B&P-GESPRÄCH Das sind die neuen Abteilungsleiter für Gewerbe- und Firmenkunden der Haspa – Eine erste Lagebestimmung mit Jonas Mädel und Jan-Christopher Breuel
Mit Jonas Mädel und Jan-Christopher Breuel hat die Haspa zwei neue Leiter für die Bereiche Gewerbekunden und Firmenkunden benannt. Beide haben ihre neue Rolle innerhalb der Haspa-Region Hamburg Süd bereits im Sommer übernommen – ein Start in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten, denn eines bestätigen sie unisono: Viele Kunden sind verunsichert. Zum einen, weil die Rahmenbedingungen immer stärker von Regulierung geprägt sind, zum anderen weil die globale Lage insgesamt derzeit eher krisenhaft erscheint. Mädel und Breuel sind bereits seit vielen Jahren in verschiedenen Positionen bei der Haspa beschäftigt. Ihre neue Führungsrolle – jeder hat ein 21-köpfiges Team – im Bereich der Firmenkunden und der Gewerbekunden fällt zudem exakt in die Phase der ESG-Scoring-Einführung. Als EZB-überwachtes Finanzinstitut ist die Haspa Teil der „ersten Welle“ und regional betrachtet somit in einer gewissen Pionierrolle. Das gilt auch für die Firmenkundenberater.
Dass sich die Lage innerhalb des zurückliegenden Jahres radikal verändert hat, ist eine Binsenweisheit. Steigende Zinsen, hohe Baukosten, hohe Material- und Energiekosten, das vorläufige Ende des Immobilien-Booms und dazu eine Pandemie im Rücken und den zunehmenden Fachkräftemangel vor der Brust. Ein Krieg, politische Adhoc-Entscheidungen, die Inflation, der Klimawandel – es kommt gerade ganz schön dicke. Das merken auch die Unternehmer und Investoren. Jan-Christopher Breuel: „Das Immobilien- und Bauträgergeschäft liegt weitgehend brach. Wir haben Stand heute zwar keine Probleme im Bereich der Kreditrisiken, aber in diesem Geschäftsbereich wird zurzeit wenig Neues angefangen. Wer gestern noch ein großes Bauprojekt geplant hat, der geht heute lieber erstmal auf Nummer sicher und macht nichts. Es herrscht eine große Unsicherheit am Markt.“
Und weiter: „Nach zehn Jahren niedriger bis sogar negativer Zinsen und in der Folge des Bau-Booms, wundern sich jetzt manche Kolleginnen und Kollegen. Die kennen das gar nicht. Dabei hatten wir schon in früheren Zeiten Phasen, wo die Märkte runterfuhren.“ Wie lange das anhalten wird, weiß niemand. Die Haspa stellt zwar Prognosen auf, aber die jüngste Vergangenheit lehrt, dass auch völlig unerwartete Ereignisse wie der Angriff Putins auf die Ukraine passieren können. Und plötzlich ist alles anders.
Bei den kleineren Unternehmen herrscht zwar Unsicherheit aufgrund hoher Kosten beispielsweise für Energie und Material, aber „der Rückgang ist nicht ganz so stark“, wie Jonas Mädel sagt. Sein Team von Beratern betreut kleinere Gesellschaften und Familienunternehmen, das Handwerk und den kleineren Handel. Hier schlägt vor allem die teils extreme Regulierung durch den Staat und die EU aufs Gemüt.
ESG-Scoring: Jetzt geht es los!
Das könnte sich noch verstärken, wenn in absehbarer Zeit das ESG-Scoring eingeführt wird. Der von der EU verordnete Nachhaltigkeits-Check soll davor bewahren, dass sich Banken und Sparkassen spezielle Kreditrisiken ins Haus holen – wer nicht nachhaltig wirtschaftet, muss damit rechnen, dass seine Kredite künftig teurer werden. Jan-Christopher Breuel: „Finanzinstitute ab einer Bilanzsumme von 35 Milliarden Euro werden von der EZB überwacht, also besonders stark beaufsichtigt. Die Haspa zählt dazu. In der Folge sind wir beim Thema ESG gleich vorn mit dabei – unsere Kolleginnen und Kollegen werden daher bereits jetzt geschult, denn sie sollen künftig auch zu diesem Thema unseren Kunden gute Ratgeber sein. Unsere Meldepflicht beginnt bereits Ende 2023, allerdings noch recht allgemein gehalten – da geht es dann vor allem um den Anteil sogenannter „grüner“ und „brauner“ Finanzierungen im Kreditportfolio. Aber das wird dann immer weiter runtergebrochen. Am Ende bis hinein in jedes Unternehmen. Daher ist es unser Ziel, unsere Kunden bei der Erarbeitung ihrer eigenen Strategie in Sachen Nachhaltigkeit zu begleiten und diese dann gemeinsam in die Umsetzung zu bringen. Unsere Beraterinnen und Berater haben zum Teil langjährige Kundenbeziehungen – sie werden sich mit Leidenschaft dafür einsetzen, ihre Kunden zu unterstützen.“
Und weiter: „Das ist etwa vergleichbar mit der Einführung des Ratings vor 20 Jahren. Eine Rating-Note als Indikator für Kreditkonditionen hatte es bis dahin auch noch nicht gegeben. Jetzt erleben wir das im Zusammenhang mit der Nachhaltigkeit – und die ist viel komplexer. Hier ist es unser Ziel, die Kunden partnerschaftlich mitzunehmen auf einen gemeinsamen Weg. Es muss ja etwas passieren, also bleibt uns gar keine Wahl.“ Jan-Christopher Breuel hat in der Vergangenheit für die Haspa auch schon das Thema Förderberatung bearbeitet – da geht es beispielsweise um günstige KfW-Mittel als Anreiz für nachhaltiges Bauen. Jetzt sagt er: „Wir erleben einen politischen Strategiewechsel. Wir verlassen das Anreizsystem und wechseln zum Malus-System . . .“ wb
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