Seevetaler Immobilienmaklerin formuliert nach Selbstversuch sieben Regeln: So erkenne ich einen seriösen Makler
Der Immobilienmarkt steht unter Schock. Das bekommen nicht nur die Banken und Sparkassen zu spüren, die über viele Jahre gute Geschäfte mit Baufinanzierungen gemacht haben, auch das Bauhandwerk, die Baubranche an sich und der Baustoffhandel (siehe auch Seite 14) leiden unter den veränderten Marktbedingungen. Wer eben noch den Traum vom Einfamilienhaus träumte, steht nun auf der Bremse – ein Umstand, der die Immobilienmakler hart trifft. Und mit ihnen all diejenigen, die frei nach dem Motto „Ich kann Makler“ meinten, das Geschäftsmodell der Immobilienvermittlung sei ein Selbstgänger. „Jetzt trennt sich die Spreu vom Weizen“, sagt die Seevetaler Immobilienmaklerin Karen Ulrich, und sie räumt ein: „Für den Kunden ist es echt schwierig, einen seriösen Makler von einem unseriösen zu unterscheiden.“ Also machte sie den Selbstversuch und wechselte die Seite. Als Kundin suchte Karen Ulrich nach einer Immobilie im niedersächsischen Bückeburg. Ihre Erfahrung: „Unter zehn Maklern war einer, der mich seriös beraten hat.“ Für B&P hat sie einen Sieben-Punkte-Plan entwickelt, aus dem hervorgeht, worauf Kunden achten sollten.
Insgesamt betrachtet registriert Karen Ulrich eine große Unsicherheit. Zum einen haben Immobilienverkäufer noch immer Dollarzeichen in den Augen und kein Gespür für das, was der angeschlagene Markt aktuell hergibt. Sie sagt: „Die Zinsen drücken auf die Nachfrage, also sinken die Preise, die ein Makler erzielen kann. Die politischen Gesetzesideen tun ein Übriges. Wenn dann noch in der Zeitung steht, dass die Zinsen wieder sinken, steht der Markt quasi still. Wer nicht dringend kaufen oder verkaufen muss, der wartet erstmal ab.“ Und: „Wenn ich als Maklerin eine Immobilie niedrig, weil realistisch taxiere, wird mir unterstellt, dass ich auf ein schnelles Geschäft ziele. Andere Makler geben hohe Summen an, bekommen den Auftrag und verkaufen dann zum niedrigen Preis, weil der Markt nicht mehr hergibt. Gründe finden sich dann immer. Ich sage: Das ist nicht seriös.“
Folgende sieben Regeln hat Karen Ulrich für sich definiert – ein guter Leitfaden für Menschen, die einen Makler suchen, aber noch nie zuvor mit der Branche zu tun
hatten:
1. Persönlicher Kontakt ist ein Muss. Der Makler meldet sich umgehend persönlich beim Kunden und verweist nicht auf eine Homepage und dort hinterlegte Fragebögen.
2. Der Faktor Zeit. Eine schnelle Kontaktaufnahme zeigt Interesse und signalisiert, dass der Kunde ernstgenommen wird.
3. Transparenz. Der Makler muss das Objekt, das er anbietet, bis ins letzte Detail kennen und beschreiben können. Karen Ulrich: „Als Kunde möchte ich nicht auf die Fehlersuche gehen, sondern von vornherein genau wissen, wie es um das Objekt bestellt ist.“
4. Ehrlichkeit währt am längsten. Im Zweifel müssen auch Details genannt werden, die eben nicht optimal sind – zum Beispiel drohende Sanierungen oder eine überalterte Heizungsanlage. Karen Ulrich: „Als Maklerin möchte ich keine Probleme schaffen, sondern sie verhindern.“
5. Juristische Einschätzung. Im Baurecht sind allerlei Dinge geregelt, von denen der Laie häufig keine Ahnung hat. Eine fundierte Beurteilung ist deshalb gesetzt, auch wenn das beispielsweise den Plan vom großen Anbau platzen lässt.
6. Mut zur Lücke. Wenn ein Makler kein passendes Objekt im Portfolio hat, sollte er das ehrlich sagen und nicht stattdessen ein Objekt „passend machen“. Geschäft um jeden Preis sei immer ein Warnzeichen. Manchmal ist die Ansage „sit and wait“ die beste Lösung für den Kunden.
7. Expertise. Nicht jeder Beteiligte an einem Immobiliengeschäft kennt sich in jedem Bereich aus. Deshalb ist es ein gutes Zeichen, wenn Makler mit Fachleuten aus anderen Disziplinen kooperieren. Kein Immobilienmakler ist zugleich Finanzierungsexperte, Baugutachter und Energieberater.
Karen Ulrich: „Ich würde mir wünschen, dass die Leute sich ein bisschen den Realismus bewahren und sich nicht von all den aktuellen Diskussionen verrückt machen lassen. Das gilt insbesondere für historische Gebäude. Fachwerk ist nun mal Fachwerk. Da kann ich kein Wärmeverbundsystem draufkleben. Einen Kaschmir-Pulli kann ich ja auch nicht kochen. Aber gerade ältere Häuser lösen häufig einen Wohlfühleffekt aus. Das ist ja beim Kauf auch ein Thema.“
Die Seevetalerin, die mit ihrem Team am Marquardtsweg in Fleestedt zu Hause ist, durchlebt aktuell zwar auch herausfordernde Zeiten, sagt aber: „Wir haben wirklich tolle Objekte in der Vermarktung, und wir verkaufen auch. Aber die Haltezeiten verlängern sich, und die Margen werden niedriger.“ Sie wünscht sich mehr Klarheit in der Politik und hofft auf ein Ende der latenten gesellschaftlichen Depression. wb
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