IBA-Geschäftsführerin Sabine de Buhr erklärt das Konzept – Hochbaulicher Wettbewerb entschieden.
Kopenhagen, Malmö und Wien haben es vorgemacht – jetzt setzt Hamburg noch eins drauf und plant in Oberbillwerder einen komplett neuen Stadtteil mit einem komplett neuen Parksystem. Die Frage „Wohin mit den Autos?“ wird bereits beantwortet, bevor die ersten Häuser stehen. Weit im Voraus hat die IBA Hamburg die Mobility Hubs ins Gespräch gebracht, das Konzept im Rahmen einer Exkursion nach Wien mit den dortigen Stadtplanern diskutiert und für Hamburg zugeschnitten. Jetzt steht der Siegerentwurf für den ersten von bis zu einem guten Dutzend geplanter Mobility Hubs fest – eine erste Idee für die Lösung des Parkraumproblems in künftigen neuen Quartieren, wie Sabine de Buhr, Geschäftsführerin der IBA Hamburg GmbH, im B&P-Gespräch erläuterte.
Ein Mobility Hub erfüllt mehrere Funktionen, denn darunter ist nicht nur eine Art begrüntes Parkhaus zu verstehen, sondern auch ein Quartierszentrum mit zusätzlichen Möglichkeiten wie Gastronomie, Cafés, Co-Working-Places, Dienstleistungen bis hin zum Thema Nahversorgung (Supermarkt, Bäcker, Kiosk) sowie Dachnutzungen für Sport und Freizeit. Kurz: Das sind die Orte, an denen der Nachbar auf den Nachbarn trifft.
Ziel: Aufs Auto verzichten
In Hamburgs 105. Stadtteil sollen die multifunktionale und gestalterisch hochwertige Mobilitäts- und Gemeinschaftszentren einen weitgehenden Verzicht von Parkplätzen im öffentlichen Straßenraum ermöglichen. Sabine de Buhr: „Oberbillwerder ist nicht autofrei geplant, aber wir wollten die Frage lösen, wie es gelingen kann, dass die Straßen nicht zugeparkt werden.“ Deshalb wird rund um das neue 118 Hektar große Quartier (6500 Wohneinheiten und bis zu 5000 Arbeitsplätze, ab Mitte des Jahrzehnts) nördlich der S-Bahnstation Allermöhe ein Ring aus 11 bis 13 Mobility Hubs mit maximal 5000 Stellplätzen entstehen. „Wenn es denn nötig ist. Der Bebauungsplan gibt das her, aber die Idee ist eigentlich eine andere. Wir bieten mit S-Bahn, Bussen, Velo-Routen und Carsharing-Modellen eine ganze Reihe von Alternativen zum Auto an“, sagt Sabine de Buhr.
Für die ersten beiden Mobility Hubs, die im Bahnquartier realisiert werden, hatte die IBA Hamburg einen Realisierungswettbewerb mit Ideenteil ausgeschrieben. Für Mobility Hub 7 soll ein Planungsauftrag an einen der Preisträger vergeben werden. Für Mobility Hub 6 wurden im Wettbewerb Ideen für eine konzeptionelle und gestalterische Lösung zur Umsetzung eines automatisierten Parksystems entwickelt.
Ausgezeichnet wurden für den Entwurf von Mobility Hub 7 die Büros, STLH Architekten Thauer Höffgen PartGmbB, Hamburg (1. Preis), Spengler Wiescholek Architektur // Stadtplanung PartGmbB, Hamburg (2. Preis) und KPW Papay Warncke Vagt Architekten PartG mbB, Hamburg (3. Preis). Die Preisträger für den Entwurf von Mobility Hub 6 sind Spengler Wiescholek Architektur // Stadtplanung PartGmbB, Hamburg (1. Preis), Benkert Schäfer Architekten Partnerschaft mbB, München (2. Preis) und ADEPT, Kopenhagen (3. Preis). Ein erstaunliches Ergebnis, denn von den sechs prämierten Entwürfen aus insgesamt 61 Einsendungen aus der ganzen Welt stammen vier von Hamburger Architekten, deren anonymisierte Ideen die Jury offenbar überzeugten.
Franz-Josef Höing, Oberbaudirektor der Freien und Hansestadt Hamburg:
„Der Siegerentwurf für Mobility Hub 7 überzeugt durch eine transparente Fassadengestaltung und ein funktional sowie offen gestaltetes Mobilitätsfoyer.“ Ob der Entwurf auch tatsächlich so gebaut wird, ist jedoch noch offen. Laut Sabine de Buhr muss dazu letztendlich ein Investor gefunden werden, der den Mobility Hub bauen und betreiben will. Das entsprechende Konzept soll bis Anfang 2024 stehen.
Lösung für den ruhenden Verkehr
Und sie sagt: „Die Neuorganisation des ruhenden Verkehrs ist ein wichtiges Ziel für unsere neu geplanten Quartiere. In Oberbillwerder werden die Mobility Hubs, in denen wir den ruhenden Verkehr unterbringen, durch die Kombination mit öffentlichen und nachbarschaftlichen Nutzungen zu Katalysatoren der Quartiersentwicklung. Die Siegerentwürfe zeigen welche Qualitätssteigerungen sich für die öffentlichen Plätze ergeben. Davon werden alle zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner einmal profitieren.“ Und die Investoren im Bereich Wohnungsbau ebenfalls, denn sie können auch eigene Stellplätze verzichten, stattdessen mit einem Baukostenzuschuss den nächstgelegenen Mobility Hub mitfinanzieren.
o Das Projekt „Mobility Hubs für eine nachhaltige Quartiersentwicklung“ ist Teil des durch das Bundesministerium des Inneren für Bau und Heimat geförderten Programms „Nationale Projekte des Städtebaus“. wb/ibaAlle Entwürfe im Web: https://c4c-berlin.de/projekt/mobility-hubs-oberbillwerder/