2. Wasserstoff-Symposium im Tempowerk: Das H2-Thema ist konkreter als gedacht . . .
Er ist in Fülle und Fülle vorhanden, leicht flüchtig und „knallt“ ordentlich: Wasserstoff („Knallgas“). Zwei Wasserstoffatome und ein Sauerstoffatom ergeben Wasser. Und da selbiges insbesondere energieintensiven Unternehmen in Folge der weltweiten Krise bis zum Hals steht, gilt H2 mit Blick auf die künftige energetische Versorgung als Hoffnungsträger. Wie weit die Pläne und Ideen mittlerweile gereift sind, um aus Hamburg einen veritablen Wasserstoff-Standort zu machen, davon konnten sich die Besucher des 2. Wasserstoff-Symposiums (Schwerpunkt Infrastruktur und Logistik), zu dem das Tempowerk eingeladen hatte, einen Eindruck verschaffen. Durchaus möglich, dass aus Theorie bald Praxis wird: Wirtschaftssenatorin Dr. Melanie Leonhard kündigte an, dass die Baumaßnahmen in Moorburg „in sehr naher Zukunft“ beginnen werden. Dort soll auf dem Gelände des stillgelegten Kohlekraftwerks in der ersten Ausbaustufe ein Elektrolyseur mit 100 Megawatt Leistung entstehen („Gut, aber sicher nicht ausreichend“), in der zweiten Ausbaustufe sollen es dann bereits 800 Megawatt werden.
Von Hyperlink zu Hyperlink
Die Senatorin weiter: „Der große Vorteil: Die Netzvoraussetzungen am Standort Moorburg sind bereits vorhanden. Deshalb machen wir uns jetzt auf den Weg hin zu einem regionalen Wasserstoffnetz. Da spielt das Projekt Hyperlink eine entscheidende Rolle.“ Hyperlink steht für die Hauptleitungen, von denen eine zwischen Holland und Hamburg (Hyperlink 1), eine weitere als Abzweigung nach Hannover (Hyperlink 2) und eine dritte über Stade nach Dänemark (Hyperlink 3) entstehen soll. Melanie Leonhard: „Die skandinavischen Staaten, vor allem Dänemark, werden mehr Wasserstoff produzieren als sie benötigen. Deshalb werden wir über Hyperlink 3 substanzielle Mengen importieren können. Diese Verbindung ist eines der ersten Projekte, die konkret umgesetzt werden. Mein Appell an die Unternehmer: Seien Sie H2-ready!“ Über die Pipelines hinaus soll Hamburg zum Importhafen für Wasserstoff ausgebaut werden.
Hafen ist auch das Stichwort für den „zweiten Meilenstein“, von dem die Senatorin berichtete: „Hamburg Blue Port – wir werden hier
E-Fuels, Bio-Kraftstoffe und ähnliche Produkte lagern und die Rolle Hamburg als Importhafen für flüssige Stoffe stärken. Der Hafen im Wandel – neue Themen kommen hinzu, andere werden verschwinden.“ Oberstes Ziel sei es, Hamburg als zentralen H2-Standort zu etablieren.
Netzausbau hat bereits begonnen
Dass es auch auf der zweiten H2-Großbaustelle, dem Leitungsnetz, vorangeht, erläuterte Michael Dammann, technischer Geschäftsführer von Gasnetz Hamburg. Ziel sei es, die Netze zu dekarbonisieren – will heißen: Den Inhalt auf nichtfossile Energieträger umzustellen. Ein schwieriges Unterfangen, weil das gesamte Geflecht aus Leitungen und Abnehmern, das zurzeit voll auf Erdgas ausgelegt ist, nicht einfach abgeschaltet werden kann. Der Übergang muss sukzessive erfolgen. Dammann: „Aktuell haben wir beim Aufbau eines H2-Netzes rund 40 Kilometer in der Planung. Das wird rechnerisch 580 000 Tonnen CO2 einsparen.“ Konkret gehe es um eine Leitung mit 50 Zentimetern Durchmesser und 84 bar Druck.
Die in Hamburg geplante Wasserstoffproduktion kann aus Sicht von Dammann nur einen Bruchteil des Energiebedarfs abdecken. Zudem müsse das Thema im europäischen Verbund gedacht werden (European Hydrogen Backbone). Wie beim Gasnetz muss auch beim Wasserstoff Stabilität in den Leitungen gewährleistet werden. Wird Wasserstoff entnommen, muss er an anderer Stelle zugeführt werden, um den Druck konstant hoch zu halten. Dammann: „Eine sehr volatile Situation. Wir sprechen nicht nur über Leitungen, sondern auch über Speicher. Und die Netzsteuerung ist Neuland. Wir planen einen neuen Markt.“ Dammann gab sich dennoch optimistisch. Es gebe zwar eine Diskussion auf EU-Ebene und regulatorische Themen, die dazu führen, dass Stand heute der Aufbau einer weiteren Infrastruktur untersagt ist, aber: „Das werden wir lösen. Wir bauen schon.“
Fazit: Das 2. Wasserstoff-Symposium, zu dem das Tempowerk gemeinsam mit dem Wirtschaftsverein für den Hamburger Süden und der TU Hamburg eingeladen hatte, war nicht nur in mehrfacher Weise erhellend, sondern auch sehr gut nachgefragt. Mit 27 Ausstellern auf der flankierenden Messe und gut 200 Anmeldungen konnte Gastgeber Christoph Birkel erfreut einen eindeutig positiven Trend vermelden. wb