Sie sind „Jung und Fleißig“!

Berufsorientierung mal anders: Der Buchholzer Adrian Jung bringt mit seinem Startup neuen Wind in das Thema Job-Wahl Foto: B&P

Berufsorientierung mal anders: Der Buchholzer Adrian Jung bringt mit seinem Startup neuen Wind in das Thema Job-Wahl.

Adrian Jung heißt nicht nur so, er ist es auch: Der 20-jährige Buchholzer hat seinen Namen zum Programm gemacht und das Unternehmen „Jung und Fleißig“ gegründet – eine fast schon geniale Idee in Zeiten des Fachkräftemangels einerseits und der mangelnden Berufsorientierung an Schulen andererseits. So sehr sich Lehrer auch bemühen, Schüler auf das Leben nach der Schule vorzubereiten – das Gros der Absolventen schlittert weitgehend blauäugig in die Welt der Arbeit hinein. Das war der Impuls für Adrian Jung, eine vierfache Win-Situation herzustellen: Er wird Unternehmer. Seine Mitarbeiter lernen die Arbeitswelt kennen. Sie bekommen einen ordentlichen Stundenlohn. Und die Auftraggeber bekommen die Hilfe, die auf dem regulären Arbeitsmarkt derzeit nur schwer zu finden ist.

Adrian Jung kommt aus einer Unternehmer-, genau genommen Handwerker-Familie. Sein Vater, Andreas Jung, betreibt in Steinbeck eine Dachdeckerei unter dem Namen Nordheide-Dach. Nach dem Abi war klar: Der Sohn macht eine Dachdeckerlehre. Mittlerweile ist Adrian Jung kurz vor dem Ende seiner Lehrzeit und selbst schon Unternehmer. Und das kam so: „Mir ist irgendwann klargeworden, dass die Fachkräfte viele Arbeiten machen, die eigentlich auch Helfer tun könnten. Da viele meiner Freunde im Studium einen Nebenjob suchten, begann ich, sie für solche Dienste einzusetzen. Das hilft den Unternehmen, die Helfer projekt- oder tageweise beschäftigen, denn sie können ihre Fachleute dann effektiver einsetzen. Und es hilft den jungen Leuten, die nicht nur angemessen bezahlt werden, sondern auch Einblicke in verschiedene Berufe bekommen, zu denen sie sonst keinen Zugang haben. Das gilt insbesondere für das Handwerk.“

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„Und die Jungs lernen was!“

Mittlerweile hat das Startup „Jung und Fleißig“ Fahrt aufgenommen. Adrian Jung beschäftigt bereits ein Dutzend 520-Euro-Kräfte (bezahlt wird nach Einsatzstunden) und peilt jetzt die Zahl von 15 Mitarbeiter an: „Die Nachfrage ist erstaunlich hoch – obwohl ich so gut wie kaum geworben habe. Das gilt sowohl für Firmen, die Helfer brauchen, als auch für Privat – beispielsweise wenn ältere Menschen Probleme haben, ihren Rasen zu mähen oder die Dachrinnen zu reinigen.“ 15 Euro zahlt der Jungunternehmer seinen Mitarbeitern, die er als Subunternehmer beschäftigt und versichert – ein guter Lohn oberhalb des gesetzlichen Mindestlohns. Er sagt: „Das motiviert, und die Jungs lernen was! Und manchmal führt es dazu, dass junge Menschen plötzlich etwas in der Berufswelt finden, was sie total begeistert.“ In einem Fall entstand daraus der Wunsch nach einer Ausbildung zum Elektriker. Wer einen Helfer bei „Jung und Fleißig“ bucht, zahlt je nach Qualifikation 25 bis 32 Euro die Stunde. Zurzeit sind zufälligerweise tatsächlich ausschließlich „Jungs“ beschäftigt, aber Adrian Jung will künftig auch Mädchen einstellen, die sich für diesen unkonventionellen Weg der Berufsorientierung interessieren.

Die Geschäftsidee des jungen Buchholzers ist nicht nur smart, sie trifft auch auf eine immer stärker wachsende Nachfrage, denn an der Fachkräftefront wird es zunehmend dünn. Studenten, die Hilfsjobs machen, sind zwar keine Fachkräfte, können aber den Experten im Handwerk oder in anderen Branchen entlasten. So die Idee von Adrian Jung. Den so erworbenen Einblick in verschiedene Bereiche der Arbeitswelt findet er sehr wichtig: „Berufsorientierung an den Schulen funktioniert nur bedingt, denn die meisten Schüler nehmen diese Angebote gern als willkommene Abwechslung im Schulalltag wahr. Das sind gefühlt Freistunden mit freien Nachmittagen ohne Hausaufgabe. Das eigentliche Ziel, nämlich etwas über die Berufe zu erfahren, interessiert die wenigsten. Das ist meine Erfahrung.“ Das Startup „Jung und Fleißig“ ist ein Gegenmodell – sozusagen Berufsorientierung von unten. Der Gründer hat sogar eine Vision: „Wenn sich die Idee etabliert hat, könnte das auch ein Modell für andere Städte und Regionen sein.“ wb

>> Web: www.jung-und-fleissig.de

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