25 Jahre WLH: 300 Gäste feiern im TIP Innovationspark die Transformation des Landkreises Harburg vom Naherholungsgebiet zum Top-Wirtschaftsstandort
Das war eine angemessene Feier: 25 Jahre Wirtschaftsförderung im Landkreis Harburg waren der Anlass für einen „großen Bahnhof“ mitten im TIP Innovationspark Nordheide. In der nagelneuen Lagerhalle von Accelery trafen rund 300 Gäste auf ein bestens vorbereitetes WLH-Team, die Küche von Leuchtturm-Wirt Frank Wiechern (Harburg), eine kecke Truppe von Kampfkellnern (Scharlatan-Theater Hamburg) und eine ganze Schar von Wegbegleitern, die den Start und den Aufstieg der WLH zu einer der effizientesten Wirtschaftsförderungsgesellschaften der Region gemacht haben. Mit dem noch zögerlichen Startschuss vor 25 Jahren, die Politik war sich damals nicht einig, leitete die WLH unter Führung von Wilfried Seyer die Transformation des Landkreises Harburg vom idyllischen Wald- und Heide-Wandergebiet der Hamburger hin zu einem agilen und erfolgreichen Wirtschaftsstandort ein, wie Landrat Rainer Rempe hervorhob und mit ganz aktuellen Zahlen belegte: Beim Thema Wirtschaftskraft steht der Landkreis Harburg unter den niedersächsischen Landkreisen und kreisfreien Städten auf Platz eins, bundesweit im Ranking der 401 Landkreise und kreisfreien Städte an Position 25.
Rempe weiter: „Die WLH hat die Hoffnungen, die damals in sie gesetzt wurden, mehr als erfüllt. Sogar übertroffen. Sie startete als ‚Versuch einer Wirtschaftsförderung‘ befristet auf fünf Jahre und ausgestattet mit einem Etat von 60 000 Mark pro Jahr.“ Der Landkreis galt damals noch weitgehend als Naherholungsgebiet mit geringer Wirtschaftskraft. Kaufkraft? War vorhanden, floss aber vor allem nach Hamburg. Rempe: „Das Jahr 1998 markiert die standortpolitische Wende. Damals begann die Aufholjagd.“
14 Gewerbegebiete entwickelte die WLH, 20 000 neue Jobs entstanden, ein Gründungszentrum wurde in Buchholz gebaut, der TIP Innovationspark (Buchholz) auf den Weg gebracht, das 5G-Campusnetz geknüpft, und inzwischen ist die Gesellschaft sogar für Lüneburg und Bispingen tätig, also jenseits der Kreisgrenzen. Heute stellt politisch niemand mehr in Frage, ob die ausgelöste Job-Welle die Lebensqualität beeinträchtigt. Die Formel lautet: Wohnen + Arbeiten = Lebensqualität. Und das haben auch die zögerlichen Kreispolitiker von damals mittlerweile verstanden.
„Die WLH ist ein echter Glücksfall“
Träger der WLH sind der Landkreis, die Sparkasse Harburg-Buxtehude und der Energieversorger EWE. Laut Rempe wurden binnen 25 Jahren 260 Unternehmen bei der Ansiedlung begleitet und 96 Startups durch das ISI Zentrum für Gründung, Business und Innovation geschleust. „Die WLH ist ein echter Glücksfall.“ Mehr Lob aus dem Mund des Landrats geht nicht. Das schmale Investment von damals zahlte sich übrigens sehr schnell aus: Schon nach drei Jahren hatte es die WLH geschafft, sich aus eigenen Einnahmen, insbesondere der Vermarktung von Gewerbeflächen, selbst zu finanzieren. Das ist bis heute so geblieben.
Seit fünf Jahren ist Jens Wrede als Geschäftsführer an Bord und hat es geschafft, den Staffelstab nicht nur zu übernehmen, sondern auch weiterzutragen. Er ist aktuell damit beschäftigt, den TIP Innovationspark mit wissensbasierten Arbeitsplätzen zu bestücken, neue Firmen anzusiedeln und das 5G-Campusnetz-Thema voranzutreiben – einem „bundesweit einzigartigen Forschungsfeld für Unternehmen, die mit Echtzeitdatenübertragung experimentieren wollen.“ Auf der einstigen Sandwüste zwischen Dibbersen und Buchholz haben sich bereits mehrere Unternehmen angesiedelt.
Nächstes Ziel: Ein Technologiezentrum
Wrede kündigte an, dass die WLH verstärkt im Bereich von Innovationen in Kooperationen mit Universitäten und wissenschaftlichen Einrichtungen aktiv wird. Das ist längst eingeplant, könnte aber bald auch sichtbar werden: Er zeigte den Entwurf eines Technologiezentrums mit Hallen und Laboren – eine Zukunftsvision, die für den nächsten WLH-Entwicklungsschritt steht. Jens Wrede: „Wir wollen die jungen Gründer stärken, denn ihnen gehört wirtschaftlich die Zukunft. Sie brauchen Hallen – die es im Hamburger Süden aktuell kaum gibt.“
In abschließenden Talk-Runde kamen noch einmal die WLH-Väter zu Wort, darunter Wilfried Seyer, der sagte: „Ich empfinde es nach wie vor bedrohlich, wenn Bürger die Ansiedlung von Unternehmen als Bedrohung empfinden.“ Volle Unterstützung von Jens Wrede: „Wirtschaftsentwicklung hat etwas mit Fläche zu tun. Ohne Flächen geht es nicht, trotzdem wird immer wieder der Flächenverbrauch kritisiert. Dazu sage ich: Wir verstehen Gewerbeentwicklung ganz klar als Nachhaltigkeitsthematik.“
Ein letzter Punkt: Insbesondere in den vergangenen fünf Jahren hat sich das Verhältnis zu den Nachbarn in Hamburg deutlich verbessert. Zwar ist die Hansestadt wirtschaftlich betrachtet immer noch übermächtig stark, aber es haben sich viele Verbindungen entwickelt, was sich auch in der Gästeliste ablesen ließ. Wilfried Seyer erinnerte kurz an die Zeiten, in denen es angespannter war und zitierte einen alten Werbeslogan: „Wenn Hamburg das Tor zur Welt ist, dann müssen wir ja wohl die Welt sein.“ Für diesen Abend traf das sicherlich zu . . .