B&P-BUSINESSTALK Christoph Birkel (Tempowerk) stellt Prof. Dr. Tim Schweisfurth (TUHH) vor – Auftakt zur Serie „Technik für die Menschen“.
Eigentlich ist es doch ganz logisch: Je mehr Impulse in die Entwicklung eines Produkts oder Verfahrens eingehen, umso besser wird es. „Das ist in der Natur ja auch so. Wir mischen die Gene, um mehr Variationen und mehr Resilienz zu erzeugen“, sagt Christoph Birkel, Geschäftsführer des Technologieparks Tempowerk. Auch Unternehmen können die Kraft der externen Impulse für sich nutzen. Das Stichwort lautet „Kollaboration“. Ein Thema, das Birkel bereits seit Jahren umtreibt. „In meinen Augen haben wir hier in Deutschland immer zu wenig Aufmerksamkeit darauf gelegt. Und nun müssen wir da endlich mal ran, sonst verlieren wir den Anschluss“, so Birkel.
Und er belässt es nicht beim Reden – sondern kommt gleich ins Handeln. Um beim Kollaborieren nicht auf Mutmaßungen angewiesen zu sein, hat er der Technischen Universität Hamburg (TUHH) nun für zehn Jahre eine Professur gestiftet. In einem kompetitiven Auswahlprozess setzte sich Prof. Dr. Tim Schweisfurth im Bewerberfeld durch. Er kennt den Gedanken der Kollaboration bereits seit seinen frühen Studenten-Tagen, die einst an der TUHH begannen und ihn später nach München, in die Niederlande und nach Dänemark führten: „Ich bin Wirtschaftsingenieur, da ist man weder reiner BWLer noch echter Ingenieur. Ich war es also immer gewohnt, zwischen den Stühlen zu sitzen und die Welten miteinander zu verbinden.“
Das Tempowerk als Reallabor
In seiner Habilitation betrachtete Schweisfurth, wie Kooperation über Organisationsgrenzen hinweg gelingen kann. „Es geht immer darum, viele Stakeholder in Innovationsprozesse zu integrieren“, erklärt der Professor. „Ganz allgemein gilt mein Interesse den frühen Phasen der Kollaboration, in denen Ideenfindung und Ideenbewertung im Fokus stehen. Man könnte sagen, dass es mir darum geht, dass möglichst viele Ideen entstehen und die Bewertung zielgerichteter abläuft.“
„Organisational Design and Collaboration Engineering” heißt das dann als Professur. „Ich will das Tempowerk als Forschungsfeld nutzen. Wir werden Rahmenbedingungen, Strukturen und Prozesse identifizieren, in denen Personen miteinander gut arbeiten können, um Innovation hervorzubringen.“ Dabei setzt Schweisfurth vor allem auf die Kraft der Beobachtung. „Es ist ein bisschen wie ein Experiment. Wir ändern hin und wieder kleine Parameter und schauen, welchen Einfluss das auf das Endergebnis hat. Auf diese Weise wächst unsere Erkenntnis bezüglich produktiver Kollaboration Stück für Stück.“
Christoph Birkel ist bereits jetzt gespannt auf das Ergebnis: „Es ist doch toll, dass das Tempowerk nicht nur Flächen für Unternehmen anbietet, sondern auch perfekte Bedingungen für Kollaboration. Das ist unser Alleinstellungsmerkmal.“ Dabei ist ihm bewusst, dass Zusammenarbeit oft auch an Angst scheitert. „Aber die Zeiten, in denen man sein Wissen und Können abschirmt, sind ein für alle Mal vorbei.“ Als besonders gelungenes Beispiel für eine Kollaboration betrachtet er übrigens das iPhone: „Die Geräte von Nokia konnten eigentlich genauso viel. Aber Apple hat es geschafft, Experten für Design, Haptik und Nutzererfahrung gleichberechtigt in den Entwicklungsprozess zu integrieren und auf diese Weise etwas Einzigartiges geschaffen – und den Platzhirsch verjagt!“ top