Metaverse –ein rechtsfreier Raum?

Im Gespräch mit B&P-Host Wolfgang Becker: Carina Tolle-Lehmann, Fachanwältin für Urheber- und Medienrecht, wagt einen Blick in die virtuelle Welt des Metaverse. Foto: Tobias Pusch

B&P-BUSINESSTALK Carina Tolle-Lehmann, Rechtsanwältin bei SKNvonGeyso, spricht im Podcast über den Markenschutz in der virtuellen Welt.

Die Welt in digitaler Form: Seit etwa zwei Jahren baut der US-Tech-Riese Meta (u.a. Facebook) mit dem Metaverse eine digitale Parallelwelt auf, die nicht nur ungeahnte Möglichkeiten für Digital Natives, sondern auch für Akteure bietet, die gern einmal abseits der korrekten Pfade wandeln. Ein Bespiel wäre da die Produktpiraterie, vor der Rechtsanwältin Carina Tolle-Lehmann im B&P-BusinessTalk warnt. Die Halbbrasilianerin ist Fachanwältin für Urheber- und Medienrecht. Aus eigener Anschauung weiß sie, wie junge Menschen, insbesondere Teenies, zum Shoppen in die digitale Welt von Mark Zuckerberg hineingesogen werden und dort beispielsweise virtuelle Produkte von Nike & Co. einkaufen. Im Gespräch mit Podcast-Host Wolfgang Becker sagt sie: „Alle großen Player sind bereits im Metaverse zu finden. Einen virtuellen Gerichtshof gibt es allerdings noch nicht.“ Was also tun, wenn ein Plagiat des eigenen Produkts auftaucht? Ein erster Schritt sei in jedem Fall der Markenschutz – so ihre Empfehlung.

Natürlich ist das Metaversum generell kein rechtsfreier Raum, da aber die ganze Welt Zugang zur virtuellen Welt hat, stößt die Judikative schnell an ihre Grenzen. Da ist sich Carina Tolle-Lehmann ziemlich sicher. Sie sagt: „Die Gesetzeslage in Deutschland oder auch Europa ist klar, aber was bei uns gilt, interessiert woanders nur bedingt. Wenn nun beispielsweise ein Produkt kopiert und im Metaverse verkauft wird, gibt es keine Instanz, an die man sich rechtlich wenden könnte. Einen Gerichtshof findet man dort nicht.“ Auch eine Rechtsanwältin im Harburger Binnenhafen dürfte an ihre Grenzen stoßen, wenn der Produktprirat irgendwo in Südostasien, Russland oder irgendwo auf einer Insel im Südatlantik sitzt.

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„Das ist schon etwas spooky“

Bislang ist Metaverse vor allem eine digitale Plattform, in der die Avatare real existierender Menschen einkaufen – um sich auch als virtuelle Figur stylisch zu kleiden.
Carina Tolle-Lehmann: „Da kaufen sich die Kids dann eben ein Nike-T-Shirt oder teure Sportschuhe oder ein cooles Cappy. Und zwar zum selben Preis wie im richtigen Leben. Im Nikeland können sie sogar gemeinsam joggen – das ist schon etwas spooky, wie ich finde.“ Auf dem Sofa sitzen und gleichzeitig joggen? Die digitale Scheinwelt hält allerlei Überraschungen parat. Carina Tolle-Lehmann: „Wir können davon ausgehen, dass Metaverse das nächste große Ding nach dem Internet und dem Smartphone wird. Irgendwann wird man als Unternehmen dort auffindbar sein müssen, wenn man im Geschäft bleiben will. Für die großen Player mit ihren ebenso großen Rechtsabteilungen ist das relativ einfach, aber was bedeutet das für den Mittelstand? Deshalb ist es wichtig, sich durch den Schutz der eigenen Marke wenigstens einigermaßen in eine sichere Position zu begeben. Auch wenn wir heute noch nicht wissen, wie sich die virtuelle Szene in Zukunft entwickeln wird.“ wb

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