Serienstart: Video-Podcast-Produktion im Pfannkuchenmodus – Interviews zum Thema 70 Jahre Freilichtmuseum.
Kaum ein Ort in der Metropolregion Hamburg eignet sich so gut für eine Zeitreise wie das Freilichtmuseum am Kiekeberg in Rosengarten-Ehestorf. Hier mischt sich bäuerliche Kulturgeschichte mit der Technologie von gestern und den Möglichkeiten von morgen. Am Kiekeberg bekommen die Besucher sowohl Einblick in die teils hunderte Jahre alte Wohnkultur auf dem Land als auch in die technologische Entwicklung in der Landwirtschaft und der Lebensmittelproduktion sowie die jüngere Geschichte, die in der demnächst vollständig aufgebauten „Königsberger Straße“ ein Déjà-vu für alle bereithält, die die Nachkriegsgeschichte in den 50er- und 60er-Jahren live erlebt haben. In diesem Jahr existiert das Kiekeberg-Museum sieben Jahrzehnte – Anlass für eine charmante Serie im Format des Video-Podcasts mit dem Titel „Wir sind Kiekeberg!“, die B&P-Redakteur Wolfgang Becker und Wortlieferant Tobias Pusch produzieren. Zum Auftakt gab es eine kulinarische Gemeinschaftsleistung, an der Museumsdirektor Stefan Zimmermann, die Stiftungsratsvorsitzende Sybille Kahnenbley und der langjährige Vorsitzende des Fördervereins, Heiner Schönecke, beteiligt waren. Übers Jahr verteilt werden viele weitere „Kiekeberger“ zu Wort kommen.
Eine Podcast-Produktion im Pfannkuchen-Modus – das hat es noch nie gegeben. Im winterlich kalten Pringens Hof (Kakenstorf, 1797) sorgt ein offenes Feuer für reichlich Rauch und wenig Wärme. Immerhin: Die Pfanne ist heiß, und der erste Buchweizenpfannkuchen mit Zimt und Zucker passiert die Qualitätskontrolle durch Sybille Kahnenbley anstandslos: „Mann, sind die lecker!“ Die fahle, kamerafeindliche Dämmerung des alten niedersächsischen Hallenhauses wird durch sechs LED-Lichtquellen vertrieben. Dann geht es los: Das Duo Kahnenbley/Zimmermann bringt den ersten Podcast-Pfannkuchen an den Start. Ganz nebenbei beantworten die drei Hauptdarsteller eine ganze Reihe Fragen rund um den runden Kiekeberg-Geburtstag.
Etwa 20 Minuten dauert die ungewöhnliche Koch-Show, dann ist alles erzählt, was zum Start ins Museumsjahr 2023 erzählt werden muss. Nach dem Auftakt (siehe QR-Code) werden nun übers Jahr verteilt Menschen zu Wort und ins Bild kommen, die ebenfalls von sich sagen können: „Wir sind Kiekeberg!“. Gedreht wird an den jeweiligen Lieblingsplätzen der Interviewpartner im Freilichtmuseum. Dabei wird es frei nach dem Motto „Gestern ist wie heute – nur krasser“ keineswegs nur um den Blick zurück gehen, sondern auch um die künftige Entwicklung eines musealen Leuchtturms in der Metropolregion Hamburg. Zeitreise gefällig? QR-Code scannen und mitkochen – so wie früher . . .
Sonderausstellung eröffnet: 70 Objekte im Rampenlicht
„Dinge – Objekte – Exponate. Vom Schattendasein ins Rampenlicht“. So lautet der Titel einer sehenswerten Ausstellung, die das Freilichtmuseum am Kiekeberg aus Anlass des 70-jährigen Bestehens jetzt eröffnet hat. Zu sehen sind 70 Exponate, viele davon aus dem Sammlungsarchiv hervorgeholt. Allerdings geht es nicht um irgendwelche Gegenstände, sondern um 70 Lieblingsstücke von Menschen, die einen besonderen Bezug zum Museum haben. Welchen, das wird auf kleinen Karteikarten erläutert, die sich Kuratorin Julia Rausch ausgedacht hat – ein einfaches interaktives Element für neugierige Besucher.
Gezeigt werden Alltagsgegenstände. Zum Beispiel der Stuhl, den der damalige Bundespräsident Christian Wulff als Spende für die Ausstattung des Veranstaltungssaals in der alten Brennerei beisteuerte. Der Stuhl ist das Lieblingsstück von Heiner Schönecke, langjähriger Vorsitzender des Fördervereins. Unter der Nummer 47 finden die Besucher das Lieblingsstück von Landrat Rainer Rempe: ein „Bajazzo“-Radio von Telefunken aus dem Jahr 1962, dem Geburtsjahr des Landrats.
Museumsdirektor Stefan Zimmermann betonte, dass zu den Hauptaufgaben des Museums das Sammeln, Dokumentieren und Bewahren zählt – in diesem Fall etwa ab dem 16. Jahrhundert bis in die jüngere Geschichte. Er freut sich besonders auf ein weiteres Highlight des Jahres: „Wir werden die dann komplett fertiggestellte Königsberger Straße eröffnen.“ wb
Die Sonderausstellung soll bis zum 19. November 2023 gezeigt werden.
Zahlen und Fakten
Nach dem Rekordjahr 2019 mit fast 250 000 Besuchern und dem anschließenden Einbruch durch Corona will das Kiekeberg-Museum in diesem Jahr wieder aufholen. Die Chancen stehen gut, denn bereits in dem noch von der Pandemie beeinflussten Jahr 2022 wurden schon wieder 183 000 Besucher gezählt – Tendenz steigend.
Das Freilichtmuseum ist ein Wirtschaftsfaktor für die Region. Das betonte der Erste Kreisrat Josef Nießen in Vertretung von Landrat Rainer Rempe. 1,9 Millionen Euro betrage das Auftragsvolumen für die lokale Wirtschaft.
Rund zwei Millionen Euro Zuschuss zahlt der Landkreis Harburg pro Jahr. Die Verhandlungen über die Fortschreibung des Zukunftsvertrages laufen. Das Museum hat einen Jahresetat von rund 3,7 Millionen Euro und eine Eigenerwirtschaftungsquote von 35 bis 39 Prozent.
Mit 13 600 Mitgliedern ist der Förderverein einer der größten in ganz Deutschland. Mitglieder (Durchschnittsalter bei 40 Jahren) zahlen 50 Euro pro Jahr (Ehepaare 80 Euro) und haben dafür freien Eintritt. Der wurde jetzt nach zehn Jahren erstmals erhöht – von neun auf elf Euro. Kinder und Jugendliche unter 18 zahlen nichts.
>> Web: www.kiekeberg-museum.de