Willkommen, Dr.-Ing. Tourist!

Antonia Marmon (von links), Geschäftsführerin von Harburg Marketing, und Tobias Bergmann, Beauftragter für Wirtschaft im Bezirksamt Harburg, mit rund 50 Wirtschafsförderern aus Bremen, Berlin und Hamburg unterwegs im Channel – ein Beispiel für Gäste, die im weitesten Sinne zum Wissenschaftstourismus zählen. Foto: Wolfgang Becker

B&P-GESPRÄCH mit Harburg Marketing: Dr. Ralf Grote und Antonia Marmon über eine neue Zielgruppe von Harburg-Besuchern, den AudioWalk und das Konferenzgeschäft.

Am 21. September war wieder eine Gruppe da: Tobias Bergmann, Beauftragter für Wirtschaft im Harburger Bezirksamt, und Stadtführer Hans-Ulrich Niels führten im Rahmen einer Drei-Städte-Partnerschaft zwischen Hamburg, Bremen und Berlin eine Gruppe von 50 Wirtschaftsförderern durch den Channel und erläuterten die Entwicklung des Quartiers und den Zusammengang mit der Technischen Universität Hamburg (TUHH). Das sind genau die Besucher, die Antonia Marmon, Citymanagerin und Geschäftsführerin von Harburg Marketing, und Dr. Ralf Grote, Vorstandsvorsitzender des Vereins und Leiter der TUHH-Präsidialabteilung, im Sinn haben, wenn sie von Wissenschaftstourismus und Wirtschaftsdelegationen sprechen.

Beim Stichwort Tourismus fällt dem Leser nicht unbedingt sofort Harburg ein. Mit dem Potenzial Harburgs auf diesem Gebiet beschäftigt sich das Citymanagement seit geraumer Zeit. Die Idee: Harburg ist von Norden her das Tor zur Heide und von Süden her das Tor zu Hamburg. Ein Knotenpunkt für Menschen, die Informationen, Tipps und vielleicht auch eine Unterkunft suchen. Doch Harburg hat auch aus anderen Gründen regen Zulauf, wie Ralf Grote sagt: „Durch die TUHH haben wir im Prinzip ständig Gäste aus dem Ausland hier. Unsere 119 Professoren haben alle ein enges Netzwerk, das sie intensiv pflegen. Außerdem gehören wir zum ECIU-Kreis – dem European Consortium of Innovative Universities. Da gibt es immer Bewegung.“ Das ECIU besteht aus 14 gleichartigen Universitäten, die länderübergreifende Lehr- und Forschungsprojekte verfolgen. Laut Grote gibt es mangels Ressourcen zwar noch kein Tourismus-Büro, an das sich die Klientel aus dem Wissenschaftsbereich wenden könnte, aber das könne sich perspektivisch entwickeln. Die Gäste interessierten sich für Stadtentwicklung, Architektur auch auf dem TU-Campus und manchmal auch Kunst im öffentlichen Raum. Grote: „Es kommen tatsächlich kunstinteressierte Besucher in die TUHH, um sich das Kunstwerk von Hanne Derboven oder die Werke anderer renommierter Künstlerinnen und Künstler wie Maria Pirwitz, Berto Lardera oder Alfred Mahlau anzuschauen.“

Das Kunstwerk von Hanne Derboven

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Der technisch interessierte Besucher dürfte künftig vor allem den Campus ansteuern, denn dort plant die Uni ein öffentlich einsehbares Reallabor unter dem Titel „Die Elemente der Energiewende sichtbar machen“, verrät Ralf Grote. Themen wie Photovoltaik, Wärmepumpe, Offshore-Technologie und Wasserstoff sollen dort gezeigt werden. Hintergrund: Die TUHH will bis 2030 klimaneutral werden und beispielsweise Wasserstoff als Antrieb für das Blockheizkraftwerk einsetzen – und zugleich Daten für die Forschung sammeln. Für das Projekt steht bereits ein Memorandum of Understanding mit den Hamburger Energiewerken vor der Unterzeichnung. Kurz: Der Plan liegt auf dem Tisch.

Kommt bald: Der Harburger AudioWalk

Antonia Marmon: „So ein Projekt ist definitiv ein Magnet für Wissenschaftstouristen, egal ob sie allein oder in ganzen Gruppen beziehungsweise sogar Delegationen anreisen.“ Im TU-Umfeld, aber auch im Binnenhafen könne man anhand des Standortes lernen und seinen Horizont erweitern. Dazu passt ein neues Audio-Angebot, das derzeit in der finalen Entwicklungsphase steckt: der Harburger AudioWalk. Dahinter verbirgt sich ein 90-minütiger GPS-gesteuerter Stadtrundgang, der anhand einer fiktiven und interaktiven Geschichte durch die Quartiere Harburgs führt und die zahlreichen Murals aus der Aktion „Walls can Dance“ einbezieht. Zur Premiere produziert das Hamburger Unternehmen StoryDive eine spannende Harburg-Geschichte, die vom Smartphone via App per Kopfhörer verfolgt werden kann. Denkbar wäre so ein Projekt allerdings auch mit dem Wissenschaftshintergrund oder einem stadtgeschichtlichen Ansatz.

Zum Wissenschaftstourismus zählt laut Grote auch das Konferenzgeschäft. So waren unlängst für vier Tage 370 Teilnehmer der „Biocat 2022“ zu Gast in Harburg. „Und die müssen ja auch irgendwo adäquat untergebracht werden. Dazu brauchen wir passende Hotels. Konferenzen dieser Größe finden etwa vier Mal im Jahr statt, kleinere mit bis zu 100 Teilnehmern öfter.“ wb

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