen. Doch dann folgte ein weiterer Kasten gefüllt mit Stahlquadern.“ Die waren allerdings lose gestapelt und dienten offenbar dem Tarieren des Gegengewichts. Mittlerweile liegen die Aufbauten zum Sandstrahlen und zur Rostschutzbehandlung in einem separaten Zelt neben der Baustelle.
Henning Kielholz betrachtet die Brücke durchaus mit Respekt vor der damaligen Bauleistung: „Wenn man sich das als Bauingenieur heute so anschaut, dann fragt man sich schon, wie diese Brücke damals ohne modernes Gerät gebaut wurde. Wir haben viel gerätselt.“
Die Brücke wurde 1934 gebaut, als „einarmige Stahlklappbrücke nach Bauart von Scherzer“, wie es offiziell in den Unterlagen heißt. Mittlerweile ist der Stahlüberbau demontiert und verschrottet.
Der Bau der neuen Brücke über den Bahnhofskanal ist auch unter einem anderen Aspekt eine Herausforderung. Kielholz: „Wir dürfen die Stahlbetonpfähle nur von der Wasserseite aus bohren.“ Dazu wurde ein spezieller Ponton aus Holland geordert – nur 30 mal zehn Meter in den Ausmaßen und mit hydraulischen Ankerpfählen ausgestattet. Dieser Ponton wurde in den Kanal geschoben und dort so stabil fixiert, dass das schwere, kranähnliche Kettenfahrzeug mit dem Bohrgerät darauf arbeiten kann. Zehn Bohrungen wurden elf Meter tief in den Grund getrieben, armiert und mit Beton ausgegossen. Auf den Tiefgründungspfählen lagert künftig die neue Brückenkonstruktion – ein „integrales Rahmenbauwerk aus Stahlbeton“, das vor Ort hergestellt wird.
Die Fertigstellung ist für Herbst 2016 vorgesehen. Der Denkmalschutz und das Bauen von der Wasserseite aus sind für Kielholz die Besonderheiten dieser aus Verkehrsgründen sensiblen Harburger Baustelle. Autofahrer können sich allerdings schon auf weitere Behinderungen einstellen: Als nächstes ist die bereits verengte und für den Schwerlastverkehr gesperrte Brücke eingangs der Hannoverschen Straße an der Reihe. Sie wird ebenfalls komplett neu gebaut, wie der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer mitteilt. Beginn der Arbeiten ist im Laufe des Jahres 2017. wb