Vernissage: Tempowerk präsentiert „Kunst verbindet . . . Farbe und Fantasie“ – Neuer Ausstellungszyklus gestartet
Wenn Christoph Birkel und sein Team zur Vernissage ins Tempowerk einladen, wird es spannend. So auch dieses Mal zur Eröffnung des neuen Kunstzyklus‘ der Reihe „Kunst verbindet . . .“, wobei nach den Punkten der aktuelle Titel folgt: Farbe mit Fantasie. Aktuell zeigen sechs Künstler ihre Werke in der Tempowerk-Zentrale – und auch außerhalb, wie Besucher unschwer erkennen werden. Das Berliner Künstlerpaar Atau Hámos und Toni Prediger haben binnen sieben Tagen eine riesige bunte Welle an die Glasfassade geklebt – passend zum „bunten Chaos“, von dem Tempowerk-Geschäftsführer Christoph Birkel in seiner Begrüßung vor fast 200 Besuchern sprach.
Birkel zog eine Parallele vom künstlerischen Schaffensprozess zu technischen Entwicklungen. Nicht selten stehe man zu Beginn vor einem „bunten Chaos an Möglichkeiten“, habe dann die zündende Idee und am Ende ein harmonisches Ergebnis – eben das fertige Werk. Dazu passe der Titel Farbe mit Fantasie hervorragend. Bei technischen Entwicklungen sei es ähnlich. Als besonderen Gast hatte er dieses Mal Prof. Kerstin Kuchta eingeladen, Vizepräsidentin der TU Hamburg. Sie hatte Wissenswertes im Gepäck und begann ihren Vortrag mit einer provokanten Aufgabe: „Stellen Sie sich mal eine Farbe vor, die sie nicht kennen.“
Die Antwort lieferte Kerstin Kuchta gleich mit: „Das geht nicht, denn dazu fehlt uns die Fantasie. Aber: Wir wissen, dass es doppelt wenn nicht gar drei Mal so viele Farben gibt, als wir Menschen sehen können.“ Es folgte ein kleiner Ausflug auf die menschliche Netzhaut, auf der drei Farbrezeptoren – Zapfen – aus Rot, Gelb und Blau das ganze Farbspektrum des Regenbogens mischen. Kuchta: „Ein Hund hat nur zwei Zapfen, sein Farbspektrum ist deutlich kleiner als das des Menschen. Vögel haben vier Zapfen – sie sehen viel mehr als wir. Ihre Welt ist ganz anders als unsere. Insekten haben neun Zapfen, und speziell Schmetterlinge sogar 15.“
Man mag sich gar nicht vorstellen, wie so eine Schmetterlingsfarbwelt aussieht, denn das, was Kuratorin Dorothea Ladek (Tempowerk) aktuell an Farben zusammengetragen hat, ist schon bunt genug. Zu sehen sind die Werke für jedermann während der üblichen Öffnungszeiten im Tempowerkring 6. Bis zur nächsten Vernissage im Herbst 2024 bekommen alle Künstler eine Einzelausstellung und zeigen dann eine große Auswahl ihrer Werke. wb
Diese Künstler stellen aus
Für Atau Hámos ist Kunst, die von einem Rahmen umgeben wird wie ein Fenster, das einen begrenzten Blick in eine andere Welt erlaubt. Er steigt durch dieses Fenster und entwickelt seine TapeArt-Arbeiten dreidimensional, sodass die Besucher eintreten können. Und dann verändert sich das Werk mit jedem Positionswechsel. Atau Hámos hat die Fassade im Hauptgebäude im Tempowerk atemberaubend gestaltet!
Tanja Thordsen präsentiert sich mit duftenden und farbenfrohen Bildern, die ihre Energie in den Raum übertragen. Sie arbeitet mit pigmentiertem Bienenwachs, das sie übereinanderschichtet oder mit unzähligen Rechtecken zu Farbtafeln fügt. Ihre Arbeiten verführen dazu, der Fantasie freien Lauf lassen zu lassen.
Marlen Schulz mag Kontraste und verbindet grafisch-gerade und offen-lockere Elemente in ihren Bildern (Acryl und Polychromos auf Leinwand). „Meine Formen würde ich als gegenständlich oder relativ real bezeichnen, die Farben überlasse ich dem Zufall und dem, was mein Bild braucht – manchmal natürlich, oft fantastisch“, sagt sie.
Claudia Mächler zeigt Porträts (Acryl, Öl auf Leinwand), die sich aus Abstraktion und ganz konkreter Gegenständlichkeit entwickeln und sofort unsere Fantasie triggern. Sie liebt das Schwarz, das sich aus der Mischung der Komplementärfarben Chromoxidgrün und Krapprot ergibt.
Janus Hochgesand trägt die Farbe (Pigmente und Öl) mit Besen und Spachtel auf und verteilt sie mit seinen Sneakers auf der Leinwand, sodass in einem langfristigen Prozess dreidimensionale Strukturen entstehen und schließlich die Farbe den Raum für sich einnimmt. Seine Arbeiten laden in fantastische Welten ein, die man sich so gar nicht hätte denken können.
Für Kirsten Ladiges finden Farben ihre Rolle erst im Zusammenspiel (Acryl, Öl, Collage auf Leinwand). Sie können sich freundlich unterstützen, gegenseitig verdrängen, leise und laut sein oder auf ihrer Hauptrolle bestehen. Ladiges verbindet Malerei und Collage, freie Räume und verschobene Perspektiven. Ihr ist es wichtig, die Fantasie der Betrachtenden anzuregen.
■ Seit 1998 veranstaltet das Tempowerk Kunstausstellungen im Technologiepark. Inzwischen sind die Zyklen und die kulturellen Aktivitäten weit über Hamburg hinaus bekannt und anerkannt. 2012 erhielt die Initiative dafür den renommierten KulturMerkur der Hamburger Kulturstiftung und der Handelskammer Hamburg.
>> Web: www.tempo-werk.de