B&P-BUSINESSTALK mit Matthias Bunzel – Wieso Wirtschaftsförderung und CU Nord für Stade auf das Thema Carbonfasern setzen.
Carbonfasern sind ein ganz besonderes Material: Mit ihrer Hilfe können Strukturen gebaut werden, die extrem leicht und gleichzeitig äußerst stabil sind. Zum Vergleich: Carbonfaserverstärkte Kunststoffe (CFK) – so die korrekte Bezeichnung – sind nur etwa halb so schwer wie das Leichtbau-Metall Aluminium. Gleichzeitig sind sie aber deutlich fester und steifer.
Kein Wunder also, dass immer mehr Branchen auf dieses Material setzen. Und Stade ist hier schon lange ein echtes „Mekka“, wie Matthias Bunzel, Abteilungsleiter der Wirtschaftsförderung, und Bastian Brenken, Leiter des Composites United e.V. Nord (CU Nord), im Podcast BusinessTalk mit Host Tobias Pusch berichten. Der CU Nord ist der norddeutsche Ableger eines der weltweit größten Netzwerke für faserbasierten, multimaterialen Leichtbau, dem Composites United e. V. (CU). Er entstand 2019 aus der Fusion der Vereine Carbon Composites und CFK Valley.
„Der A350 von Airbus zeigt uns bereits jetzt, wie Carbonfasern im großen Maßstab eingesetzt werden können. Und auch für das Zukunftsthema Wasserstoff-Flugzeug setzt man auf CFK“, so Brenken. Hintergrund: Wegen des vergleichsweise hohen Volumens von Wasserstoff werden zukünftig große Tanks benötigt, die bei herkömmlicher Bauweise das Gewicht der Flieger zu stark erhöhen würden.
Die Luftfahrt war einst auch der entscheidende Faktor bei der Begründung des Clusters. Im Jahr 2004 wollte Airbus seine Zulieferer und alle Player in der Region besser zusammenbringen und im Austausch haben. „Stellen Sie sich das CU-Netzwerk wie eine große Theaterbühne vor, auf die die 350 Mitglieder schauen und auf der jeder auch sein Können zeigen darf“, so Brenken. Für Abwechslung bei dieser „Revue“ ist gesorgt, denn die Einsatzzwecke des Materials sind vielfältig. Neben dem Flugzeugbau benötigt auch die Automobilindustrie diese Werkstoffe, ebenso wie die Hersteller von Windrad-Rotorblättern, die Bauindustrie und die Medizintechnik.
Für den Wirtschaftsstandort Stade ist diese Expertise natürlich wie ein Sechser im Lotto. „Von der großtechnischen Forschung bis zur konkreten Anwendung dieser Technologien im Airbus-Werk Stade muss man immer nur ein Gebäude weiter gehen. Wo gibt es das sonst?“, fragt Matthias Bunzel von der Wirtschaftsförderung.
Und doch ist die ökonomische Vitalität der Stadt alles andere als ein Selbstläufer: „Was wir jetzt im Bereich CFK sehen, ist das Ergebnis von kluger Steuerung vor vielen Jahren. Aktuell beschäftigen uns auch Themen wie die Zukunft der energieintensiven Industrie im Stader Norden“, sagt Bunzel. „Wir als städtische Wirtschaftsförderung versuchen, die aktuelle Transformation bestmöglich zu flankieren. Gemeinsam mit den Industriebetrieben, dem niedersächsischen Wirtschaftsministerium, dem Amt für regionale Landesentwicklung Lüneburg, dem Landkreis Stade und dessen Wirtschaftsförderung sowie Playern wie dem Arbeitgeberverband, der Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie sowie der Industrie- und Handelskammer machen wir uns intensive Gedanken darüber, wie man den Industrie- und Chemiestandort zukünftig gut aufstellen kann.“
Und auch das Thema Fachkräfte hat die Wirtschaftsförderung im Fokus: „Wir stehen hier natürlich im Wettbewerb mit anderen Städten in der Metropolregion und auch mit Hamburg selbst. Wir haben aber mit der Elbe, der Nähe zum Meer, einer tollen ÖPNV-Anbindung und unserer historischen Altstadt eine Menge Themen, mit denen wir punkten können“, so Bunzel.
Ein gutes Beispiel für die Arbeitnehmer-Attraktivität des Standorts ist übrigens CU-Nord-Leiter Bastian Brenken: „Ich bin in Apensen aufgewachsen, habe in Braunschweig studiert und anschließend in Indiana promoviert. Aber nach dreieinhalb Jahren in den USA bin ich wieder in den Landkreis zurückgekommen, weil es einfach eine tolle Region ist und weil meine Frau und ich uns hier wohlfühlen.“
Ebenfalls Thema des BusinessTalk mit Brenken und Bunzel: Wie das Thema LNG die Zukunft Stades beeinflussen wird und was der geplante Surfpark samt künstlicher Welle mit dem Anwerben von Fachkräften zu tun hat.top
