Pitch-Event: An diesen Geschäftsmodellen arbeiten Hamburger Startups.
Lang, lang ist’s her: „Das letzte Mal, dass wir uns in diesem Rahmen getroffen haben, war weit vor Ausbruch der Corona-Pandemie“, konstatierte Martin Mahn, Chef der Tutech Innovation GmbH bei der Eröffnung des Startup-Pitch-Events, das jetzt in seinen Räumlichkeiten im Harburger Binnenhafen stattfand. Etwa 80 Interessierte – darunter zahlreiche potenzielle Investoren – waren gekommen, um sich anzuschauen, wie fünf junge Firmen ihre Geschäftsmodelle präsentierten. Eingeladen hatte der Wirtschaftsverein für den Hamburger Süden gemeinsam mit der TuTech-Schwester Hamburg Innovation GmbH sowie den gründungsunterstützenden Verbünden beyourpilot, Startup Port und dem Business Angels Netzwerk Elbe-Weser e.V. (Banew).
Dr. Olaf Krüger, Banew-Vorsitzender, sieht den Engpass übrigens gar nicht auf Seiten der Startups, wie er in seinen Begrüßungsworten umriss. „Wir haben eher einen Mangel an Investoren, damit gute Ideen auch wirklich den Schub bekommen, den sie brauchen.“ In Hamburg seien aktuell 815 so genannte Business Angels registriert, also Privatleute, die innovative Neugründungen mit Geld, Know-how und ihren Netzwerk-Kontakten unterstützen. „Auch wenn Hamburg ein Stadtstaat ist und somit vergleichsweise klein, so ist das nur Platz 6 unter den Bundesländern. Für eine Stadt wie Hamburg ist das in meinen Augen zu wenig.“ Führend bei den Ländern sei übrigens Bayern. „Da gibt es in etwa drei Mal so viele Angels wie bei uns. Das ist ein Niveau, das wir auch hier anstreben sollten, denn Startups sind dank ihrer Ideen ein Lebenselixier für Wirtschaft und Gesellschaft“, so Krüger.
So wie beispielsweise Repath, eine Software zum Ermitteln unternehmensspezifischer Risiken, die als Folge des Klimawandels entstehen. „Viele Unternehmen berücksichtigen die anstehenden klimatischen Veränderungen nicht bei ihren Investitionen in die eigene Infrastruktur“, so Co-Founder und CEO Julius Pröll. „Unsere Software-As-A-Service-Lösung analysiert das eigene Portfolio und prognostiziert auf Grundlage Hunderter Klimasimulationen, wie sich beispielsweise Starkregen-Ereignisse an einem bestimmten Standort entwickeln werden. Zudem liefern wir Lösungsvorschläge für eine geeignete Prävention.“
Ebenfalls das Klimawandel-Thema spielte Colipi. Auf fast schon magisch erscheinende Art und Weise möchte das Unternehmen CO2 durch Gasfermentation in Speiseöl verwandeln. Dadurch werden gleich zwei Probleme auf einmal gelöst: Das Klimagas wird der Atmosphäre entzogen – und es werden gleichzeitig Anbauflächen eingespart, für die bisweilen Wälder gerodet werden. Ein klassisches IT-Startup mit Martkplatz-Funktion präsentierte dann Insurfox. Diese Firma agiert als Online-Makler für B2B-Versicherungen, aktuell noch ausschließlich im Bereich Transport und Logistik. „Die Abläufe sind häufig langwierig, papierlastig und kompliziert. Wir haben hier aber einen Online-Marktplatz ins Leben gerufen, mit dem beispielsweise ein Transportunternehmer seinen Lkw bei einer Versicherung anmelden und dann umgehend nutzen kann – statt wie bislang bis zu einer Woche zu warten, bis alles erledigt ist“, erklärte CEO Jürgen Sprang.
Ebenfalls im Logistikbereich aktiv ist Konvoi – eine Sicherheitslösung für Lastwagen zum Schutz vor Ladungs- und Dieseldiebstahl sowie Überfällen. Co-Founder Heinz Luckhardt will sein Geschäftsmodell vor allem mit Hilfe von Sensoren vorantreiben, die an den Fahrzeugen montiert werden. „Zum einen werden dadurch die teilweise enormen Warenwerte abgesichert, zum anderen bedeutet jeder Diebstahl auch immer eine potenziell kostenträchtige Unterbrechung von Prozessen, selbst, wenn es nur um den Diebstahl von ein paar Hundert Liter Kraftstoff geht.“
Recht technisch ging es dann beim letzten Kandidaten Liqtra zu. Geschäftsführer Tristan Hocke hat mit seinem Team einen 3D-Drucker entwickelt, der nicht nur hochauflösend, sondern gleichzeitig auch schnell drucken kann. Die Geschwindigkeit erhöht dann wiederum auch die Stabilität des Materials, weil die einzelnen Lagen weniger Zeit haben, sich auszukühlen, was wiederum die Haftfähigkeit verringern würde. Liqtra hat zur Lösung der Thematik einen Druckkopf mit sieben Düsen entwickelt. „Nun benötigen wir Geld für die Fertigung“, so der Gründer, der für sein Produkt unter anderem Anwendungsmöglichkeiten in der schnellen Anfertigung von Orthesen sieht.
Beim anschließenden Get Together war dann nicht nur für das leibliche Wohl gesorgt: An verschiedenen Ständen wurden die kurzen, fünfminütigen Pitches mit interessierten Angels weiter vertieft. top